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Geburtsberichte der KS-Babies

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Geschrieben

Geburt von Alina Francesca am 24.10.2000

21. Dezember 2000

Liebes Bärlein,

während Du hier im Bett neben mir liegt, versuche ich mich daran zu erinnern, wie Du vor 8 Wochen auf die Welt gekommen bist und unser ganzes Leben auf den Kopf gestellt hast. Deine großen wachen Augen mustern mich ganz neugierig und es scheint fast so, als wüßtest Du, über was ich Dir gleich berichten werde. Alles begann schon ein wenig vor dem Tag, an dem Du eigentlich zu uns kommen solltest. Anfang Oktober begann eine Zeit, in der ich plötzlich sehr unruhig wurde. Ich denke, ich habe irgendwie gespürt, daß irgendetwas anders wurde. Jeden Moment dachte ich, Du könntest gleich kommen - und das, obwohl noch 8 Wochen bis zum Entbindungstermin fehlten. Wahrscheinlich habe ich gespürt, daß irgendetwas mit Dir nicht in Ordnung war, obwohl ich doch so lebhaft Deine munteren Trittchen und Boxer spürte, die uns auf so wunderbare Weise verbanden!

Meine Unruhe war nicht unberechtigt, denn als ich am 18. 10 zu einer Vorsorgeuntersuchung bei meiner Frauenärztin war, stellte sie im CTG unregelmäßige Herztöne fest. Es war so schrecklich, als ich hörte, wie Dein kleines Galoppherzchen plötzlich ganz, ganz langsam wurde - es war ein wahnsinniger Schreck, der mir heute noch in den Gliedern sitzt! Ich wurde sofort in den Kreißsaal eingewiesen, wo ich intensiv überwacht wurde, doch Du hast Dich dort von Deiner besten Seite gezeigt und ich konnte wieder nach Hause. Dann am nächsten Tag dasselbe Spiel: Wieder gingen Deine Herztöne deutlich in den Keller und man machte einen Wehenbelastungstest und ich bekam schon mal einen Vorgeschmack auf das, was uns bevorstehen würde. Die ärzte warteten noch ein paar Tage - doch am 23.10.2000 beschlossen wir gemeinsam, daß der Nervenkrieg ein Ende haben mußte. Ich konnte inzwischen nicht mehr schlafen vor Sorge und die heftigen Vorwehen setzten mir so zu, daß die Geburt eingeleitet wurde. Damit begann das, was am 24. 10. 200 mit einer Sensation endete: Du bist um 21.42 Uhr aus Deiner warmen Höhle geschlüpft und hast uns sprachlos gemacht vor Glück.

Doch vorher galt es noch einige Turbulenzen zu durchstehen....

Ich lag nun also am Montag Morgen im Kreißsaal, noch guter Dinge, und wartete auf die ersten Wehen, die dann auf das Wehenmittel, das man mir auf den Muttermund gab, auch prompt kamen. Gut - so war das alles noch gut auszuhalten, dachte ich mir, was machen die alle für ein Theater um diese Wehen, starke Menstruationskrämpfe, mehr ist das doch nicht. Man nahm mir diese Illusion bald, die Wehen wurden schlimmer, doch nach 2 Stunden war alles vorbei, es tat sich nichts mehr. Das Spiel wiederholte sich nun 7 Mal ! - unglaublich, Tag und Nacht das Hin- und Her, das Hoffen und Bangen um Dich, denn immer wieder ist Dein Herzlein in seinen langsamen Trab zurückgefallen, es kamen tausend ärzte hereingestürmt und gaben mir Wehenblocker, die mich ganz dumm und dusselig machten. Meine Nerven lagen nach 24 Stunden bereits blank - die Angst schnürte mir nun die Kehle zu, ich durfte nicht aufstehen und mußte in Seitenlage der Dinge harren, die da kamen. Mir war ständig schlecht und Dein armer Papa war sehr beschäftigt damit, mir immer wieder Spuckschüsseln zu bringen. Die Geburt ging einfach nicht voran, der Muttermund war zu weit verschlossen und öffnete sich nur millimeterweise, meine Kräfte schwanden, ich hatte seit Tagen nicht mehr ordentlich geschlafen. Gegen Abend - nun lag ich 36 Stunden hier - bekam ich plötzlich hohes Fieber und um mich herum wurden nun alle sehr nervös. Gegen 21 Uhr fiel dann die Entscheidung, daß Du per Kaiserschnitt auf die Welt kommen solltest - meine Güte, habe ich geweint in dieser Minute, denn nichts wollte ich weniger als in einem O.P mein kleines Mädchen zur Welt bringen!! Die äzte stritten sich mit Andrea, meiner Freundin, die als Hebamme die Geburt begleitete, denn sie wollten den Kaiserschnitt in meinem Zustand nur in Vollnarkose ausführen.

