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Geschrieben

So, jetzt sind wir daheim und ich kann meinen Geburtsbericht schreiben. Nur, wo fängt der an??? Wenn beim Wehenbeginn anfange, muss ich schließlich mehr als 4 Wochen zurückgehen, aber ob das Sinn macht?? Wohl eher nicht. Nur so viel: Wenn das stimmt, was meine Hebamme sagt, dann müssen andere Frauen wirklich die Hölle durchmachen. Sie meinte nämlich, am Ende haben alle gleich viele Wehen, egal wann die anfangen. Wer vorher mehr hat, hat zur Geburt weniger ... Na, das wage ich zu bezweifeln ... :rolleyes:

Also fangen wir am "Tag x" an, oder wenigstens am Abend vorher. Nachdem der Schleimpfropf abgegangen war begann die Wehen gegen 11 regelmäßiger zu werden und fühlten sich auch bereits schmerzhafter an als vorher. Ich ging zwar noch ins Bett, aber nach kurzer Zeit stellte ich fest, dass ich einfach nicht schlafen konnte. Da mein Mann ja am Dienstag zur Arbeit musste, wollte ich ihn mit meiner Unruhe nicht wach halten und wanderte aufs Sofa aus. Das Nachtprogramm hatte leider nichts nach meinem Geschmack zu bieten, also kam ein Video rein (Harry Potter rotwerd), das ich mir dann mit kurzen Schlafunterbrechungen in der Nacht zweimal komplett ansah. Dazwischen wanderte ich ins Bad, ging unter die Dusche, wusch meine Haar und machte mich auch sonst "reisefertig". Merkw+ürdigerweise war ich recht ruhig und gelassen und keineswegs aufgeregt. Gegen Morgen war ich noch immer bei ca. 8 Minuten Abstand zwischen den Wehen und dachte schon: „Das wird heut wieder nix“. Um 6 stand mein Mann auf und ich war überzeugt, er könne noch locker zur Arbeit gehen, weil das ja so langsam vorwärts ging. Ich warnte ihn nur schon mal vor, dass er evtl. nur bis Mittag arbeiten müsste. Daraufhin war er recht aufgeregt, ich noch immer nicht. In den 45 Minuten, die er dann brauchte um sich fertig zu machen und losfahren zu können waren meine Wehen dann allerdings bei unter 5 Minuten. Also Kommando zurück, heute keine Arbeit...

Nebenbei hatte ich in der Zeit, die mein Mann im Bad verbracht hatte noch eine Maschine Wäsche eingeschaltet und eine weitere aufgehängt. Ich beschloss, noch den Einkaufszettel für meine Ma zu schreiben und meinem Mann genau aufzuschreiben, welche Wäschestücke wo hin gehören, damit ich nicht hinterher alles suchen muss. Er fand das alles gar nicht witzig und schimpfte die ganze Zeit mit mir, weil ich noch nicht im Krankenhaus und bei der Hebamme angerufen hatte. Gegen 7 tat ich ihm dann den Gefallen und griff zum Telefon ... ganz ehrlich gesagt, tat ich mir den Gefallen auch, da die Wehen inzwischen schon sehr schmerzhaft waren und ich ordentlich ins Schnaufen kam. Der Anruf bei meiner Hebamme brachte dann erfreulicherweise zu Tage, dass sie gerade auf dem Weg zu ihrem Dienst ins KKH war. So wusste ich schon mal, wer mich erwarten würde. Wir trafen uns dann pünktlich zu Dienstbeginn um 7.30 am Kreißsaal. :D Dort mussten wir allerdings noch kurz warten, da ja erst mal Dienstübergabe war. Da waren mein Mann und ich beide noch zu Scherzen aufgelegt und ich fühlte mich trotz zunehmender Wehen recht gut ... Ich wanderte im Gang auf und ab, war aber bei den Wehen dann doch froh um die Haltestange an der Wand.

