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Verzweiflung und Wut

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Ihr Lieben,

gestern abend bin ich zusammengebrochen. Ich war vollkommen verzweifelt, dass mein Kleiner nicht erleben durfte, dass wir ihn auf dem Arm halten und sagen, wie lieb wir ihn haben.

Ich habe über eine Stunde heulend in den Armen meines Liebsten gelegen und konnte nicht mal sagen, warum es mir so schlecht ging.

Und mein Pa hat sich gestern den Oberhammer geleistet.

Meine Eltern sind seit Ewigkeiten geschieden, leben aber beide noch am gleichen Ort über 200 km von uns entfernt. Seit Ende Januar ist meine Ma in Rente. Gutes Timimg habe ich gedacht als noch alles gut schien, sie kann kommen und ihre drei Enkel genießen, wann immer sie will. Nach der Diagnose hatte sie angeboten sogar nach Hamburg zu ziehen. Doch keiner hätte ihm all die Schmerzen nehmen können, nicht wir, nicht mit aller Kraft und Liebe, die wir hätten aufbringen können, nicht die Oma hier vor Ort (was ja auch die Antwort auf meine Verzweiflung gestern abend ist).

Also habe ich zu meinem Pa gestern gesagt, ja Mama kommt jetzt probewohnen hier und testet wo sie wohnen will (hier wohnen außer mir auch ihre Ma und Schwester und meine beiden Schwestern), jetzt MUSS sie ja nicht mehr hierherkommen. Und mein Pa sagte darauf: Ja, das hat sich ja jetzt in WOHLGEFALLEN AUFGELÖST.

Ich war einfach sprachlos.

Liebe Grüße

Tinka

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Liebe Tinka,

ich glaube, dieser Ausspruch von Deinen Vater gehört genau in die Kategorie "Unüberlegte Äußerungen". Viele reden einfach, ohne zu überlegen, was sie damit eigentlich anrichten.

Dieses Gefühl, das Du beschreibst, kenne ich nur zu gut. Ich stand am Dienstag abend unter der Dusche und hätte einfach nur noch schreien können vor Schmerz. Es ist etwas so unfassbar Großes geschehen, etwas, mit dem umzugehen wir nicht gelernt haben. Und dann: Ja, was sollst Du noch beschreiben? Es ist der Tod Deines Kindes, der Dich fertig macht. Mehr Worte gibts einfach nicht.

Niemand kann Dir leider den richtigen Weg sagen, aber viele hier können Dir erzählen, welchen Weg sie selbst gegangen sind. Wir müssen lernen, mit dem Schmerz zu leben, die Trauer als Bestandteil unserers Lebens anerkennen. Wahrscheinlich lässt gerade auch einfach die Betäubung nach, so wars zumindest bei mir. Ich habe erst einige Tage bis Wochen später wirklich registriert, dass mein kleines Baby nicht mehr da ist, dass es nie wieder kommt. Das war die eigentlich harte Zeit. Ich habe mich zurückgezogen, Briefe an mein Kind geschrieben und viele viele Bücher gelesen, Geschichten von anderen Betroffenen. Das hat mir geholfen. Naja, und dann war da natürlich die Hoffnung auf ein anderes Baby, die dann doch sehr schnell geplatzt ist, nachdem ich das zweite verloren habe.

Jetzt suche ich eine Möglichkeit, die mir Trost gibt. So wirklich hab ich noch keine gefunden, ehrlich gesagt, aber ich bin dabei. Es hilft mir schon, dass mein Mann sich immer wieder dafür ausspricht, dass wir nach vorne schauen, dass ja noch eine Zukunft vor uns liegt, die wir gemeinsam gestalten können. Und dass wir die Hoffnung, irgendwann ein gesundes Baby im Arm zu halten, noch nicht aufgegeben haben.

Ich wünsche Dir so, dass Du einen Weg für Dich finden kannst. Allerdings hast Du Zeit, Tinka. Es muss nicht gleich sein. Meine Therapeutin meinte, man hätte nicht umsonst früher das Trauerjahr eingehalten. Wenn ein Kind stirbt, braucht man auch diese Zeit, mindestens. Und die sollten wir uns geben, selbst dann, wenn von außen Sprüche kommen wie: Warum, das ist doch jetzt schon vor einem Monat gewesen- so langsam sollte es aber mal besser werden! Was wissen die schon!!!

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  • 3 Monate später...

Ich kenne das auch.Mein vater hat sich schon auf sein Enkelkind gefreut und dann musste ich ja am 15.5. leider einen spätabbruch machen weil unsere kleine Emma das Pottersyndrom hatte.Und mein eigener vater war nicht mal bei der Beerdigung da ihm sein hobby feuerwehr wichtiger war als seine tochter und sein enkelkind.er hatte angeblich noch kein bezug zu Emma.Bin auch maßlos enttäuscht.

GLG Jenny

Bearbeitet von Jara
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