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Bedürfnisse


Mary Martini

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Mein Baby brauchte mich heute zum Einschlafen noch mehr als sonst und ich ärgere mich wahnsinnig über mich selbst.

Linus hat heute Abend insgesamt eineinhalb Stunden gebraucht, um in den Schlaf zu finden. Er war so müde, dass ich, naiv wie ich bin, geglaubt habe, das Einschlafen wäre nach fünf Minuten erledigt. Stattdessen schrie Linus wieder wie von Sinnen - nur dann nicht, wenn er an meiner Brust war.

Wann immer ich dachte, er sei jetzt soweit, versuchte ich vorsichtig abzudocken. So um die sechs, sieben Mal, und jedes Mal ging es von vorne los: Linus sucht, wenn er die Brust nicht findet, fängt er an zu wimmern und wenn er sie dann immer noch nicht bekommt, schreit er. Irgendwann hat sein Genuckel aber schon richtig wehgetan und ich hatte nicht den Elan, sie ihm noch mal zu geben. Das Ergebnis war, das wir wieder da ankamen, wo wir angefangen hatten, als ich ihn hingelegt habe: Er schrie. Er brüllte.

Dann löste Papa mich ab und nach harter Arbeit schlief Linus ein - für ungefähr zehn Minuten. Dann brüllte er wieder. Ich legte ihn doch wieder an. Dann schlief er.

Eine halbe Stunde später weinte er schon wieder. Dieses Mal reichte meine Wärme und Nähe, um ihn wieder zum Schlafen zu bringen. Das ist jetzt eine Viertelstunde her und ich warte darauf, dass er wieder aufwacht.

Linus' Bedürfnis bin ich. Er braucht mich sehr, mehr als alles andere in der Welt. Ich bin seine Quelle; die Quelle seiner Nahrung, die Quelle, die ihm Liebe gibt, Geborgenheit, Sicherheit. Wärme. Schutz.

Wenn ich weniger ungeduldig gewesen wäre (Schwiegermutter saß draußen und ich wusste, ich habe nur eine halbe Stunde Zeit, Linus zu Bett zu bringen, weil sie dann gehen wollte) - wenn ich nicht immer wieder versucht hätte, mich von ihm zu lösen - wäre unser beider Abend dann angenehmer verlaufen? Hat Linus gespürt, dass ich mich unter Druck gesetzt habe, besonders schnell mit ihm "fertig zu werden"?

Und wenn ich gleich zum Schlafen bei ihm geblieben wäre, ohne den Wunsch nach einigen privaten Minuten; einigen Minuten, in denen ich Trivialitäten erledigen kann (wie einen Abstecher ins Internet), einigen Minuten für mich selbst, nachdem ich wieder 12 Stunden beinahe nonstop Mutter und nichts anderes war - wäre sein Nachtschlaf dann ruhiger?

Ich glaube, ich kann alle Fragen positiv beantworten, und ich schäme mich, denn die ganze Zeit fragt eine leise Stimme tief in mir: Wo bleiben meine Bedürfnisse?

Darf man als Mama Bedürfnisse haben, die nicht mit dem konform gehen, was das Kind will? Wenn man ein Kind möchte, sollte man wissen, dass sich das eigene Leben unwiderbringlich und zwangsläufig ändert. Sind eigene Bedürfnisse vermessen oder erlaubt? Wenn es etwas gibt, das meinem Kind guttut - in diesem Falle Dauerstillen - und ich gebe es ihm nicht, obwohl ich weiß, dass es ihm ohne dieses schlechter geht als mit, dann stelle ich meine Bedürfnisse über die meines Kindes und ende so wie jetzt - mit schlechtem Gewissen und voller Selbstzweifel.

Ich glaube, beim nächsten Mal werde ich geduldiger sein als heute. Vielleicht hätte er nicht schreien müssen heute Abend.

5 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Hallo :)

Du hast hier wahnsinnig viel geschrieben - ich hab ALLES gelesen.

Man kann als "Nichtbetroffene" nur erahnen, wie es wohl mit einem

"Schreibaby" ist. Du gibst hier einen detailierten Einblick in Euer Leben.

Und ich bin schwer beeindruckt, wie Du das alles schon über so einen

langen Zeitraum durchstehst. Du machst das toll!

Zur Frage "Sind eigene Bedürfnisse vermessen oder erlaubt?"

kann ich als zweifache Mutter nur sagen: sie sind erlaubt. Und sogar

zwingend notwendig! Wenn Du Dich selbst bei all dem aus den Augen

verlierst, um alles zu tun was Dein Kind eventuell glücklich macht,

kannst DU auf Dauer damit nicht glücklich werden. Und eine unglückliche

Mama hilft dem Zwerg ganz sicher nicht. Also versuche, so oft und so

gut es eben geht, auch DEINE Bedürfnisse zu befriedigen. Man muß

auch mal ein Bad nehmen dürfen, auch mal in Ruhe was leckeres essen

dürfen, mal 2 Stunden nur für sich haben dürfen. AUCH ALS MAMA

Danach hast Du wieder mehr Kraft, bessere Laune, mehr Geduld. Und

davon profitiert der Lütte dann ja auch. Also schaufel Dir etwas Zeit für

Dich frei, so oft und so gut das eben geht. Nimm jede Hilfe an, die Du

bekommen kannst. Wenn jemand da ist, der den kleinen Schreihals

mal ne Stunde nehmen kann - nur zu. Eigene Bedürfnisse sind ganz

sicher NICHT vermessen und ein schlechtes Gewissen ist das Letzte,

was Du haben mußt. Bei dem, was Du seit Monaten leistest. Ich wünsche

Euch, daß es Tag für Tag besser wird, bergauf geht. Er wird ja auch älter

und eigentlich sollte damit ja auch das SchreiBABY mehr und mehr zu

einem NICHTschreiKLEINKIND werden *hoff*

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Hallo!

