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Lukan - laanger Bericht von einer kurzen Geburt

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Geschrieben

Hallo ihr Lieben,

ich habe hier nicht nur die Geburt an sich, sondern den ganzen Bericht über die Ereignisse der letzten 3 Wochen geschrieben. Ihr müsst Euch also etwas Zeit nehmen zum durchlesen. ;) Wer nur die Geburt lesen möchte, der kann das Blaue lesen.

Ich hoffe ich kann mit dem Geburtsbericht an sich ein paar Frauen die Angst vor einer normalen Geburt nehmen. Für mich war sie wirklich ein ganz tolles Erlebnis und ich würde jederzeit wieder eine solche Geburt haben wollen. Nur mit einer anderen Hebi. Aber lest selbst. :)

GLG Svenja

4.10.2009

Ich habe gegen Mittag meine Hebamme angerufen und ihr erzählt, dass ich Schmerzen im rechten Oberbauch habe und seit ein paar Tagen Übelkeit und Kopfschmerzen. Sie hat gesagt ich soll direkt in ein Krankenhaus fahren um mich dort auf Schwangerschaftsvergiftung untersuchen zu lassen. Gut, dass ich ein paar Tage vorher meine Kliniktasche gepackt habe. Das sollte sich als sehr nützlich erweisen, weil im Krankenhaus haben sie mich nämlich gleich da behalten. Nach 2 Tagen mit Untersuchungen stellte sich raus, dass ich keine Schwangerschaftsvergiftung habe, sondern einen Nierenstau und Gallensteine. Dadurch, dass der Kleine komisch gelegen hatte, drückte er mir bei jeder Bewegung genau drauf und mit jedem Tag wurden die Schmerzen schlimmer. Da ein paar Tage zuvor auch bei dem Kleinen ein Nierenstau festgestellt wurde stand relativ schnell fest, dass ich das Krankenhaus nicht mehr ohne meinen Sohn verlassen werde. Die Ärzte wollten einen geplanten Kaiserschnitt machen. Dagegen habe ich mich gewehrt. Ich wollte unbedingt eine normale Geburt und habe darauf gedrängt, dass die Schwangerschaft eingeleitet wird. Daher musste ich noch bis zum Beginn der 38. SSW warten, weil vorher wird wohl sehr ungern eingeleitet.

20.10.2009

Beginn der Einleitung mit Gel um 10:00 Uhr. Ich merke nichts… Um 16:00 Uhr noch einmal Gel à erste Wehen. MuMu hart, GMH 3 cm.

21.10.2009

Heute wird ein Bändchen zur Einleitung genommen. Um 8:15 Uhr wird es gelegt, um 14:00 habe ich Wehen. MuMu weich, fingerkuppendurchlässig, GMH 1 cm.

22.10.2009

Pause zum Ausruhen, brauche ich auch. Habe die Nacht wegen der Wehen kaum geschlafen. MuMu 1 fingerbreit offen, GMH 1 cm.

23.10.2009

Arzt macht große Hoffnung, dass es heute soweit sein wird. 9:00 Uhr Bändchen bekommen. MuMu 3 cm, GMH verstrichen.

24.10.2009

gestern ist natürlich nichts passiert und heute müssen wir eine Pause einlegen. Nervig!!!

25.10.2009

Es geht weiter mit der Einleitung. Wieder mit Gel, wie zu Beginn. Die Ärztin die jetzt untersucht sagt, dass die letzten Tage keine Veränderung am MuMu eingetreten ist.

26.10.2009

gestern hat das Gel wieder nichts gebracht. Trotzdem wird noch ein Gel-Tag eingelegt. Der MuMu soll noch 1 cm auf gehen, dann soll die Blase gesprengt werden.