Ich erinnere mich noch gut, wie ich zitternd vor Fieber im Bett lag, an die Hand Deines Papas geklammert und im Gang ein lautes Geschrei war. Andrea setzte sich schließlich durch und ich bin ihr so dankbar, denn sie ist es, die dafür verantwortlich ist, daß ich den schönsten Moment meines Lebens nicht in Narkose verbrachte. Tausend Leute stürmten nun in das Zimmer, jeder fummelte an mir herum, doch mir war nun alles egal. Andrea kümmerte sich liebevoll um uns, unterstütze Deinen armen Papa und half ihm, sich umzuziehen. Ich wurde langsam ruhiger, als ich in den O.P geschoben wurde - das CTG hing noch immer an mir und ich achtete nervös auf Deine Herzschläge. Sie waren ganz ruhig und gleichmäßig, Du hast wohl in diesem Moment ganz friedlich geschlafen, meine arme kleine Maus. Ich war erleichtert, daß das Warten nun ein Ende haben würde - gleichzeitig war ich nervös, ob alles in Ordung sein würde mit Dir, denn noch immer vermuteten wir, daß Du die Nabelschnur um den Hals haben könntest. Man bereitete mich auf die O.P. vor - ich wurde immer ruhiger, ganz seltsam, wie durch einen Schleier nahm ich nun alles wahr, spürte den Einstich der Spinalanästhesie als kaum wahrzunehmenden Stich und merkte, wie meine Beine schlagartig pelzig wurden und ich bis zum Bauchnabel nichts mehr spürte. Man hatte einen Schirm vor mir aufgestellt, ich konnte nur spüren, daß man irgendetwas da unten tat. Mir war unsagbar kalt, ich zitterte am ganzen Körper und man legte mir heiße Tücher auf den Oberkörper. Deine Papa stand an meiner Seite, flüsterte mir ein wenig zu, doch ich sagte nur: No speaking - ich wollte alles genau mitbekommen, doch dann war es doch so schlagartig schnell vorbei! Ich spürte ein Zerren und Drücken, dann um 21.42 Uhr ein freudiges Es ist ein wunderbares Mädchen! und sofort ein lautes, ganz energisches Krähen von Dir!

Ich durfte Dich nicht sehen, merkte nur, wie Andrea mit einem Bündel im Arm an mir vorbeirannte und Dich wohl an die vielen Kinderärzte übergab, die vor der Türe warteten. Ich lag da - überwältigt vor Glück - ich hatte Dich schreien hören, ahnte, daß es Dir gutgehen mußte. Mein ganzer Körper war eingelullt in ein tiefes, inniges Beben, ich wußte, daß ich etwas wunderbares vollbracht hatte, ohne Dich gesehen zu haben.

Deine Papa mußte mir hinterher immer wieder alles bis ins Detail erzählen. Anfangs hast Du ein wenig Probleme mit dem Atmen gehabt und die ärzte halfen Dir dabei, doch dann, nach ein paar Minuten, hast Du Dich bereits wonnig unter der Wärmelampe geräkelt.