So ein langer Kommentar. *freu* Noch schöner, dass du alles gelesen hast - und natürlich auch deine Antwort bezüglich meiner Frage.

Ja, eigentlich weiß ich auch (bzw. klingt es logisch), dass man als Mama (ebenso als Papa) auch seine "Nischen" braucht; Momente, in denen man den Kopf frei bekommt und neue Energie tanken kann. In der Theorie klingt das alles auch ganz toll, nur wenn es dann an die Praxis geht. Da ist dann das schlechte Gewissen groß, wenn man (so wie ich gerade, während ich am Rechner sitze) ein paar Minuten mit ohne Kind ;) verbringt, während der Papa den Quengel auf dem Arm durch die Wohnung trägt und sich (so glaube ich) insgeheim fragt, wie lange Mama noch braucht, bis sie fertig ist und ihn wieder ablösen kann. Gegen solche Gedanken (sowohl von Mamas als auch Papas Seite) kann man manchmal kaum etwas machen, auch wenn man es eigentlich besser weiß.

Das klingt ganz schön konfus gerade, fürchte ich. :o Sei es drum - ich danke dir für deinen lieben, ermutigenden Kommentar! Im Übrigen bewundere ich jede Mama (und jeden Papa) - ob sie ein Kind haben oder zwei, ob die schreien oder sonstwie "besonders" sind oder auch besonders unkompliziert *g* - das Elterndasein ist echt nicht ohne und eine große Aufgabe!

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Hallo Mary,

ich kann Sandra nu zustimmen.

Natürlich darfst du auch eigene Wünsche haben. Musst es sogar.

Man gibt seinen Kindern viel, aber eben nicht alles. Man hat auch ein eigenes Lesben und eigene Bedürfnisse und da ist ein schlechtes Gewissen völlig fehl am Platz.

Aber ich weiß genau, was du meinst.

Ich habe auch schon in der Badewanne gesessen und gehört, wie Liam gebrüllt hat. Und der Papa hat ihn auch nciht gleich beruhigt bekommen und es hat nicht viel gefehlt, dass ich aus der Wanne gesprungen wäre. Aber nein, Ich habe es nciht gemacht, weil ich eben auch mal baden darf. Und klar hatte auch ich für nen Moment ein chlechtes Gewissen, aber das darf man nicht zu lassen. Es gibt eben Situationen, in denen man eben nicht ständig zur Verfügung steht bzw. stehen kann.

Und das schadet den Zwergen auch nicht.

Dein Mann ist dir sicher eine große Stütze. Das lese ich deutlich heraus. Gemeinsam könnt ihr euch gegenseitig Freiräume schaffe. Zeiten in denen du z.B. einfach mal eine Stunde schlafen kannst. Und das ohne schlechtes Gewissen, denn Linus ist ja bestens versorgt.

Und mal noch ein Wort zu der beschriebenen Situation. Ja, ich denke du hast Recht mit deinem Empfinden. Ich kenne diese Situation. Man möchte das das Baby gaaanz schnell schläft um xyz zu tun und irgendwie klappt das nie. Das sind dann die Abende, wo es überhaupt nicht zu klappen scheint. Ich versuche das inzwischen so gut es geht zu vermeiden. Klappt aber auch nicht immer. :o

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ach mary, frag dich doch nicht ernsthaft ob deine eigenen bedürfnisse wirklich nötig und erlaubt sind!!! ... sie sind es ganz sicher ... ich hab neulich erst einen artikel gelesen über das verwöhnen im ersten lebensjahr ... es ist zwar kaum möglich, aber es fängt - neben unterforderung beim spielen - zum beispiel auch dann an, wenn man eigene bedürfnisse permanent hinter die des kindes stellt!!! also gönn dir auch was und nimm liebe und nette babysitterhilfe an, wenn du sie bekommen kannst und linus dort in guten - wenn auch nicht deinen - händen ist!!!

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Genau, Uta, die Szene mit der Badewanne hatten wir auch schon mal.

Oder abends, wenn wir uns abwechselten, wenn Linus wach wurde - wenn er zu arg geschrien hat, bin ich doch wieder rein und habe ihn übernommen.

Es fällt mir ziemlich schwer, da loszulassen. Ich weiß nicht, ob ich eine Glucke bin (wahrscheinlich schon) oder einfach so schnell ein schlechtes Gewissen bekomme. Ich stelle meine Bedürfnisse dann lieber zurück. Es ist sehr schwer, dagegen anzugehen. Aber dann kommt der Frust. Und der nervt.

Ich will versuchen, daran etwas zu ändern. Ich werde mir immer klarer darüber, dass ich an meiner Situation etwas positiv verändern kann, wenn ich es schaffe, eine andere Einstellung zu dem Ganzen zu bekommen. Das ist eine große Herausforderung, aber ich versuche es. In kleinen Schritten.

Danke für deinen Kommentar, liebe Uta. Ich weiß, dass du selbst viel um die Ohren hast. Dass du dich da auch noch mit meinem Kram auseinander setzt, freut mich sehr.

Und piepsi, du hast vollkommen Recht: Gute Babysitter sind Gold wert. Da bin ich wirklich froh über meine Mama. Das mag alles nicht perfekt sein, aber sie würde alles für Linus tun, und das hilft wirklich sehr! Sie hat sogar schon mal abends aufgepasst, als wir mit Schwiemu zu deren Geburtstag ausgegangen sind.

Vielleicht kann ich demnächst mal einen Kinobesuch herausschlagen, Date mit dem Papa. Das würde mir soo gefallen ... Fragen kostet ja schließlich nichts. :)

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