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Schatten der Vergangenheit

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Ich bin neu hier und möchte mir einfach etwas von der Seele schreiben.

Inzwischen habe ich 2 gesunde Söhne (2 Jahre & 7 Monate alt) und bin unglaublich glücklich darüber.

Vor einigen Jahren habe ich eine Tochter in der 17. SSW gehen lassen, nachdem ein offener Rücken festgestellt worden war. Ich denke eigentlich immer noch, dass diese Entscheidung zum damaligen Zeitpunkt richtig war, aber seit ich meine Söhne habe, muss ich wieder sehr oft an mein Mädchen denken. Vor einigen Wochen habe ich ihr endlich noch einen Namen gegeben. Jetzt wo ich sehe, wie meine Söhne groß werden, frage ich mich immer mal wieder, wie die Kleine wohl wäre, wenn wir sie leben gelassen hätten. Solche Fragen führen natürlich zu nichts, weil ja nunmal alles anders gekommen ist.

Im Oktober 1996 erfuhr ich, dass ich ungewollt schwanger geworden war. Zu dieser Zeit studierten mein jetziger Mann und ich noch, so dass die Nachricht zunächst ein Schock war. Wir waren uns jedoch sofort einig, dass wir das Kind bekommen möchten. Der Gedanke, dass ein nicht geringer Teil aller Schwangerschaften schon früh mit einer Fehlgeburt enden, war mir damals völlig fremd. Wir hatten uns also darauf eingestellt, im nächsten Frühsommer Eltern zu werden, als ich in der 13. SSW mit starken Krämpfen und Blutungen aufwachte. Alles war vorbei. Kurze Zeit später wagten wir einen neuen Versuch. Schon im März 2007 waren wir sicher, dass ich wieder schwanger war. Aufgrund der vorherigen Erfahrung habe ich mich jedoch zunächst nicht getraut, an einen positiven Ausgang zu glauben und bin erst in der 14. SSW zum Gynäkologen gegangen. Ich war so glücklich, weil ich irgendwie fest daran geglaubt habe, dass nun alles gut wird. Schon in der 14. SSW und das Kind lebt. Aber diesmal wurde alles noch viel grausamer als beim ersten Mal. Beim Ultraschall wurde bei unserem Kind ein offener Rücken (Spina Bifida) diagnostiziert. Und dann wurde uns die Entscheidung überlassen, ob unser Kind schwer krank zur Welt kommen soll oder ob wir die Schwangerschaft abbrechen möchten. Ich habe mich niemals zuvor oder danach so hilflos gefühlt wie in diesem Moment. Wie soll man eine solche Entscheidung treffen ? Wir haben uns damals für den Abbruch entschieden. Ich werde niemals erfahren, ob es die richtige Entscheidung war, aber ich hoffe es. Ich habe unsere Tochter in der 17. SSW zur Welt gebracht. Sie war 23 cm groß und 480 g schwer. Mein Mann war die ganze Zeit bei mir und ich war irgendwie erleichtert, als ich gesehen habe, dass sie wirklich einen offenen Rücken hatte. Vorher hatte ich immer Angst, dass ich nach der Geburt feststelle, dass eigentlich alles in Ordnung war. Darum bin ich sehr froh darüber, dass wir uns entschlossen haben, unser Kind zu sehen. Ich habe das Ganze dann lange Zeit verdrängt, aber wie schon gesagt, hat die Geburt meiner Söhne dazu geführt, dass ich wieder oft daran zurück denke. Das ist zwar einerseits sehr traurig, aber irgendwie ist es doch auch gut, dass ich mich jetzt wieder mit meinem Mädchen beschäftige und nicht mehr nur verdrängen kann.

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Hallo!

Deine Geschichte ist sehr traurig.

Es tut mir leid, daß Ihr Eure beiden Babys gehen lassen mußtet.

Aber ich denke, daß Eure Entscheidung die richtige war! Ihr habt Eurer kleinen Tochter damit sehr viel Leid erspart. Eure Tochter kann sehr stolz auf Euch sein, denn Ihr habt für sie das Richtige getan.

Deine Geschichte ist sehr traurig, aber sie macht mir, und wahrscheinlich auch anderen Müttern, Mut. Sie zeigt, daß auch nach zwei solchen Schicksalsschlägen eine Schwangerschaft gut ausgehen kann.

Du hast nicht aufgegeben und hast jetzt zwei gesunde Kinder. Das ist toll!

Ich glaube, daß es auch jetzt Jahre später wichtig für Dich ist, Dich mit dem Tod Deiner Tochter zu beschäftigen und zu trauern. Bislang hast Du Deine Trauer verdrängt. Aber sie ist nicht weg, sie ist in Deinem Herzen. Laß sie zu, rede darüber, mit Deinem Mann oder mit uns. Stelle die Fragen, die Dich schon solange bewegen. Auch wenn Du auf viele Fragen nie eine Antwort finden wirst...

