Ich sehe da ehrlich gesagt nicht zwingend den Zusammenhang zwischen den Sachen Treue/Familie/Geburt. Im klassisch gelebten Sinne, wie das in unserer Gesellschaft vermittelt wird, verstehe ich den natürlich, klar, aber wenn man mal anfängt ein bißchen für sich selbst zu philospohieren, kann man aber auch schnell zur Auffassung kommen, dass es eben nicht sooo viel miteinander zu tun hat. Was haben denn die Kinder mit dem Sexualleben ihrer Eltern am Hut?
Eins noch vorweg: Anlügen und Hintergehen ist das Allerletzte, keine Frage. Aber warum wird gelogen und hintergangen? Weil der Partner es nicht akzeptieren könnte, weil der Fremdgeher eben gerade die Familie nicht aufs Spiel setzen möchte. Warum kann der Partner das nicht akzeptieren? Weil er einen Alleinanspruch erhebt. Wer gibt ihm eigentlich das Recht dazu? Ein Partner ist doch kein Besitz. Wenn ich Treue einfordere, erwarte ich, dass mein Partner sich für mich verbiegt. Kann das richtig sein? Wenn er von sich aus treu ist - ist ja schön, aber wenn nicht... finde ich, steht es niemandem zu, seinen Besitzanspruch geltend zu machen. Dann wird der andere sich eben entweder verbiegen - das ist falsch - oder er wird lügen - genauso falsch. Eine saubere Lösung gibt es für denjenigen Partner also nicht.
Nur weil jemand seinen sexuellen Bedürfnissen nachgeht, heißt das doch nicht, dass derjenige sich gegen seine Familie entscheidet.
Treue einzuforden ist relativ einfach, sich damit auseinanderzusetzen, warum man da eigentlich so verbohrt ist, anstatt einen anderen Umgang damit zu erlernen, ist schwer. Man liebt seinen Partner doch, d.h. man möchte, dass es ihm gut geht, dass ihm nichts fehlt - warum kann man es ihm dann nicht einfach gönnen?
Ich bin meinem Mann übrigens bisher treu - ich glaube, er mir auch. Aber wir sehen das nicht statisch, dazu verdonnert, auf Gedeih und Verderb bis zum Lebensende. Welch Gruselvorstellung an manchem Tag. Ich finde es gut zu wissen, dass ich das Thema einfach offen ansprechen kann, dass wir zwar ein wir sind, ich aber einzelner Mensch bleibe, der vielleicht andere Bedürfnisse hat als er und dass er nicht den Anspruch erhebt, seine Familie an meinen sexuellen Bedürfnissen festzumachen.