27.10.2009

Hatte gestern leichte Wehen. Trotzdem hat sich nichts getan. Deshalb bekomme ich ab heute Tabletten zur Einleitung. Die Hebamme bei der letzten CTG-Kontrolle Abends meinte, dass wir uns morgen wieder sehen, aber nur mit Baby im Arm. Ich bin gespannt. Sascha und ich haben heute darüber gesprochen, dass wir für den 30.10. einen Kaiserschnitt-Termin ausmachen möchten. So langsam machen nämlich unsere Nerven diese Einleitung nicht mehr mit…

28.10.2009

1:45 Uhr – Ich werde nach ca. 2 Stunden Schlaf wach, weil ich der Meinung bin mich nass gemacht zu haben. Ist etwa die Fruchtblase geplatzt? Ich rufe die Schwester und wir testen mit Lackmuspapier. Ergebnis ist etwas wackelig. Wurde zwar dunkler, aber blau???? Nicht so richtig… Ich will erst mal weiter schlafen.

1:50 Uhr – daraus wird wohl nichts. Ich bekomme Schmerzen im Unterleib. Ich rufe Sascha an und sage ihm, dass ich jetzt in den Kreissaal gehe und dass ich mich wieder melde, falls es wirklich los geht. Gehen darf ich dann aber nicht, sondern werde geschoben.

2:00 Uhr – ich treffe im KS ein. Jetzt bin ich schon seit 2 Wochen im Krankenhaus und kenne eigentlich jede Hebamme und die natürlich mich. Wurde schon spaßeshalber mit „die gehört schon zum Inventar“ betitelt. Tja, ausgerechnet in dieser Nacht habe ich die Rechnung nicht mit Doris gemacht, die die letzten 2 Wochen Urlaub hatte. Toll, ich bin ausgerechnet an einen kleinen Hausdrachen geraten. Ihr war die Serie im Fernseh irgendwie wichtiger wie ich. Sie hat mich kurz untersucht und festgestellt, dass die Blase angeblich noch intakt ist und der MuMu bei 2 cm (komisch, alle anderen waren der Meinung es sind 3 und das schon seit Tagen). Dann hat sie mich ans CTG angeschlossen und liegen lassen.

2:30 Uhr – Sascha kommt ins Krankenhaus. Dabei sollte er doch schlafen und ich wollte ihn anrufen wenn es los geht. Trotzdem freue ich mich sehr ihn zu sehen. Ich habe ihn wirklich gebraucht, weil ich mich sehr einsam und alleingelassen gefühlt habe. Die Hebamme hat ihn mit den Worten begrüßt: „Was machen Sie denn hier? Ihre Frau bekommt heute kein Kind, sie hat nur etwas Panik und deshalb lasse ich sie hier bei mir im Kreissaal.“

3:00 Uhr – Die Wehen waren mittlerweile richtig stark und kamen ohne große Pause. Ich war total unruhig und wollte nicht liegen, sondern laufen und mich bewegen. Das war der Hebamme aber wohl zu stressig und ich sollte am CTG bleiben. Als ich aber Schweißausbrüche bekommen habe, weil ich mich so gestresst habe und weil ich aufs Klo musste, durfte ich aufstehen und habe dann direkt gesagt, dass wir kurz eine Runde laufen, damit ich ruhiger werde. Bloß weg von der Hebi!!! Bei dem Spaziergang hatte ich ständig das Gefühl auszulaufen. Ausserdem kamen ununterbrochen Wehen.

3:25 Uhr – weil die Schmerzen immer stärker wurden sind wir wieder zurück in den Kreissaal. Bei einer erneuten Untersuchung ist der Hebamme tatsächlich aufgefallen, dass meine Blase gesprungen ist. Im Geburtsbericht stand auch tatsächlich diese Uhrzeit als Beginn der Geburt drin. Klar, ich bin Hobbyhellseherin und konnte schon 2 Stunden vorher sagen, dass meine Blase bald platzt… Der MuMu ist 2-3 Finger breit. Aber soll man das noch glauben?

4:30 Uhr – Ich schicke Sascha schlafen, weil es laut Hebi noch eeeeeeeeewig dauert bis es „richtig“ los geht. Für mich ist es jetzt schon richtig. Durch den wenigen Schlaf und die Wehen der letzten Tage bin ich ziemlich fertig und will einfach nur schlafen. Durch die Einleitungstabletten vom Vortag kamen die Wehen eine nach der anderen mit nur ca. 40 Sekunden Abstand. Ich frage nach einer Walking-PDA. Die Hebi ruft augenrollend den Anästhesisten und murmelt noch irgendwas von „viel zu früh“.