Ich wurde noch etwa eine halbe Stunde vernäht und versorgt, der Anästhesist erwies sich als liebevoller Begleiter in diesen Minuten, denn er spitzelte immer wieder ins Nebenzimmer und berichtete mir alles über Dich. So wußte ich schon, daß ich ein kleines äffchen nicht böse gemeint, mein Engel! mit UNGLAUBLICH vielen Haaren bekommen hatte, als ich Dich zum erstenmal sah. Ich durfte zunächst nur Dein winziges Köpfchen streicheln - ich habe gezittert wie Espenlaub!!!!! Endlich , endlich durftest Du dann in meinen Arm - der schönste Moment in meinem ganzen Leben war da:

Nur eine gute halbe Stunde durftest Du bei mir bleiben, dann wurdest Du in ein überwachungszimmer gefahren und ich kam zurück in den Kreißsaal zur überwachung. Ich tat in dieser Nacht wieder kein Auge zu. Während ich dalag und das Gefühl in meinen Beinen und leider auch in meinem Bauch zurückkam, dachte ich nur an Dich. Liebevoll schickte ich Dir meine warmen Gedanken - es war unfaßbar, Du warst da - ganz plötzlich warst Du, zu der wir ja gesagt hatten, bei uns. Wir hatten bereits ein Band geknüpft, als Du in meinem Bauch warst, ein Band unendlicher Liebe und Zuneigung. Willkommen im Leben, kleine Tochter - willkomen bei uns, Du wirst es guthaben!

Am nächsten Morgen warst Du schließlich bei mir - ich hatte Schmerzen, doch ich konnte es gut aushalten und war glücklich, daß Du nun bei mir warst. Du lagst ständig in meinem Arm und die Schwestern sorgten sich sehr, weil sie befürchteten, ich könnte Dich aus dem Bett fallen lassen im Schlaf - wie dumm von ihnen, nicht?

Die Tage waren anstrengend gewesen - ich war zum ersten Mal in meinem Leben körperlich deutlich an meine Grenzen gekommen und doch würde ich Dich, müßte es sein, jeden Monat neu auf die Welt bringen. Du bist ein Teil von uns, unser Schmetterling, der jeden Tag neues Licht in unser Leben bringt. Du bist das größte Geschenk, daß mir je gemacht wurde, und dafür danke ich - wem auch immer - von ganzem Herzen!

Ulrike

Geschrieben

Geburt von Leonie-Marie am 25.2.2002

6. Mai 2002

Meine liebe kleine Leonie,

es sind nun schon fast 10 Wochen her, seit Du geboren wurdest. Und erst heute schaffe ich es, Dir zu erzählen, wie es war, als Du am 25.Februar 2002 aus meinem Bauch herausgeholt wurdest.

Wenn ich ehrlich sein soll: Es war höchste Zeit – und das in vielerlei Hinsicht. Die letzten Wochen der Schwangerschaft waren sehr anstrengend für mich gewesen – seit Wochen hatte ich zunehmende Schmerzen im Bereich der alten Kaiserschnittnarbe und je größer Dein Köpfchen wurde, dass genau an dieser Stelle lag, desto hartnäckiger wurde dieses Stechen und Ziehen. Manchmal hatte ich das Gefühl, Du würdest Dich richtig in mich hineinbohren – v.a. nachts war es unerträglich, ich konnte mich am Schluss nicht mehr von einer Seite auf die andere Drehen ohne starke Schmerzen zu spüren.

Dann begannen 4 Wochen vor Deiner Geburt diese Schmerzen im Becken und im Rücken – ich hatte das Gefühl, als würde mein Becken auseinanderbrechen. Eine Woche lang konnte ich nicht mehr aufrecht gehen und konnte keinen Fuß mehr vor die Haustüre setzen. Ich habe oft stundenlang heulend im Bett verbracht, ich wollte nicht mehr schwanger sein, hatte das Gefühl, dass meine Beziehung zu Dir unter diesen Schmerzen litt und wir uns immer mehr entfremdeten – ich wollte Dich aus diesem Bauch bekommen – nicht, weil ich Deine Geburt herbeisehnte, sondern weil ich das Ende der Schmerzen herbeisehnte. Und dieser Umstand tat mir sehr weh und ich schämte mich innerlich für diese Gefühle.