Erst mal kam ich ans CTG. durch die etwas geöffnete Tür bekam ich mit, dass im Nebenraum auch eine Frau auf ihre Geburt wartete und grade einen Wehentropf bekommen sollte, als doch noch ihre Fruchtblase platzte. War wohl mehrere Tage über Termin .. Zu dem Zeitpunkt fand ich das noch fast spannender und interessanter als meine Wehen ... :P Nebenbei wurde mir für eine evtl. PDA Blut abgenommen und eine Nadel gelegt. Das fand ich ziemlich übel, weil das bei mir schlecht geht und seeehr weh tut ... Nur gut, dass die Hebamme sich durchsetzte, auch wenn sie mehrere Versuche brauchte ... Muttermundbefund zu diesem Zeitpunkt: 1cm

Irgendwann konnte ich dann in die Badewanne. Mitlerweile waren die Wehen so schlimm, dass die Akupressurpunkte die mein Mann drückte keinen Wert mehr hatten, obwohl er bei jeder Wehe ganz fest zudrückte. (Ich war sooo froh, dass er beim Kurs damals aufgepasst hatte). :cool: Mein Zeitgefühl hatte ich bereits vollkommen verloren. Immer wenn ich meinen Mann nach der Uhrzeit fragte, war wieder eine weitere Stunde oder so um, obwohl es mir wie 5 Minuten vorkam.

Die Wanne wäre echt toll gewesen, aber meine Wehen raubten mir mitlerweile fast die Sinne. Nach scheinbar unendlicher Zeit, in der ich nur noch um Erlösung bettelte und in der selbst das warme Wasser nichts bewirken konnte bat mein Mann die Hebamme um eine PDA, weil ich selber nicht mehr im Stande war. Haltlos zitternd stand ich vor der Badewanne und ließ einfach alles über mich ergehen, was mit mir gemacht wurde. Ab diesem Zeitpunkt kann ich mich auch nicht mehr zusammenhängend erinnern. Bruchstückhaft blieb bei mir nur haften, dass die Hebi das Narkoseteam zur Eile anhielt, weil "die Wehen wirklich sehr schlimm sind und der Muttermund noch immer bei 1cm". Hinterher erfuhr ich, dass es zu diesem Zeitpunkt wohl etwa 11 Uhr war. Vor der PDA wurde noch ein US gemacht um herauszufinden, warum sich nichts tat. Die Erbse lag mit verdrehtem Kopf und konnte nicht rutschen ... Das war mir zu dem Zeitpunkt egal, ich wollte nur, dass es aufhört weh zu tun. Anfassen durfte mich bereits seit geraumer Zeit niemand mehr, weil ich die Berührungen noch als zusätzlich unangenehm empfand. So bekam mein Mann wohl ein paar mal etwas von mir auf die Finger, wenn er mich streicheln wollte... Ich hätte in diesem Moment sicher auch einem Kaiserschnitt ohne weitere Bedenken zugestimmt.

Vom legen der PDA spürte ich überhaupt nichts, aber hinterher ... Ich wäre der Narkoseärztin am liebsten um den Hals gefallen, als die erste Wehe leichter wurde!! Die Hebamme schickte meinen Mann dann zum Mittagessen und ich musste mich bewegen, damit sich die Erbse noch richtig dreht. Am Ende der Turnerei lag ich mit dem Oberkörper über einem Petziball und kreiste fleißig mit den Hüften. Als mein Mann zurückkam spürte ich den Kopf schon ganz deutlich und der MuMu war bei 5cm. Die Hebi meinte, jetzt geht es ganz schnell. Das war wohl um kurz nach 12. Zwischen den Wehen schlief ich auf dem Ball fast ein vor Erschöpfung. Aber der Wehenschmerz selbst wurde wieder schlimmer und ich begann schon, die PDA zu verfluchen, weil sie so schwach war (dachte ich in dem Moment, aber das Ding lief auf Höchststufe, weil die Hebi darauf bestanden hatte, nicht mit der „normalen“ Dosierung zu beginnen) Auf einmal machte es dann auf dem CTG „Plopp“ und erst dachte ich, die Erbse hat getreten, aber dann wurde es warm und feucht zwischen meinen Beinen. Wie viele Presswehen ich ab da hatte, weiß ich nicht mehr. Nur noch, dass ich dachte, es zerreißt mich und ich die Hebi anbrüllte, ich will nicht mehr. Sie widersprach aber immer "Doch, du musst, das schaffst du schon." Komischerweise kann ich mich an ein Detail noch genau erinnern. Ich fand es nämlich trotz alledem lustig, dass die Hebi und die Ärztin immer „du“ und den Nachnamen zusammen verwendeten. Das erinnerte mich irgendwie an meine Kids in der Schule.

