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Lisa per Einleitung, oder: Ihre Majestät brauchen eine Extrawurst

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Geschrieben (bearbeitet)

Achtung, lang! :D

*****

Lisa per Einleitung, oder: Ihre Majestät brauchen eine Extrawurst

So, ich stelle auch mal meinen Bericht hier rein :>

Vorgeschichte: Nach einer fast komplikationslosen Schwangerschaft entpuppt sich unser Offspring Lisa im letzten Trimester schon als Persönchen mit Dickkopf. QL und BEL in der 37. SSW, alles vorbereitet für KS; dann, knapp vor dem Termin, dreht sie sich in SL. Dazu bis zum Schluss ein irres Platzgerangel im Bauch – die FÄ schätzt Madame auf vier Kilo.

Und dann warten. Und warten.

Termin: 30.12. Silvester kommt und geht ohne Anzeichen, dass Euer Durchlaucht sich auf den Weg zu machen gedenkt. Ist ja auch viel zu kalt draußen.

Schließlich, bei ET+8, wird die Überweisung ins KH zur Geburtseinleitung geschrieben.

Mama und Papa in spe überglücklich – endlich passiert was! Seit Tagen gehen wir nur noch selten ans Telefon, weil uns auf die dauernden Fragen danach, wo Lisa denn bleibe, gar keine Antworten mehr einfallen.

Am 09.01.09 ist Lisa also fällig. Denken sich zumindest alle Beteiligten.

Ein Opa ist eigens in den USA ins Flugzeug gestiegen, alle Verwandten aus dem Winterurlaub zurück, Babyecke steht, Kühlschrank voll, roter Teppich ausgerollt, Spotlights an – wenn das für die eitle kleine Krawalleule nicht reicht.

Freitag 09.01.

10:00 – US und CTG im KH. Wir bekommen einen eigenen Raum im Kreißsaalbereich. Wehen Fehlanzeige. Ach, wirklich.

11:00 – Mir wird Gel an den MuMu gelegt. Das Zeug brennt wie Sau. Jetzt heißt es geduldig sein. „Das kann schon ein paar Stunden dauern“, sagt die Ärztin.

11:30-15:00 – Wir laufen rum, immer wieder CTG und MuMu-Kontrolle. Gegen 15 Uhr ist Letzterer auf 2,5 cm. Na super. Wenn die Faustregel ‚pro Stunde ein Zentimeter‘ zutrifft, wird das aber knapp mit der Entbindung heute. Bis auf leichte Kontraktionen spüre ich nix. Man empfiehlt uns, in die Cafeteria zu gehen.

Ich habe nicht wirklich Lust, bin jedoch entschlossen, jeder Anweisung Folge zu leisten. Vielleicht zahlt sich guter Wille ja aus?

15:15 – Auf dem Flur Richtung Cafeteria kommt uns eine andere Kugel samt Mann entgegen, die deutliche Wehen hat. Ich beneide sie. Noch.

16:00 – Tatort Cafeteria. Mitten im Plaudern mit meinem Mann macht es ‚Pflotsch!‘, und ich sitze in einer enormen, warmen Pfütze. Erschrocken erhebe ich mich. Stuhl nicht bekleckern! Zum Glück habe ich wegen des Gels eine von diesen Mörderbinden drin.

Ich eile im Watschelschritt auf die Toilette, mein Mann wuselt aufgeregt hinterdrein. Jawoll, das ist wohl FW. In Mengen. Geil, es tut sich was.

17:30 – Mittlerweile auf einem – erfreulicher Weise noch leeren – Doppelzimmer finde ich die Sache mit dem Blasensprung zwar immer noch bemerkenswert, aber schon nicht mehr ganz so geil, denn die Wehen sind im Anmarsch. Und sie haben Verstärkung mitgebracht.

18:00 – Bei der aktuellen Kontrolle vergeht mir zum ersten Mal die Laune. MuMu hat sich seit 15 Uhr lediglich um einen halben weiteren Zentimeter geöffnet. Die Zwergenmajestät inside setzt sich wahrscheinlich eben erst ihr Krönchen auf, oder wie?

„Da muss man Geduld haben“, meint die Hebamme.

18:30 – 21:00 – Geduld ist eine Tugend. Ich fühle mich nicht mehr sehr tugendhaft.

Das CTG zeigt Wehenwerte bis zu 70, Druck nach unten, Prognose ‚Das dauert noch‘ unverändert. Die Wehen sind – eventuell, weil ich nie richtige Senk- oder sonstige Wehen hatte – unglaublich schmerzhaft. Ich schwanke zwischen Stolz und beginnender Verzweiflung. Wie lange ich das noch durchhalte, weiß ich nicht, und die Nacht hat noch nicht mal angefangen.

21:30 – Jauuuuuuul! Leckofanni, tut das weh.

Im immer noch nur von uns genutzten Stationszimmer scheucht mich der Schmerz vom Bett, ich kann nicht mehr liegen. Stattdessen probiere ich neue Positionen aus, knie im Vierfüßlerstand auf dem Bett, reiße fast die Kopfstütze ab, hänge wie ein dicker Affe an der Heizung oder tapse jammernd durchs Zimmer, während mein Mann sich alle Mühe mit Tipps und Zärtlichkeiten gibt. Bin für Beides nicht mehr allzu empfänglich.

22:00 – Ich werfe meinen Stolz über Bord und bettle um eine PDA. Wir werden wieder in ‚unseren‘ Kreißsaal verfrachtet. Eine Hebamme: „Gut, dann können wir auch gleich einen Wehentropf legen, das geht ohne PDA nicht, da springen Sie uns sonst ja an die Decke.“

Was ich nicht anzweifle.

