Seit ich Mitte der 1980er Jahre eine Rundreise durch Südengland gemacht hatte folgten bei mir viele Aufenthalte in GB und ich war großer Fan des Landes. 1999/2000 war ich dann für ein Auslandsjahr in London und fand das ganz toll. Dort habe ich meinen Mann kennengelernt und ich lebe jetzt seit 2003 permanent hier, ca 80 km nördlich von London.
Die anfängliche extreme Begeisterung ist einer Abneigung gewichen.
Mein Mann ist Engländer und hier groß geworden. Seit er aber öfter nach Deutschland kommt ist er so unzufrieden hier, dass er jetzt in D einen Job sucht!
Wir wollen dringend hier weg. Auf jeden Fall bevor unsere Kinder in den Kindergarten kommen würden.
Wenn man sich London nicht leisten kann dann sollten man es lieber bleiben lassen... und wer kann das schon, bei den Preisen für Wohnraum mittlerweile??!!??
Warum sind wir hier unzufrieden? Die Liste ist seeehr lang. Hier eine Auswahl:
Man ist schrecklich beschränkt in dem was es zu kaufen gibt. In D bekommt man Produkte aus England, nicht so umgekehrt.
Alles ist ganz schrecklich teuer. Unser Einkommen ist für hiesige Verhältnisse ganz gut aber der dt. Lebensstandard kann damit bei weitem nicht erreicht werden. Wie erwähnt gibt es hier vieles auch nicht zu kaufen. Sogar so alltägliche Dinge wie einen anklebbaren Handtuchhalter haben wir importiert! Bei größeren Dingen ist das dann nicht so einfach. Die Engländer sind auch mit vielem zufrieden, was die meisten deutschen stören würde. So haben viele keine Dusche sondern nur eine Badewanne, auf dem Brausekopf (wenn einer da ist) ist meist kein Druck. Schimmelbefall im Haus als Normal angesehen, Umweltbewußtsein =null.
Kinderbetreuung gibt es zwar mehr als in D, sie ist aber schrecklich teuer. Will man Qualität kann man sie sich mit normalem Einkommen schon bei einem Kind nicht leisten. Die medizinische Versorgung bezahlt man am Besten privat, will man einen dt. Standard oder nicht ewig warten bis man betreut wird. Man muss schon ein Notfall sein, um gleich dran zu kommen. Zahnarzt muss man komplett selbst bezahlen, wenn man nicht von Stütze lebt.
Die sozialen Netze sind hier innerhalb der Familie. Alles wird innerhalb der Familie gehalten. Wenn man keine vor Ort hat steht man schnell ohne Hilfe da. Freunde sind "for fun" aber nicht für ernste Sachen.
Die scheinbare Freundlichkeit der Engländer wird mit der Zeit entlarvt. Wenn man die Sprache richtig beherrscht und langsam mit den Konventionen hier vertraut wird, stellt man fest dass es üblich ist nichts direkt zu sagen, sondern durch unterschwellige Verhalten und Aussagen auszudrücken was man wirklich denkt. Leider stellt man dann als Deutsche fest, dass der alte Hass noch genauso ist wie direkt nach dem Krieg und man praktisch keine Chance hat einen Fuss auf den Boden zu bekommen. Bei mir ist es immer interessant wie sich das Verhalten ändert wenn ich sage dass ich Dt. bin, denn vom Akzent her halten sie mich für eine Südafrikanerin. (In diesem Punkt spreche ich für Südengland. Im Norden soll das anders sein. London ist durch MultiKulti auch anders!)
Das war eine KLEINE Auswahlliste...!
LG,
Kate_2