Nils, ein Traum

[anjak]

Hallo,

ich bin ganz neu hier und habe schon eine Weile im Internet gesucht, wo ich Gleichgesinnte treffe und keine Angst haben brauche, mich zu äußern. Ich habe am 19.11.2011 meinen kleinen Nils hergegeben, weil er leider nicht gesund war. Wir haben uns bewusst dazu entschieden, aber das macht das alles nicht leichter.

Manchmal kann ich nicht galuben, was eigentlich passiert ist. Er fehlt mir so unter meinem Herzen.

Vor 5 Jahren um die gleiche Zeit war ich mit Finn schwanger. Er ist gesund. Nils sollte auf den Tag genau 5 Jahre später zur Welt kommen. Am 6.8.11 hat die Standesbeamtin auf unserer Hochzeit den Gästen diese wunderbare Nachricht übermittelt. Es war so schön.

Am 11.11.11 haben wir die schreckliche Nachricht erfahren und schon eine Woche später, in der 23. Woche, war alles vorbei. Ein Alptraum, und man wacht einfach nicht auf.

Inzwischen ist Weihanchten vorbei und wir haben es ganz gut überstanden, obwohl ich große Angst vor der Weihnachtszeit und dem Fest an sich hatte. Aber Finn war ja da, da mussten wir uns Mühe geben.

Ich habe auch gar nicht mehr so oft geweint wie am Anfang.

Nun ist der ganze Weihnachts- und Silvesterstress vorbei und alles kommt wieder hoch. Es ist einfach schrecklich und ich bin furchtbar traurig, dass mein 2. Kind nicht bei mir sein kann.

Vielleicht kann mir jemand sagen, wie man mit diesem Schmer fertig wird.

[Venus]

Hallo liebe Anja,

erstmal tut es mir sehr leid, was du erleben musstest!

Ich möchte dich erstmal hier herzlich willkommen heißen.

Hier wirst du sicherlich viele liebe Frauen kennenlernen, die leider ähnliches erleben mussten.

Du brauchst keine Angst haben dich hier zu äußern!

[SusiSanne]

Liebe Anjak, es tut mir leid das auch du dein Baby zu den Sternen gehen lassen musstest. Das was du erzählst kommt mir so bekannt vor. Wir mussten unsere Yara am 13.11.11 zu den sternen gehen lassen. Da auch sie nicht gesund war und nur wenig bis keine Lebenserwartung gehabt hätte. Auch ich habe ein kleine Tochter die gerade zwei jahre alt ist und auch sie wollte gern das die mama jetzt wieder für sie da ist. Ich kann dir sagen das fällt mir heute noch oft schwer. Manchmal hab ich tage da ist mir selbst das Duschen und Essen machen zuviel. Aber ich kann dir sagen es wird irgendwann besser auch wenn die trauer um deinen kleinen Nils niemals gehen wird. Sie wird nur anders. Ich habe immer wieder schlechte Tage da könnte ich nur weinen. Aber dann kommen auch welche da kann ich wieder lachen und habe sogar Spaß daran mit Maja zu spielen mit ihr rumzutoben. Ich hab mir vorgenommen jeden Tag so zu nehmen wie er kommt. Sei er gut oder schlecht. Wenn mir nach weinen zumute ist dann weine ich. Auch wenn ich versuche Maja davon fernzuhalten da sie leider sehr emotional darauf reagiert. Aber das war für mich eine gute Lösung und so gehts mir jeden Tag ein bisschen besser auch wenn immer wieder rückschritte kommen. Was mir sehr geholfen hat war die Beerdigung seit diesem Zeitpunkt hatte ich einen Platz wo ich hingehen kann um meiner Yara nah zu sein. Ich gehe täglich dahin zünde ihr eine Kerze an und rede mit Ihr Und dieses Forum und die lieben Mädels die immer für uns da waren hat mir auch sehr geholfen. Auch hab ich mich zusätzlich in einem reinen sternenkinderforum angemeldet was mir sehr hilft. Ich drück dich mal ganz doll und wünsche dir viel Kraft und viele liebe Menschen die dir in dieser Schweren zeit zur Seite stehen. Wenn du magst kannst du mich auch privat anschreiben. Liebe Grüße Susi

[anjak]

Hallo,

danke, dass ihr mich hier so herzlich begrüßt. Liebe Susi, auch was du erlebt hast, tut mir sehr leid. Auch wenn ich froh bin, Frauen getroffen zu haben, denen es ähnlich geht, die meine Gedanken mit mir teilen und vielleicht nachvollziehen können, wünsche ich keinem, dass er das durchmachen muss.