22:20 – Das PDA-Team rückt an und findet mich an der Kreißsaalheizung hängend vor. „Oh je“, sagt eine Schwester des Teams – ein Engel in Grün. „Ist gleich besser, glauben Sie mir.“

Ich fiepe etwas von Dankeschön und dass ich wirklich alles versucht hätte.

Jetzt geht es fix. KH-Nachthemd, PDA-Gerätschaften, IV, ich muss auf der Liege Platz nehmen. Vom Setzen der Kanüle merke ich wenig.

22:45 – Spitzenmäßige Droge! Weee! Ich bin komplett schmerzfrei. Überglücklich sage ich zum PDA-Team, dass ich gern den Boden küssen würde, über den es schreitet. Die drei Engel lachen. Dabei habe ich selten etwas so ernst gemeint.

Samstag 10.01.

22:45 - ~ 2:00 – War wohl nix mit Freitag. Aber egal. Mein Mann und ich unterhalten uns, ab und zu checkt die Hebamme – die endgültige, eine sehr nette Person – den MuMu. Das CTG schreibt Rekordwehen. In mir wandert eine Honigmelone langsam abwärts. Go, Lisa, go, die Richtung stimmt!

~ 2:00 – Es wird ‚ernst‘.

„Wir machen uns jetzt an die Arbeit“, verkündet die Hebamme. Als mein Mann auf Toilette ist, gibt sie mir einen Spiegel, ich soll mir zwischen die Beine gucken (wir haben darum gebeten, dass mein Mann das nicht sieht, fühlen uns beide besser damit). Ich gucke. Eeeek! Da luschern Haare raus! Ganz dunkle Haare, so wie wir sie bei der Geburt auch hatten.

Dann geht es ans Pressen. Männe nimmt an meinem Kopf Platz, ich drehe mich auf die Seite. Doof: Durch die PDA ist mein Beckenbereich ein bisschen taub. Die Anweisung „Stellen Sie sich vor, Sie legen hier ein Riesenei hin – mit dem After arbeiten, nicht mit dem Scheidenbereich“ erweist sich als schwieriger zu befolgen denn gedacht. Ich presse immer dreimal, aber schon beim zweiten Luftholen geht alles in den Kopf.

„Ich stelle mich ganz schön blöd an“, kommentiere ich nach ca. einer Dreiviertelstunde.

„Macht nix“, sagt die Hebamme. „Vertrauen Sie mir, in einer halben Stunde ist das Baby da.“

~ 3:00 – Ich schicke meinen Mann raus. Ich merke, dass ich mich zu sehr auf ihn konzentriere beim Pressen. Auch das war abgesprochen. Er muss aber nur hinter eine angelehnte Tür, kann alles hören und darf sofort rein, sobald ich untenrum abgedeckt bin.

3:00 – 3:26 – Es klappt jetzt mit dem Pressen. Die Honigmelone schiebt sich vorwärts. Ich kriege außer der Anstrengung nicht mehr viel mit. Hebamme und Ärztin feuern mich an.

3:26 – Mit einer einzigartigen Empfindung – halb wunderschön, halb gruselig – gleitet plötzlich ein Wahnsinnsbrocken aus mir heraus, die Hebamme schreit „Stopp!“, zwei, drei Sekunden wird unten gefummelt, während ich japse – dann ertönt ein kräftiges, erbostes Quäken, ich drehe den Kopf und sehe Lisa, die hochgehalten wird.

Unsere Tochter!

Trotz angenommener Übertragung von zehn Tagen ist sie nicht faltig und hat sogar Käseschmiere am Leib. „Boah“, sagt die Hebamme nach dem Wiegen. „4230 Gramm und 55 Zentimeter.“ „So hat sich das in den letzten Wochen auch angefühlt“, sage ich.

„Und gucken Sie sich das an“, hebt die Ärztin die Nabelschnur hoch.

Lisa muss beim finalen Dreh durch eine Schlinge getaucht sein: In der Schnur ist ein Knoten, allerdings nicht fest zugezogen. Schwein gehabt, Madamchen.

Ich bin mittelschwer gerissen. Schietegal. Nach dem Nähen darf endlich mein Mann rein, der Tränen in den Augen hat. Lisa wird mir nach fixer Säuberung auf die nackte Brust gelegt und wir kommen zur Überwachung für zwei Stunden in einen benachbarten Raum.

Bearbeitet von Spitfire
Geschrieben

Das hast du super geschrieben; klasse Wortwahl. Ich musste grinsen, obwohl es eigentlich eher ein Mitfiebern sein sollte! ;)

Alles Gute zur Madame und weiterhin eine schöne Kennenlernzeit!!! :)

Gast Wintergarten
Geschrieben

Toll geschrieben :D! Machs ein bisserl länger und veröffentliche es als Buch!

Herzlichen Glückwunsch zur Prinzessin!

Geschrieben

Jenny nimmt mir die Worte aus dem Mund! Ich hab grad Lachtränchen in den Augen, weil du das so toll beschrieben hast. In 4 Monaten ist mir dann wahrscheinlich zwar nicht mehr so lustig zumute, weil der Bericht ja eigentlich eher ernst ist, aber was solls! Hauptsache, euch geht es jetzt gut!

Geschrieben

Boar Spiti

ich sitze hier lachend und weinend man deine art dich zu artikulieren ist mega geil.................................einfach supi und schön das alles so glatt gelaufen ist.....................................

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