Du kannst auch Deinen Söhnen, wenn sie ein wenig älter sind, von ihrer Schwester erzählen. Kinder können mit dem Tod weitaus unkomplizierter umgehen als wir Erwachsenen.

Bearbeitet von Jara
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Ich bin neu hier und möchte mir einfach etwas von Kind schwer krank zur Welt kommen soll oder ob wir die Schwangerschaft abbrechen möchten. Ich habe mich niemals zuvor oder danach so hilflos gefühlt wie in diesem Moment. Wie soll man eine solche Entscheidung treffen ? Wir haben uns damals für den Abbruch entschieden. Ich werde niemals erfahren, ob es die richtige Entscheidung war, aber ich hoffe es. Ich habe unsere Tochter in der 17. SSW zur Welt gebracht. Sie war 23 cm groß und 480 g schwer. Mein Mann war die ganze Zeit bei mir und ich war irgendwie erleichtert, als ich gesehen habe, dass sie wirklich einen offenen Rücken hatte. Vorher hatte ich immer Angst, dass ich nach der Geburt feststelle, dass eigentlich alles in Ordnung war. Darum bin ich sehr froh darüber, dass wir uns entschlossen haben, unser Kind zu sehen. Ich habe das Ganze dann lange Zeit verdrängt, aber wie schon gesagt, hat die Geburt meiner Söhne dazu geführt, dass ich wieder oft daran zurück denke. Das ist zwar einerseits sehr traurig, aber irgendwie ist es doch auch gut, dass ich mich jetzt wieder mit meinem Mädchen beschäftige und nicht mehr nur verdrängen kann.

Hallo,ich bin neu hier.Auch ich musste mein Baby in der 20. Woche wegen Spina Bifida gehen lassen Es ist noch alles sehr frisch und tut unendlich weh.Die Diagnose zu erfahren war ein Schock.Ich hatte schon in der 13.SSW Blutungen und hatte mich jetzt endlich sicher gefühlt und dann kam bei der Feindiagnostik diese Diagnose heraus.Alles ging so schnell.Die Ärzte und der Kinderarzt sprachen von einer medizinischen Indikation und das es in solchen Fällen besser wäre die Schangerschaft zu beenden.Das Baby würde auch einen Hydrocephallus bekommen.Ich war so glücklich und dann war alles so schnell vorbei. Mein Bauch ist soo leer und meine Seele soll sich plötzlich auf nicht schwanger umstellen.Ich laufe manchmal mit Tasche vor dem Bauch rum,dass mich bloß keiner anspricht,wo denn mein Baby wäre.Mein Freund war während der Entbindung dabei.Ich hatte auch die Angst ,was wenn doch alles in Ordnung ist,dann habe ich mein Kind umgebracht,was ja sowieso geschehen ist.Es hat sich bewahrheitet.Mein kleiner Ben hatte ein riesen Loch im Rücken....Wir konnten uns verabschieden,aber ich vermisse ihn so.Wir bekommen jetzt irgendwann Bescheid von den Schmetterlingskindern wann er beerdigt wird.Zu meinem Unglück muß ich nochmal in die Klinik,weil sich die Plazenta nicht vollständig gelöst hat.Und ich muß nochmal alles erzählen und Qualen über mich ergehen lassen...

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Hallo Silke!

Ich kann Dir, wie Jana auch, nur sagen, daß es mir unendlich Leid tut, daß Ihr Eure Babys gehen lassen mußtet.

Aber auch wenn es die schwerste Entscheidung Eures Lebens war - sie war richtig! Ihr habt den kleinen Mäusen damit soviel erspart, und sie sind mit Sicherheit sehr dankbar dafür und stolz, daß Ihre Eltern so stark waren.

Ich verstehe Deine Angst, nochmal ins Krankenhaus zu müssen. Bei mir waren auch alle so unsensibel, vorallem die jungen Ärzte. Man muß immer jedem die ganze Geschichte nochmal erzählen und bricht wieder in Tränen aus... Steht nicht alles in der Krankenakte?! Als mein erstes Baby tot in meinem Bauch war und ich bei der Anästhesistin zum OP-Vorgespräch war, hat sie mich gefragt "Warum wollen Sie das Baby denn nicht haben?"!

Es ist auch so brutal, daß man immer auf die gleiche Station gelegt wird wie die Schwangeren und die Mütter mit den Neugeborenen. Ich möchte nie wieder in dieses Krankenhaus!

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft für die nächste Zeit und drücke Dich ganz doll!

Bearbeitet von Jara
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Hallo Ihr Lieben,

wenn ich Eure Zeilen so lese dann läuft mir ein Schauer nach dem nächsten über den Rücken.