Ich war zweimal im Krankenhaus, dort war man sehr zurückhaltend, ich hatte ständig das Gefühl, nicht so recht ernstgenommen zu werden. „Das sind die Mutterbänder, die sich dehnen“, sagte man gleichgültig. Die einzige, die wirklich erkannt, wie es mir ging war meine Hebamme und Freundin Andrea. Sie riet mir schließlich zu einem erneuten Kaiserschnitt – monatelang hatten wir uns mit der Frage, wie Du auf die Welt kommen solltest, herumgequält.

Ich war unendlich erleichtert, als endlich eine Etnscheidung getriffen war.

In der Klinik kam man diesem Wunsch nur ungern nach – Dein Papa und ich setzten uns schließlich durch und so bekamen wir einen Termin.

10 Tage vor Deinem Geburtstag hatte ich in der Nacht Wehen – ich wurde von einem rasenden Schmerz in meinem Unterbauch wach, der 2 Stunden lang andauerte. Ich war überwältigt von dieser Heftigkeit, denn so hatte ich die Wehenschmerzen nicht in Erinnerung. Es gab keine Pausen und der Schmerz fühlte sich an wie scharfe Messerstiche, die in meine Oberschenkel ausstrahlten. Als ich gerade beschlossen hatte, ins Krankenhaus zu fahren, hörte es schlagartig auf. Andrea stellte am nächsten Tag einen verstrichenen Muttermund fest und Dein Köpfchen war nun fest im Becken. Sie versicherte uns, dass wir niemals bis zum 25. Februar kommen würden.

Sie irrte sich. Wir kamen so weit und die letzten 2 Wochen ging es mir endlich wieder etwas besser. Trotzdem – ich strich jeden Tag auf dem Kalender ab, zählte am Schluss die Stunden....

Die Sehnsucht nach Dir kam wieder – ich begann von Dir zu träumen, konnte stundenlang die kleinen Sachen anschauen, die ich für Dich gewaschen und einsortiert hatte. Wie würdest Du wohl aussehen, kleine Tochter? Wie würdest Du riechen? Würde mir noch mal ein so unvergessliches Erlebnis wie bei der Geburt Deiner Schwester bevorstehen?

Am 24. Februar kam Deine Oma zu uns nach Würzburg – sie wollte die ganze Woche bei Alina bleiben, während ich mit Dir im Krankenhaus war. Wir verbachten einen lustigen Abend, ich war entspannt und guter Dinge. Ich freute mich wahnsinnig auf den nächsten Tag – ich war nicht nervös wegen der bevorstehenden OP, aber ich war nervös, weil ich Dich edlich kennelernen würde.

Ich schlief in dieser Nacht ruhig und fest – erst gegen 5 Uhr bin ich aufgewacht. Mein erster Gedanke galt Dir – ich lag eine ganze Weile ruhig im Bett und habe meine Hände auf meine Bauch gelegt. Du hast gestrampelt, Deine kleine Ferse kam ganz deutlich durch meine Bauchdecke. Ich wollte mir dieses Gefühl, wie es ist, ein Baby in seinem Bauch zu spüren, ganz genau einprägen, doch heute nach 10 Wochen fällt es mir schon wieder schwer mich daran zu erinnern. Es war ein wunderbares, unbeschreibliches Gefühl, Leben in sich zu spüren. Ich habe dann noch ein heißes Bad genommen und habe mich in Ruhe fertiggemacht, habe die letzten Sachen eingepackt, Deinen Papa geweckt. Das fiel mir am schwersten, dass er frühstücken durfte und ich nüchtern bleiben musste...

Um 7 Uhr mussten wir in der Klinik sein – als wir uns dort anmeldeten, wurde mir doch ein bisschen mulmig, doch Dein Papa war weitaus nervöser. Unruhig ist er im Gang auf und ab gegangen und schwor sich, dass Du sein letztes Baby sein würdest!

Dann ging es sofort in den Kreissaal – eine ältere Hebamme empfing uns und fing an, mich für die OP vorzubereiten. Erstmal noch eben ans CTG, Deine Herztöne waren ganz gleichmäßig und ruhig, dann bekam ich Infusionen und Zugänge gelegt, bekam meinen Katheter gesetzt – aua, das war das wirklich Unangenehme an der Sache. Ein sehr lieber und netter Anästhesist wich von da an nicht mehr von meiner Seite – ich war noch immer ruhig und trotzdem war es schön, einen so angenehmen Begleiter zu haben. Gegen 8 Uhr ließ sich der Oberarzt blicken – er war etwas mürrisch und fragte mich noch mal, ob ich wirklich diesen Kaiserschnitt wolle – ich wurde nun pampig und fragte ihn zurück, ob er sich einen anderen Grund vorstellen könne, warum ich hier vor ihm lag.

