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Hat die "liberale" Erziehung etwas mit Selbstdisziplin der Kinder zu tun?

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Geschrieben

Eine Diskussion im Freundeskreis lässt mir keine Ruhe mehr.

Ein Freund, Vater zweier Grundschulkinder, behauptet, dass die größeren Freiräume, die den Kindern "heutzutage" gewährt werden in Zusammenhang mit schnellerem Aufgeben von regelmäßigen Freizeitaktivitäten der Kinder stehen.

Seine Kinder haben mehrere Sportarten probiert und nach anfänglicher Begeisterung keine Lust mehr gehabt. Da er sie nicht zwingen mag, gehen sie halt nicht mehr hin. Die Behauptung, sie gäben zu schnell auf, weil sie zu wenige Grenzen im Alltag spürten und nur das machten, was ihnen Spaß macht, behagt mir irgendwie nicht.

Ich selbst kenn jetzt nicht so viele Kinder im Schulalter. Eins kenn ich - und das interessiert sich trotz vielfältiger Begabung und rascher Auffassungsgabe für nichts. Instrumente, Sport, Tanzen, Handarbeiten, Tiere - alles wird sehr schnell wieder aufgegeben.

Wie seht ihr das? Geben die Kinder von heute tatsächlich bei Hobbies und Interessen schneller auf? Oder ist das falsch? Und woran liegt das in euren Augen?

Ich finde es wichtig, auch schon im Schulalter zu lernen, dass man auch Verpflichtungen hat, denen man nicht allein wegen temporärer Lustlosigkeit fernbleiben kann. Und ich hoffe, dass mein Kind später regelmäßig und freiwillig einem Hobby nachgehen wird. Ich versuche, ihm vorzuleben, dass ich auch manchman keine Lust habe, zu meiner Sportgruppe zu gehen und dann aber trotzdem hingehe.

Geschrieben

Na ja, ich hab zwar kein Kind in dem Alter, aber mein kleiner Bruder ist erst 14 Jahre.

Mit ihm als Beispiel würde ich sagen, dass manchmal schon ein bißchen Druck nötig ist. Mein Bruder spielt Handball und es gibt Wochenenden, da würde er nicht zum Spiel gehen, wenn meine Ma nicht sagen würde: Schwing deinen Hinter da hin.

Damit meine ich natürlich nicht, dass man Kinder zu einem Hobby zwingen sollte, das ihnen definitiv keinen Spass macht. Aber manchmal ist es nötig sie ein bißchen anzuschubbsen, damit zu ihrem Glück finden. Bsp mein Bruder: Wenn es nach ihm ginge würde er den ganzen Tag vor dem PC sitzen und zocken. Allerdings wird er nach 2-3 h total aggressiv und schlafwandelt nachts. Ohne Sport würde er in kürzerster Zeit zum dicken Nerd-Kind mutieren. Also muss er mindestens 1x die Woche raus und sporteln. Das ist der Deal.

Fazit: Zwang nein, aber ein gesundes Maß an elterlicher Autorität ja. ;)

Geschrieben

Ich glaube dass das Problem das grosse Angebot ist. Und die Menge an Alternativen die die Kinder heutzutage haben und nicht die Strenge mit Grenzen.

Wenn ich gewohnt bin abends Fern zu sehen, dann faellt es mir schwer zum Turnen zu gehen nachdem die erste Neugierde fuer den Sport schon vorbei ist.

Und ich glaube dass es auch etwas damit zu tun hat, dass zu Hause z.B. auch soooo viele Spielsachen sind dass man es irgendwann einfach gewohnt ist zu konsumieren und schnell von ner Sache gelangweilt zu sein und etwas Neues zu wollen. Das ist dieses "kranke" Konsumverhalten einen Freizeitspass im Einkaufen zu sehen wobei es gar nicht mehr so sehr darum geht was man kauft.

Ich hoffe ihr koennt mir Folgen und den Zusammenhang erkennen. Besser kriege ich das gerade nicht hin. Aber das ist auch klar meine Meinung und ich bin keine Therapin oder sowas sondern eine normale Mami von 2 kleinen Kindern. Aber hier war ja nach unserer persoenlichen Meinung gefragt:D

Geschrieben
Ich glaube dass das Problem das grosse Angebot ist. Und die Menge an Alternativen die die Kinder heutzutage haben und nicht die Strenge mit Grenzen.

Irgendwie bin ich nicht ganz sicher, ob es am "Überangebot" liegen kann. Fernsehen und ausreichend Spielzeug gab es vor 20 Jahren auch schon.

Und dass es ein gut diversifiziertes Angebot an Freizeitmöglichkeiten gibt, finde ich eigentlich eher gut, weil die Chancen steigen, dass man etwas findet, was Spaß macht.

Wenn ich von mir persönlich ausgehe: Ich bin nach meiner Erinnerung immer gern und freiwillig meinem Hobby nachgegangen. Wenn ich allerdings keine Lust gehabt hätte und meine Mutter mich hingeschickt hätte, hätte ich mir bestimmt nicht zu mucksen getraut und wäre hingegangen. Nicht, dass meine Mutter übermäßig streng gewesen wäre, aber ich habe ihre "Anweisungen" meist ohne Widerworte ausgeführt. :rolleyes: Bei meinem Sohn merke ich nun schon im Alter von 31/2, dass er sich nicht widerstandslos an meine Ansagen hält. Nicht falsch verstehen: Ich finde das gut, weil ich "blindes" Gehorchen nicht zielführend finde und lieber im Dialog mit ihm Wege zur Lösung suche - was auch sehr gut klappt.

Lange Rede, kurzer Sinn. Ich hoffe, dass dieses erhöhte Maß an zugestandener Individualität und Eigenständigkeit nicht dazu führt, dass mein Kind später seinen inneren Schweinehund nicht mehr überwinden kann. :cool:

Geschrieben

Hm, und wenn du eine neue Freundin mit einem anderen Hobby hattest und deshalb auch diesem Hobby nachgehen wolltest. Dann hat deine Mutter einfach "nein" gesagt und dem war dann so?! Vielleicht liegt es auch an uns Eltern, dass wir selbst uns auch nicht mehr so sehr auf eine Sache konzentrieren und deshalb Verstaendnis fuer unsere Kinder haben wenn die oefter mal was neues wieder anfangen wollen. Das koennte ja auch dierer Freund von dir gemeint haben wenn er sagt dass wir heute nicht mehr streng genug sind. Kann ich schon irgendwie nachvollziehen. Ist ja auch der Grund warum unsere Kinder so viel mehr Spielsachen haben wie wir sie frueher hatten. Was meinst du, leben wir das unseren Kindern so vor?

Geschrieben

Also, ich ging immer zum Chor und dann fing eine Freundin mit Gymnastik (Leichtathletik) an. Da wollte ich auch hin. Ich bin aber zusätzlich gegangen und habe dann schnell wieder aufgehört.

In der ersten und zweiten Klasse bin ich zweimal wöchentlich zum Schwimmen gegangen - dabei hat mir das keinen Spaß gemacht! Ich weiß nicht, warum ich erst gemeutert habe, als dann dreimal wöchentlich trainiert werden sollte.

Ich persönlich gehe keinem "außerhäusigem" Hobby mehr nach. Ich gehe aber schon seit 2 Jahren regelmäßig zum Rückensport - nur als Hobby kann ich das nicht bezeichnen :rolleyes:. Ich "quäle" mich mehr oder weniger jedes Mal dahin und bin danach doch froh, gegangen zu sein. Es tut ja auch gut. Und ob wir es unseren Kindern vorleben, weiß ich nicht. Deshalb frage ich ja. ;)

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