Als mein Mann und ich den SS -Abbruch für unseren Sohn (auch wegen der Spina) in der 28SSW vollzogen hatten und ich nach Hause kam waren es für mich die schlimmsten Stunden meines Lebens. Alleine ohne meinen Sohn nach Hause gehen zu müssen.

In den Tagen danach fühlte ich mich einfach nur leer und alleine, obwohl natürlich alle Lieben um mich herum waren, mir beigestanden haben so gut es ging. Fakt ist: Letztlich muss man da alleine durch. Noch schlimmer machte es allerdings die Sache das ich zu dem Zeitpunkt wirklich gedacht habe das ich weit und breit die einzige Frau bin, die jemals ein so dermaßen krankes Kind in sich getragen hat und dieses dann auch noch Tot zu Welt bringen musste.

Du siehst nur noch glückliche Muttis mit Ihrem Kids, im TV, auf der Strasse, im Supermarkt ÜBERALL !!! Es ist grauenhaft.

Wie konfus von mir so gedacht zu haben !!!!!

Erst durch ganz viele Gespräche mit Freundinnen, Nachbarn, Kolleginnen und natürlich hier im Forum weiß ich, das bald jede 2.te Frau schon eine oder mehrer FG oder TG hatte. Das macht die Sache nicht weniger schlimm, aber erträglicher, denn

hier sind Menschen, die deinen Schmerz wirklich teilen, Ihn verstehen, sich wirklich für dein Wohlbefinden interessieren.

Silke, Kep,

meine Todgeburt ist am 10.09 genau 7 Monate her. Ich möchte Euch nichts vormachen: Woche für Woche wird bei Euch bis zu diesem 7 Monaten ins Land ziehen, die teilweise unerträglich sein werden !! Man wird sich immer wieder aus Egoismus fragen: Warum ich, warum nicht eine der anderen 999 Frauen. So gemein das auch klingt und so unfair es ist (das wünscht man natürlich keinem !!) in dem moment denkt man sowas gehässiges, egoistisches :-(.

Der Schmerz wird vergehen, immer ein bischen mehr, in ganz kleinen Schritten !! Es dauert, aber er geht. Er verschwindet nie ganz, denn dieses Kind ist ein Teil von Euch, ein Teil, mit dem Ihr mehrere wunderbare und auch schreckliche Momente teilt. Ein Teil Eurer Familie.

Letztlich werden alle unsere Kinder froh darüber sein kein Leben in Demütigung, Schmerz, Hoffnungslosikeit und Unselbständigkeit führen zu müssen. Es war das was wir als Muttis/Eltern für unsere Kinder entscheiden mussten. Es war die einzig richtige Lösung.

Ich habe mit Beginn der ersten SS eine Art Tagebuch für mein Kind mit allen Infos die mein Kind später interessieren könnten, aufgeschrieben. Dieses Buch habe ich eigentlich mit der Beerdigung abgeschlossen. So war es gedacht.

Doch danach habe ich immer mal wieder das Bedürfnis meinem Herzen Luft zu machen und das Buch füllt sich um das ein oder andere lose Blatt. Es tut gut meinem Jungen zu sagen was ich denke und fühle, was ich auf mich genommen haben /nehme um ihn vor dem obenen beschriebenen zu bewaren.

Es hilft mir sehr das alles niederzuschreiben.

Was ich Euch eigentlich damit sagen will ist: Unsere Körper haben nicht erkannt das unsere Kinder sehr krank waren. Hätten Sie es erkannt, wäre vermutlich eine FG eingetreten. Wir alle haben anstatt einer FG selbst eine Entscheidung getroffen und durchgezogen. Vielleicht tut der Verlust noch ein bischen weher als bei einer FG, denn man hat eine Unterschrift für den Abbruch leisten müssen. Dennoch wissen wir alle, warum wir unsere Kinder haben gehen lassen.... jeder von uns musste sich intensiv mit den Folgen der Spina auseinandersetzen.

Wir konnten uns verabschieden, Zeit mit unseren Kindern verbringen.

Die Entscheidung gefällt und durchgeführt zu haben macht uns zu sehr starken Persönlichkeiten, denn

was dich umhaut, macht dich noch stärker.

In diesem Sinne wünsche ich Euch das die nächste Zeit wie im Flug vergeht und Ihr irgendwann sagen könnte, ja das ist was dran.

Ganz liebe Grüsse

PS:

Im Durchschnitt heißt es: Relativ unkomplizierte SS, schwere bis mittelschwere Geburten und gesunde Kinder. In wie fern Spina an mangelnder Folsäure liegt, ist nicht eindeutig geklärt. Die Wahrscheinlichkeit erneut ein Kind mit Spina zu bekommen ist geringer als 0,1%.

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