Dann ging es relativ schnell – ich kam auf den OP-Tisch, dort wurde mir die Spinalanästhesie gelegt. Davor hatte ich ziemlich Angst, doch ich spürte gar nichts davon. Mein toller Anästhesistenarzt hatte sie prima gelegt. Innerhalb von Sekunden bekam ich ein pelziges Gefühl in den Beinen, man legte mich zurück und ich bekam einen Sichtschutz. Seltsam – ich war immer noch sehr ruhig und gefasst, in mir drin stieg jedoch immer mehr dieses Gefühl hoch, das man von früher kennt, dieses „Ichfreumich aufWeihnachtenGefühl“ oder dieses „MorgengehnwirindenZirkusGefühl“, - eben diese Vorfreude auf etwas Wunderschönes, auf das man schon lange wartet.

Dein Papa saß neben meinem Kopf – die OP begann. Ich merkte, wie man an mir zu ruckeln begann – ein komisches Gefühl, schwer zu beschreiben. Man merkt, dass da unten etwas gemacht wird, aber man hat keine Schmerzen. Nach etwa 10 Minuten wurde mir plötzlich speiübel. Ich merkte, wie mir schlagartig schwarz vor Augen wurde, ich wollte etwas sagen, doch meine Lippen waren zu schwer, ich sah nur noch eine einzige verschwommene Fläche vor mir, ich bekam keine Luft mehr. Ich weiß nur noch, wie ich immer wieder dachte „Oh mein Gott, nun verpasse ich, wie sie mein kleines Mädchen rausholen, ich verpasse es, ich verpasse es...“

Doch der liebe Anästhesist hatte schnell bemerkt, dass mein Blutdruck auf einen Wert von 30 abgesackt war und hat mir sofort ein Kreislaufmittel gespritzt – in Sekundenschnelle war ich wieder da, erleichtert, dass alles wieder in Ordnung war. Doch trotzdem – irgendetwas stimmte nicht. Man stellte plötzlich Musik an, und es erschien mir, als wollte man, dass ich nicht hören konnte, was man vorne am OP-Tisch sprach. Es ruckelte immer noch da unten, solltest Du nicht längst da sein? Wir wurden beide nervös, hatten wir doch erlebt, wie schnell Deine Schwester damals auf der Welt kam. Ich fragte immer wieder nervös nach, doch man beruhigte mich, alles sei in o.k. Plötzlich kam mir der Gedanke, dass mit Dir etwas nicht in Ordnung sein könnte und dass man Dich vielleicht schon lange an mir vorbeigetragen hatte, ohne dass ich es bemerkt hätte. Ich fragte intensiver nach, Panik stieg in mir hoch, ständig sah ich auf diese Uhr über der OP-Türe.

Dann hörte ich es plötzlich, dieses bekannte Geräusch, das ich seit meinem Praktikum kannte, das kurze Knacksen, dann das Plätschern: Sie hatten die Fruchtblase eröffnet - nach über 30 Minuten, um 9 Uhr 1 dann plötzlich Dein erster Schrei – ein lauter, energischer Schrei, vielmehr ein Krähen, ein Verkünden und Jubilieren: „Ich bin da Mama, mach Dir keine Sorgen!“

Und ich jubilierte – eine Welle von Glück und Dankbarkeit steig in mir hoch, ein Gefühl von unendlicher Liebe und Wonne. Man hielt mir sofort Dein Köpfchen hin, ich konnte nur wenig von Dir sehn, nur ganz kurz berührte ich Deine weiche Wange, dann bist Du erst mal mit Deinem Papa und den Hebammen nach draußen. Doch nur ganz kurz warst Du fort von mir, wenige Minuten, dann kam Dein Papa schon wieder freudestrahlend mit Dir zurück. Endlich, endlich gab es dann den ersten Kuss auf Deine weichen, zarten Lippen – „The first of a million kisses“ dachte ich mir dabei und war einfach nur noch glücklich und eingelullt in Wonne und Liebe zu Dir. Nie werde ich vergessen, wie gut Du gerochen hast – und wie samtweich Deine Haut war.