Und dann flutsche die Kleine doch endlich vollends aus mir raus. Ich konnte mich erst mal gar nicht rühren und hörte nur, dass irgendwo ein Kind wie am Spieß brüllte. Total orientierungslos überlegte ich, wo das Geräusch wohl herkommt ... Die Hebamme sagte etwas wie: „Herr F., das müssen wir ihrer Frau zeigen. Die Kleine wie die Mama“. ... Alle fanden irgendwas furchtbar lustig, und spannend. Da nahm die Hebi mich am Arm und ließ mich hinknien. Da lag dieser kleine Wurm zwischen meinen Beinen und brüllte mich an!!! Ich hätte heulen können vor Glück und konnte nur noch immer wieder zu meinem Mann sagen: „Oh, ist die süß!!“ Dann wurde mir gezeigt, was so interessant gewesen war: Die Kleine Maus hatte es geschafft, einen doppelten Knoten in ihre Nabelschnur zu machen!!! :eek:Also ein totaler Tollpatsch, dem die unmöglichsten Sachen passieren ohne dass sie (zum Glück) ernste Folgen haben. Das hätte ja auch schief gehen können. Wirklich ganz die Mama ... :o

Mein Mann durfte die Nabelschnur durchtrennen und ich bekam die Kleine auf die Brust gelegt. Dort fing sie sofort an, sie abzustemmen, den Kopf zu heben und nach etwas Essbarem zu suchen.

Während wir mit unsere Maus beschäftigt waren, ging es um meinen Unterleib rum hektisch zu. Das war mir aber so was von egal. Die hätten mich in dem Moment zersägen können, das hätte ich nicht gemerkt und auch nicht protestiert. Die Nachgeburt wollte nicht richtig raus, also musste man noch einen Arzt zur Ausschabung holen.

Das mit dem Zerreißen war wohl auch ganz richtig, denn mein Damm hatte zwar gehalten, aber innerlich hatte ich eine große Risswunde. Die musste dann auch noch genäht werden. Das war mir total peinlich, weil die arme Ärztin schon lang Feierabend gehabt hätte und uns erzählte, sie müsse unbedingt zu einem Kindergartengespräch . In dem Moment spritzte ein großes Blutgefäß dermaßen, dass die arme Frau total voller Blut war bis in die Haare!!

Nachdem diese Aktion auch geschafft war, durften wir drei ganz allein für uns kuscheln und uns kennen lernen. Allerdings brauchte ich zuerst mal was zu essen. Nur gut, dass wir noch müsliriegel in meiner Tasche hatten. Mein Mann fand es recht witzig, da ich Mittags ja noch zu ihm gesagt hatte: „Klar kannst du die alle essen, ich brauch heut sicher nix mehr.“

Jetzt sind wir daheim und nur noch glücklich. Am liebsten würden wir beide den ganzen Tag nur unser Kind anschauen! Jeder Blick in den Stubenwagen entschädigt 1000 mal für die Strapazen der Geburt.

Geschrieben

Yvonne das hast du ganz toll geschrieben. Auch wenn es sich wirklich schmerzhaft anhört. Freu ich mich das du mit dem ersten Blick auf die kleine Maus für die ganzen Schmerzen und das lange warten endschädigt wurdest.

Ich wünsch euch alles alles liebe und Gute als Kleine Familie. Mit vielen Unvergesslichen Momenten!

Lg Susi

Geschrieben

Ja . . . ich finde auch, dass der Bericht supi-toll geschrieben ist.

Und ich finde auch, dass Du Dich noch echt an viele Dinge erinnern kannst . . . wenn ich da so eine meine Entbindung zurück denke . . . .

Aber so bald man sein Baby in den Armen halten kann, ist wirklich alles vergessen. Zum Glück ist das wirklich wahr!

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