Danke euch
Meine Mama hat die Nachrichten bezüglich dieser Reportage natürlich auch verfolgt. Die Palliativmedizin in Deutschland ist wirklich gut und es gibt ganz tolle (wenn das Wort denn passt in diesem Zusammenhang...) Hospize hier mit tollen & sehr gut geschultem Personal und man hat die Möglichkeit, seinen sterbenden lieben Menschen bis zum Ende zu begleiten (wenn dieser das denn wollte). Aber es könnte vielen Menschen eine Menge Leid und Wut und Hass (denn auch diese Gefühle gehören zu diesem Weg) ersparen. Ihr habt das hier schon mehrfach angesprochen - Tiere werden erlöst, sobald eine Krankheit zur Qual wird und jede Chance auf Heilung nicht mehr vorhanden ist. Sie werden erlöst um ihnen noch schlimmeres zu ersparen. Ich selbst bin sogar der Meinung, dass es Tierquälerei ist, wenn man ab einem gewissen Punkt nicht so handelt. Und auch, wenn ich Tiere nicht mit Menschen gleichsetze (nichts falsches denken, ich bin sehr tierlieb!), so ist das, was Schwerstkranken häufig wiederfährt, für mich nichts anderes als Menschenquälerei. Zumindest ab dem Punkt, ab dem der Sterbende selbst sagt: "Ich will nicht mehr, ich will nur noch, dass es vorbei ist!" Meine Tante hat dies zum Beispiel schon gesagt, bevor das Schlimmste losging. Und als sie dies sagte, dachten wir, es könne nicht schlimmer kommen.
Ich habe größte Hochachtung vor Menschen, die im Hospiz/in einer Palliativklinik oder zu Hause ruhig auf ihren Tod warten. Viele tun dies. Wir haben im Hospiz eine ganz liebe Frau und ihre Familie kennengelernt und diese Frau hatte diese tiefe Ruhe in sich und auch diesen Wunsch zu sterben, wenn ihr Körper nicht mehr kann. Für sie stand die Frage nach Suizid oder der Wunsch nach aktiver Sterbehilfe nie im Raum. Sie starb drei Tage nach meiner Tante und hat meine Mutter in der Sterbenacht meiner Tante noch getröstet - das muss man sich mal vorstellen. Sie hat meine tiefste Bewunderung.
Das wollte ich eben nur kurz erzählen, damit ich nicht den Eindruck erwecke, ich wäre allgemein immer für Sterbehilfe statt Therapie/Pallitivmedizin. Um Gottes Willen - ich befürworte Sterbehilfe ausschließlich, wenn die Kranken selbst diesen Weg für sich als den richtigen auswählen. Meine Tante hätte mit einer weiteren Chemo sicher noch zwei oder drei Monate länger gelebt, sie hat sich bewusst dagegen entschieden & hat dies selbst als die einzige Sterbehilfe bezeichnet, die ihr gewährt wurde. Sie hatte keine Schmerzen am Ende, dafür sind die Schmerzmittel heutzutage zu stark, aber Schmerzfreiheit ist auf dem Weg zum Ende definitiv nicht das einzig erstrebenswerte. Man kann auch ohne Schmerzen jämmerlich zu Grunde gehen.
Was mir geblieben ist, ist das Bewusstsein, dass der Tod einen Geruch hat lange bevor er komplett Besitz von den Menschen ergriffen hat. Ich werde wohl den Rest meines Lebens Heiligabend mit diesem Geruch verbinden. Ich hätte meiner Tante gerne Aufwiedersehen gesagt, in einem Moment, den sie sich ausgesucht hat.
Und ich hoffe sehr, dass sich irgendwann etwas tun wird in dieser Richtung. Nicht heute, vielleicht auch nicht in fünf oder zehn Jahren, aber irgendwann.