Ach Heike, du Liebe!
Clara liebt Papa. Dann kommt lange nix, dann komm ich. Zumindest denke ich das manchmal. Aber weisst du was? Das ist quark! Clara liebt Papa und Mama, nur unterschiedlich. Wo geht Tim hin, wenn er sich weh getan hat? Wer ist sofort da, wenn er hinfällt? Wer streichelt die Beule und küsst die Tränchen weg? Von wem lässt er sich nachts trösten, wenn er schlecht träumt? Ich glaube, das ist echt dieses "Bei Mama muss ich mich nicht anstrengen"-Phänomen. Denn: Mama ist ja immer da. Mama ist "nix besonderes", aber das ist nicht schlimm. Für die Kurzen sind ja nur Dinge besonders, die sich nicht so oft haben. Ich krieg hier manchmal auch die Krise, bin unter der Woche allein mit Clara, mache und tue und am Wochende, wenn Papa da ist, dann bin ich manchmal einen ganzen Tag lang uninteressant. Ich sage nämlich auch öfter "Nein" als Papa. Weisste, warum? Weil ich öfter mit ihr zusammen bin Und weisste, warum Papa oft seltener "Nein" sagt, wenn er da ist? Weil er nicht alles haarklein weiss, was sie bei mir darf und was nicht. Er sagt nur "Nein" zu Dingen, von denen er weiss, dass ich sie nicht erlaube. Inzwischen machen wir Listen
Just letzte Woche war ja meine Mutter hier. Einen Vormittag war sie allein mit Clara und hat mir danach erzählt, dass man Clara total angemerkt hat, dass ihre Mama nicht da ist. Ich merke immer nur, dass man meiner Tochter anmerkt, wenn Papa mal wieder weg ist. Wie soll ich auch wissen, wie sie sich verhält, wenn ich nicht dabei bin, ich bin ja dann nicht da.
Ich selbst war übrigens auch ein Papakind. Und zwar bis er gestorben ist, da war ich 21. Und genau deswegen kann ich dir ganz sicher sagen: Tim liebt euch beide gleichstark, nur anders
Weder Clara noch ich waren übrigens im Kreissaal erst bei Papa auf dem Arm.