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Jahre die meine Denkweise geändert haben

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Ich kann gar nicht mehr so genau sagen wie alles anfing.

Ich war noch recht jung als meine Uroma zu meiner Oma gezogen ist, weil sie es allein einfach nicht schafft. Sie erlitt einen Schlaganfall und konnte nicht mehr allein zu Hause leben, also nahm meine Oma sie bei sich auf,da für sie ein Altenheim nicht in Frage kam.

Die ersten Jahre lief es ganz gut, doch nach zwei Jahren veränderte sich ihr zustand, meiner Uroma musste eine Sonde gelegt werden damit sie ernährt werden konnte, sie musste gewindelt werden, aber sie war noch relativ klar im Kopf. Ich war damals 14 als das alles anfing und ich war schon immer ein Oma Kind und war sehr oft bei meiner Oma, weil ich mit ihr über alles reden konnte und sie immer für mich da war. Ich merkte das die Pflege meiner Uroma, meine Oma sehr anstrengte und so zog ich bei ihr ein um sie zu Unterstützen. Ich hatte hatte noch meine Freiheiten aber für sie war es beruhigend zu wissen es war wer da.

Die Jahre vergingen und meiner Uroma ging es immer schlechter, ihr Geistlicher Zustand veränderte sich immer mehr ins schlechte, teilweise erkannte sie uns gar nicht mehr, aber wir hielten durch und pflegten sie weiter, meine Uroma musste soviel durchmachen in ihren Leben 2 Kriege mit 4 Kindern allein auf der Flucht, also war mein Gedanke ihr den letzten Abschnitt ihres Lebens so schön wie es nur geht zu machen.

Man muss dazu sagen ich war nie ihr Lieblingsurenkel, ich stand bei ihr immer hinten an, aber als ich sie da so liegen sah, habe ich das alles vergessen und mir gedacht sie hat es verdient.

Eines Tages meinte sie zu mir "S. du bist hübscher als eine Rose, pass auf dich auf" mir lief es eiskalt über den Rücken und ich war stolz. Sie bat mich in einen ihrer klaren Momente das wenn sie einschläft ich ihre Hand halten soll und ihr das Vater unser beten soll, ich versprach es ihr und lernte fleißig das Vater Unser, hatte bis dahin nichts damit am Hut.

Ihr Zustand veränderte sich noch einmal ganz rapide sie konnte ihren schleim nicht mehr abhusten und somit hieß es für uns Nachtwachen einzuschieben, ich weiß gar nicht wie oft ich an ihren Bett saß und Nacht für Nacht ihr einfach nur beim schlafen zu gesehen habe und tränen in den Augen hatte. Das ganz spielte sich in einen Zeitraum von 5 Jahren ab, in der zwischen Zeit bin ich schwanger geworden mit meinen großen, obwohl ich schon ausgezogen bin war ich jeden Tag da und habe meine Oma unterstütz wo es nur ging.

Als mein großer Sohn geboren wurden ist, habe ich ihn das Bett meiner Uroma gelegt und sie lächelte und sagte ich bin stolz auf dich, sie hatte schon lange nicht mehr gesprochen bzw nur ganz schlecht, da sie in der Zwischenzeit noch einen weiteren Schlaganfall hatte und die eine Seite gelähmt war von ihr.

Eines Tages kam ich mit einen Weihnachtstern zu meiner Oma und wir wollten wieder den Tag mit einander verbringen, ich kam rein und meine Oma war ganz still in der Küche gesessen, ich gab ihr meinen Sohn und ging zu meiner Uroma, ja es war soweit, ich war ganz stark nahm ihr Hand und bete das Vater Unser und sie ist dabei gestorben. Ich war ganz gefasst, mein Sohn weinte und meine Oma auch, so habe ich das Fläschen fertig gemacht und habe meine Oma den kleinen füttern lassen. Ich rief die Ärztin an und sie sagte sie würde so gegen 18 Uhr kommen, wir hatten es da aber erst um eins. Aber auch das schockte mich nicht, so rief ich den Pflegedienst an der uns die ganzen Jahre unterstützt hat und diese kamen dann auch sofort.

Mein kleiner ist in der Zwischen Zeit friedlich ein geschlafen und lag schlafend in seinen Bett, und er wachte den ganzen Tag auch nicht mehr auf.

Ich und die Schwester vom Pflegedienst entfernten bei ihr die ganzen Kabel und Schläuche und zogen sie was frischen an, die Schwester legte ihr beiden Hände auf die Brust und ich gab ihr meinen Weihnachtsstern damit sie ihr ihn in die Hand legen kann.

Ich habe immer noch nicht geweint und rief alle Verwandten an, meine Mama war die erste die da war, jeder ging einzeln in das Zimmer und verabschiedete sich von ihr, ich kochte Kaffee und war immer noch völlig gefasst.

Gegen 18:30 kam dann das Bestattungsunternehmen, und da merkte ich das erste mal was eigentlich los war als ich diese Männer sah, sie waren so still und zuvorkommend.

Ich ging dann als letzten ins Zimmer gab ihr einen Kuss und sagte ich liebe dich zu ihr, sie war so kalt. Die Männer legte sie in ihren Sarg und schlossen den Deckel, in den Moment kapierte ich was los war und ich bin zusammengebrochen mein Onkel musste mich stützen, sonst wäre ich hingefallen, das war der Moment wo ich wusste es ist vorbei, die ganze Zeit vorher war sie ja noch da, lag friedlich in ihren Bett und "schlief" und jetzt war der Moment wo sie weg gebracht wurde.

Die ganze Geschichte spielte sich zwischen meinen 14 und 19 Lebensjahr ab, vielen würden sagen es war zu viel für ein Mädchen meines Alters, aber mich hat es stärker gemacht und hat mir eine andere Sicht der Dinge gegeben. Ich kann sagen das es mich geprägt hat, Dinge manchmal aus einen anderen Blickwinkel zu sehen, Dinge anders anzupacken und nicht nur stur grade aus zu sehen, sondern auch mal nach rechts und nach links, weil da sind auch noch Menschen die eventuell Hilfe brauchen.

Diese Geschichte hat mich zu den Menschen gemacht der ich heute bin und ich bin stolz drauf so zu sein wie ich bin.

Ich bedanke mich bei allen fürs lesen, auch wenn es recht viel war.

Geschrieben (bearbeitet)

Solche Erlebnisse prägen für´s Leben und auch wenn es eine schwere Zeit war, wächst man daran, wird stark und sieht vieles anders....

Ich finde schön, dass Du das alles für Deine Uroma getan hast!

Bearbeitet von *~DeLaLi~*

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