Unten werkelten die ärzte immer noch an mir herum, doch das war mir egal, ich nahm es kaum noch wahr. Ein wenig nervös wurde ich am Ende der OP als ich plötzlich bemerkte, dass die Spinalanästhesie nachließ und ich merkte, wie man mich vernähte. Doch ehe es richtig schlimm wurde, war ich auch schon fertig und wurde umgebettet. Ich bekam Dich sofort in den Arm gelegt und dufte Dich gleich anlegen. Meine Güte – wie gierig warst Du – hast sofort gewusst, was zu tun war, Dein kleines Mündchen war ganz schön fordernd!! Was haben wir über Dich gelacht!

Wir sprachen dann noch lange mit dem Oberarzt, der sich für Sein Verhalten vor der OP kleinlaut entschuldigte. Wie vermutet, hatte es Komplikationen ergeben. Der ganze Bauch war voller Verwachsungen vom ersten Kaiserschnitt und als man endlich die Gebärmutter erreicht hatte, war sie so dünn wie Pergamentpapier: „Eine ordentliche Wehe und die wäre gerissen“. Wir waren schockiert und noch heute denke ich oft daran, was wohl passiert wäre, wenn....

Eine Hebammenschülerin erzählte mir am Nachmittag etwas, was mich sehr rührte: Es war ihr erster Kaiserschnitt gewesen, bei dem sie dabei war und sie war ganz bewegt von diesem Erlebnis. Sie erzählte mir mit leuchtenden Augen, dass man minutenlang Deine schwarzen Härchen durch die Fruchtblase sehen konnte, ehe sie eröffnet wurde. Ich muss heute noch weinen bei der Vorstellung, dass es die letzten Sekunden waren, die uns ganz innig verbanden – ob Du wohl Angst hattest, als man so an mir herumruckelte und Dich irgendwann herauszerrte?

Den ersten Tag verbrachte ich im Kreissaal, es ging mir relativ gut, ich hatte zwar Schmerzen, doch die waren gut auszuhalten, so lange ich mich nicht bewegte. Du warst den ganzen Tag bei mir und es war so wunderschön, Dich in Ruhe kennen lernen zu dürfen. Im Kreissaal nebenan bekam eine Frau unter lautem Schreien ihr Kind, doch wir waren zu glücklich um davon groß Notiz zu nehmen. Um 17 Uhr bin ich das erste Mal aufgestanden – etwas wackelig zwar aber es ging.

Am nächsten Morgen konnte ich mich und Dich alleine versorgen – das Schlimmste war überstanden.

In Deiner Geburtsanzeige schrieben wir: „Für einen Moment hielt der Himmel den Atem an und ein neuer Stern erstrahlte.“

Diese Worte sind so zutreffend – Du bist unser kleiner, leuchtender Stern, der unser Leben mit Freude und Wärme bereichert.

Du bist einzigartig und ich liebe Dich mit all meinen Sinnen, jeden Tag, jede Minute und jede Sekunde Deines Lebens wird das so sein.

Deine Mama

Geschrieben

Und so kam Maria zur Welt:

Am 29.7.2001 hatte ich schon den ganzen Tag einen rosafarbenen Ausfluss, das Zeichnen, so daß ich mich auf einen baldigen Geburtsbeginn einstellte.

An diesem Abend gehen Lutz und ich um 23:00 ins Bett und unterhalten uns noch über ein paar Organisatorische Dinge wegen der bevorstehenden Geburt, Lutz schläft ein.