5:00 Uhr – Der Anästhesist erscheint und legt die PDA.

5:30 Uhr – Die PDA wirkt und ich kann tatsächlich etwas schlafen. Ich habe keine Schmerzen mehr. Einfach herrlich!!!

6:00 Uhr – Die Hebis haben Schichtwechsel. Juhu!!!! Gaby, die Oberhebamme übernimmt mich. Sie untersucht mich und ist ganz überrascht. MuMu bei 8-9 Fingern. Sie ruft sofort von sich aus auf der Station an und lässt Sascha wecken. Ich weiß gar nicht wie mir geschieht. Ich hatte doch so schön geschlafen.

6:30 Uhr – Sascha ist da, MuMu ist komplett verstrichen. Und ich merke… nichts groß… Es fühlt sich nur an als müsste ich gaaaaaaaaanz dringend Pipi machen.

6:55 Uhr – Die Hebamme sagt: „So, bei der nächsten Wehe probieren sie mal mit zu pressen.“ Wahnsinn, so schnell? Ich glaube ich träume. Sascha, zwick mich mal, damit ich wach werde. Das ist doch nicht normal, dass es jetzt so schnell geht.

7:12 Uhr – Nach 3 Presswehen und einem kurzen Hecheln (wie peinlich, ich hatte tatsächlich die Zunge wie ein Hund dabei draussen) bekomme ich unseren schreienden, wunderschönen Sohn Lukan auf den Arm gelegt. Ein einzigartiger Moment. Ich weiß gar nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Es ist einfach ein soooo tolles Gefühl. Wir sind Eltern! Unser kleiner Schatz ist geboren.

7:20 Uhr – Die Plazenta wird geboren. Man, war das alles unkompliziert. Ich bin irgendwie ein wenig stolz auf mich…

7:30 Uhr – Lukan atmet etwas stockend. Die Hebamme untersucht ihn und saugt Wasser aus der Lunge. Dann wird er gemessen und gewogen. 50 cm groß, KU 33,5 cm und 3160 gr. schwer.

7:45 Uhr – Die Atmung von Lukan wird leider nicht besser. Er röchelt immer so und Hebamme Gaby und die Ärztin lassen ihn zum Kinderarzt bringen. Ich werde in den Ruheraum geschoben.

8:00 Uhr – Lukan ist noch nicht wieder da und ich schicke Sascha um nach ihm zu schauen.

9:00 Uhr – Ich habe ein wenig geschlafen und fühle mich topfit. Sascha kommt zurück. Lukan war wohl sehr unterkühlt und die Atmung ging schlecht. Aber mittlerweile geht es ihm wohl ein wenig besser.

9:30 Uhr – Ich werde in mein Zimmer geschoben und soll etwas frühstücken. Danach will ich Lukan besuchen gehen.

10:00 Uhr – Ich fühle mich sehr gut und stehe auf. Ich will zu meinem Sohn. Ich bin mir sicher, dass er mittlerweile schon Hunger hat. Voller Elan gehen wir rüber in die Kinderstation. Auf dem Weg dorthin werden wir von der Kinderärztin abgefangen. Lukan liegt auf der Kinderintensiv. Wir sollen nur darauf vorbereitet sein, dass er verkabelt ist und Schläuche im Gesicht hat, weil er ein wenig Unterstützung beim Atmen braucht. Als ich Lukan sehe, sackt mein Kreislauf in den Keller. Wir bleiben nur ganz kurz bei ihm, weil ich ihn so einfach nicht sehen kann… Das war alles zu viel für mich. Ich kann nicht mehr laufen und Sascha muss mich im Rollstuhl zurück auf Station fahren. Lukan ist noch so klein und schon muss er so viel mitmachen. Seine Lunge soll geröngt werden und ausserdem muss ein Ultraschall von seinem Kopf gemacht werden um Schäden ausschließen zu können. Es war Gott sei Dank alles unauffällig. Der kleine Mann macht uns trotzdem schon ganz schöne Sorgen.