Ich habe in diesem Forum ganz viele Gedanken gelesen, die ich auch schon hatte. Viele, eigentlich alle, die das nicht durchgemacht haben, verstehen mich manchmal nicht. Obwohl ich schon einen gesunden Jungen habe, fühle ich mich trotzdem so, als wenn jeder fähig ist gesunde Kinder zu bekommen, nur ich nicht. Was ist, wenn mir das Recht darauf nicht mehr gegeben ist? Ich wollte eigentlich 3 Kinder und nun habe ich schon vor der nächsten Schwangerschaft Angst. Auch habe ich gelesen, leider weiß ich nicht mehr wo, dass es manchmal scheint, als wäre es fast unmöglich überhaupt ein gesundes Kind zu bekommen. Ja, genau, dass denke ich manchmal auch. Es kann so viel passieren ... von der Befruchtung bis zur Geburt, die Geburt und selbst die ersten 3 Jahre hat man doch Angst, dass einem das Kind genommen wird.

Ganz schlimm für mich ist auch, dass ich mein Baby nicht beschützen konnte, weder vor der Krankheit noch vor dem Abbruch. Hätte ich Nils nicht gehen lassen und er hätte es vielleicht bis zur Geburt oder danach geschafft, wäre es kein lebenswertes Leben für ihn geworden und Finn wäre völlig auf der Strecke geblieben. Ich fühle mich, als hätte ich versagt.

Und mein lieber Finn mit seinen vier Jahren, der sieht seine Mama mal ganz zufrieden und dann doch wieder ganz betrübt. Wenn ich Weine, fragt er gar nicht warum. Er schaut mich dann traurig an und erzählt einfach etwas. Dann weiß ich sofort, ich muss mich wieder zusammennehmen. Dann mache ich was mit ihm, albern oder kneten oder raus gehen und versuche ihm zu zeigen, dass die Welt in Ordnung ist.

Wie ist das mit euren Männern? Meiner war wirklich toll in der Zeit, wo wir das erfahren haben bis zur Geburt und danach. Seit Weihnachten habe ich aber das Gefühl, dass er damit abgeschlossen hat und denkt bei mir muss das auch so sein. Wir haben lange ganz viel darüber geredet, nachts im Bett, tagsüber in der Küche auf dem Fußboden. Ich habe geweint und er hat mich getröstet. Aber jetzt ist es anders.

Liebe Susi, wie kann ich dich privat anschreiben? Wie funktioniert das?

Liebe Grüße Anja

[SusiSanne]

Liebe Anja,

leider können wir noch nicht privat schreiben da du noch nicht genüge beiträge geschrieben hast, das dauert immer ein bisschen. Aber sobald das geht musst du nur meinen namen anklicken da kommt dann die Funktion private nachricht.

Bei meinem mann war es anders. Wir haben vor der Geburt viel geredet. Und danach war dann auf einmal schluss. Ich hatte das gefühl mit meiner Trauer alleine zu sein. Wir hatten deswegen den größten Streit. Ich dachte schon an trennung. Aber an heilig Abend ist bei meinem Mann der Knoten geplatzt. Seit dem redet er mit mir. Bei uns wars auch so das er nach drei tagen schon wieder arbeiten musste weil er gerade eine neue stelle angefangen hatte und einfach wieder im Normalen Leben stehen musste.

Aber jetzt weiß ich das er nachts oft wach lag und geweint hat. Oder auch oft alleine nach der Arbeit auf em Friedhof war.

Ich hab meinem Mann jetzt ein Buch gekauft es heißt "Die Vergessene Trauer der Männer" er findet es ganz gut und er hat jetzt auch angefangen in einem anderen Forum zu lesen, und wir wollen gemeinsam zur Selbsthilfegruppe gehen.

Es ist leider so das wir ganz anders trauern und die Männer wohl schneller wieder im Leben stehen müssen und der Meinung sind für uns Stark sein zu müssen.

Ich würd einfach nochmal mit ihm reden und ihm schildern wie du das siehst. Vieleicht öffnet er sich dir dann wieder.

Liebe Grüße

Susi