Ich bin dafür. Wir haben letztes Jahr um diese Zeit meine Tante beim Sterben - nein, beim Verrecken (denn das war es!) nach einer schweren Krebserkrankung inklusive Magenentfernung im Hospiz begleitet. Am 26.12. ist ihr erster Todestag, Heiligabend vor einem Jahr habe ich sie das letzte Mal gesehen und umarmt. An diesem Tag sprach sie das letzte Mal, abends fiel sie ins Koma und wachte nicht mehr auf.
Sie sprach oft vom Tod, hat sich sehr bewusst damit auseinander gesetzt. Auch Gedanken, Kontakte in die Schweiz aufzunehmen, waren da. Sie war schlicht und ergreifend zu schwach für eine solche Reise. Sie war auch zu schwach, dem ganzen Leid selbst ein Ende zu setzen. Sie wollte es nicht hier tun, nicht hier, wo meine Mutter sie gefunden hätte in ihrer Wohnung. Das wollte sie ihrer Schwester ersparen.
Es ist grausam zu sehen, wie jemand der noch ein Jahr davor einen Halbmarathon lief die Kontrolle über seinen Körper und dessen Funktionen verliert. Es ist grausam zu sehen, wie jemand innerhalb eines Jahres auf 34 Kilo abnimmt und 7 Tage vor seinem Tod auf einmal 60 Kilo wiegt, weil soviel Wasser im Körper ist.
Ich wäre unendlich dankbar gewesen, hätte meine Tante unterstützt durch's Gesetz und Ärzte all das nicht erleben müssen und nach ihrem Abschied gehen können. Und ich wäre ganz ehrlich auch dankbar, wenn meine Mutter all dies nicht hätte erleben müssen. Sie bezeichnet die Stunden, in denen meine Tante starb, als mit die schlimmsten ihres Lebens.
Wer gibt uns denn das Recht darüber zu urteilen, ob ein Mensch leben möchte mit einer Krankheit, an deren Ende unweigerlich ein schlimmer Tod steht? Palliativmedizin hin- oder her. Das Haus, in dem meine Tante starb, ist ein tolles Hospiz, mit liebevollen Schwestern und Pflegern, die alles für Schmerzfreiheit tun, aber in Würde stirbt dort niemand. Nicht mit diesen Krankheitsbildern.
Ich gehe gerade jetzt zu dieser Zeit sehr emotional an das Thema, sollte ich vielleicht noch sagen.