15:00 Uhr – Wir sollten uns bis jetzt etwas ausruhen. Ich habe gerade das erste Mal abgepumpt, weil Lukan mit der Magensonde ernährt werden muss und ich erst mal nicht stillen darf. Er bekommt dann meine Muttermilch über die Sonde, damit er die erste wichtige Milch erhält.

16:00 Uhr – Wir gehen wieder zu Lukan. Jetzt sind wir auf die Schläuche vorbereitet und daher fühle ich mich jetzt wohl, wenn ich bei ihm bin. Er hat so einen süßen kleinen Mund und winzige Fingerchen. Er ist so hübsch!!! Einfach perfekt!!! Die Ärztin meinte es würde ihm viel besser gehen. Wir dürfen jetzt unsere Hand auf ihn legen und sein Atmen spüren. Ein schönes Gefühl. Danach werden wir auf Station und ins Bett geschickt. Das war ein sehr anstrengender Tag für uns alle.

29.10.2009 – 08.11.2009

Am nächsten Tag dürfen wir Lukan das erst Mal auf den Arm nehmen. Was ein kleiner Wurm. Gegen Abend zeigt uns die Schwester wie wir ihn über die Magensonde ernähren können und von da an können wir das Füttern übernehmen. Wir bekommen gesagt, dass es wohl nicht gut stand um unseren kleinen Schatz und das sie sich gestern ziemliche Sorgen um ihn gemacht haben. Heute geht es ihm hingegen blenden. Am 30.10. werde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Wir fahren ab da 3 Mal täglich ins Krankenhaus um bei unserem Schatz sein zu können. Jeden Tag dürfen wir ein bisschen mehr mit ihm machen. Am 4. Tag nach der Geburt bekommt er von uns sein erstes Fläschchen. Er trinkt allerdings sehr schlecht. Nachdem es ihm die letzten Tage schon besser ging, merken wir, dass er irgendwie sehr schwach wirkt. Seine Hautfarbe hat sich auch stark verändert. Und die Blutwerte beweisen was wir vermutet haben. Lukan hat die Neugeborenengelbsucht und muss unter die Phototherapie. 2 Tage Blaulicht. Danach ging es ihm wieder viel besser und die Magensonde wurde endlich entfernt. Er hat richtig gut getrunken. Dann haben wir aber gemerkt, dass er wieder schwächer wurde. Daraufhin wurde er noch mal gründlich untersucht. Alle Organe waren aber in Ordnung – bis auf den Nierenstau den er immer noch hat und der weiter untersucht werden muss- so dass der Arzt dann gesagt hat, dass der Kleine sich einfach noch an meine Muttermilch, bzw. an die Hormona darin gewöhnen muss. Nach 2 weiteren Tagen mit Blaulich und einer deutlichen Besserung seines Zustandes konnte er am 8.11.2009 endlich mit uns nach Hause kommen. Einer der glücklichsten Tage seit langem!!!

10.11.2009

Jetzt liegt unser kleiner Schatz mit seinem Papa im Wohnzimmer. Er ist ein sooo lieb und wir haben uns Hals über Kopf in ihn verliebt!!! Wir hoffen, dass es ihm jetzt jeden Tag ein bisschen besser geht und dass wir die erste Zeit im Krankenhaus ganz schnell vergessen können. Lukan hat uns jetzt erst mal genug Sorgen gemacht für sein kurzes Leben. Jetzt kommen die schönen Momente im Leben!!!

Geschrieben

Meine Hebamme hieß auch Doris ... ich werd diesem Namen wohl nie wieder neutral gegenüber sein können ...

Oh Mann, wie lange du dich quälen musstest, ehe es endlich losging ...

Ein toller Bericht! Auch hier nochmal Glückwunsch zum Sohnemann und viel Spaß zu dritt!

Gast Schneckchen_75
Geschrieben

Was für ein wunderschön geschriebener Bericht!

Es tut mir leid, dass ihr Euch so viele Sorgen um Euren kleinen Schatz machen musstet. Geniesst die Zeit mit ihm und noch mal viel Spass beim Kuscheln!!!!

  • 1 Monat später...
  • 1 Monat später...

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