Wir waren eine Stunde vorher bei der Lieblingsschwester meines Freundes, weil er es nicht mehr aushielt und es ihr erzählen wollte. Als wir zu Hause waren bin ich auf die Toilette gegangen, da fing die Blutung gerade erst an.
Die kleine Fruchthülle, die ich am Montag schon sehen konnte auf dem Ultraschall ist bereits verschwunden.
Wer nicht mag, bitte nicht weiterlesen.
Ich verliere jetzt gerade die ersten Gewebsstückchen, irgendwo dadrin ist der Zwerg, der leider kein Riese werden wollte. Ich habe starke Unterleibsschmerzen, aber ich möchte keine Schmerztablette nehmen, ich will fühlen, ich will mich so verabschieden können. Der Schmerz und das Blut helfen uns dabei, das alles zu realisieren. Ich bin innerlich erstaunlich ruhig obwohl ich sehr weine, Sebastian ist auch sehr gefasst. Wir haben uns so unendlich auf unser zweites Kind gefreut, hätten es so gerne voller Liebe empfangen. Wer weiss, was es hatte. Es muss etwas so furchtbares gewesen sein, dass das Leben erst gar nicht richtig beginnen konnte. Es ist gleichzeitig richtig und falsch. Wir haben eben gemeinsam gegessen, haben uns etwas bei unserem Lieblingsitaliener bestellt und werden nachher eine schöne Flasche Wein aufmachen. Clara ist ein Goldstück, ich bin so froh, dass sie noch so klein ist und nicht versteht, warum wir beide traurig sind. Sie macht einfach "Oi oi oi oi oi!" und lacht uns laut an. Wie könnten wir anders, als da zurück zu lachen?
Ich muss morgen erneut in das Krankenhaus, ich bin Rhesusfaktor negativ und brauche genau wie in der ersten Schwangerschaft ein Medikament.
Am Montagmorgen muss ich zu meiner Frauenärztin, sie wird dann entscheiden, ob ich wirklich, wie ich es mir wünsche, um eine Ausschabung rum komme.
Danke euch.