Ich kann zunächst nicht so recht schlafen. Als ich endlich ein bißchen eingedöst bin macht es auf einmal ein wahnsinnig lautes PENG in meinem Bauch, ich denke: Was war denn das? Da fällt mir ein, daß dies der Blasensprung gewesen sein mußte, aber mit welch einer Wucht!!! Das hat ja wehgetan! Zunächst bin ich mir doch nicht sicher, ob es wirklich ein Blasensprung war, weil kein Fruchtwasser entweicht, deshalb bewege ich mich ein bißchen, dabei fließt Wasser ab und nicht zu knapp. Das Handtuch liegt seit diesem Abend parat, ich habe es geahnt!

Ich kreische: Lutz, Lutz, ich habe Blasensprung! Irgendwie kommt mir diese Situation bekannt vor... Lutz schnarcht weiter. LAUTER: LUTZ, ICH HABE BLASENSPRUNG!! - Was, was, Du hast Blasensprung? Was soll ich machen? Telefon holen, natürlich, der Dödel. Helga anrufen, unsere Hebamme. Die Nummer ist einprogrammiert, ein Tastendruck reicht. Ich telefoniere im Liegen. Helga hat natürlich schon geschlafen. Da ich keine Wehen habe, rät sie uns, uns wieder hinzulegen und noch ein bißchen zu schlafen. Obwohl sowohl der Frauenarzt, als auch sie gesagt haben, daß der Babykopf fest auf dem Becken sitzt und im Falle eines Blasensprungs also die Nabelschnur nicht vorrutschen kann in den Geburtsweg, frage ich noch mal nach, ob ich aufstehen darf. Es drückt etwas nach unten und ich müßte mal dringend...

Helga gibt grünes Licht, ja, ich darf aufstehen. Okay, erst mal hinsetzen. Dabei fließt literweise Wasser raus, so kommt es mir vor und irgendetwas drückt, wahrscheinlich das Baby. Ich stehe mit Handtuch zwischen den Beinen auf und laufe ins Bad, das Wasser läuft gnadenlos mit. Ich kneife den Beckenboden zusammen, weil ich das Gefühl habe, daß mir sonst unten etwas rausfällt. In der Badewanne angekommen lasse ich den Beckenboden los und... - etwas ruscht aus der Scheide. PANIK! Das Kind? Nein, zu klein dafür. Ich fasse hin und spüre etwas Pulsierendes, Festes: Die Nabelschnur! Oh, Scheiße! Mir kommen Tränen hoch - sofort wieder zum Telefon, ins Bett, hinlegen!! Wahlwiederholung, Helga, die Nabelschnur ist rausgerutscht! - WAAAS? Sofort Becken hochlegen! Ich komme! Wie das Gepräch weiterverläuft weiß ich nicht mehr so genau, ich soll noch den Arzt anrufen und ich muss ihr beschreiben, wie sich die Nabelschnur anfühlt. Arzt anrufen. Der Arzt wollte noch wissen, in welcher Frequenz die Schnur pulsiert, ich zähle es ihm vor - ca. 140, alles okay, er kommt auch.

Jetzt geht alles rasend schnell. Merkwürdigerweise bin ich die Ruhe in Person, überlege messerscharf, was zu tun ist und konzentriere mich auf das Baby, spüre den Nabelschnurpuls in der Scheide und daß es ihm gut geht, rede ihm gut zu, schön oben im Becken zu bleiben. Bis Helga kommt, muß Elias mit meiner Mutter ins Gartenhäuschen umziehen, damit die Beiden nichts von dem Tumult mitbekommen.Ich wußte ja, wie das Baby letztendlich rauskomme würde... Lutz muß das Licht draußen vor dem Haus anmachen, Hoftor auf.

Helga ist gefahren wie der Teufel, sie ist schnell da. Die Nabelschnur fühlt sich gut an, nichts ist abgeklemmt. Sie wundert sich, wie weit sie rausgerutscht ist, wie lang sie sein muss. Sie versucht, die Schnur wieder durch den Muttermund zurückzuschieben, keine Chance, der ist erst ca. 1,5 cm geöffnet. Wie kam die Nabelschnur da nur raus? Der Blasensrung war ja auch gigantisch...

Der Arzt ist inzwischen auch da. Helga eröffnet mir, was ich mir schon dachte: Kaiserschnitt.- Okay. Kaiserschnitt im ansässigen Krankenhaus. Das letzte, was ich mir wünschte, aber okay, für mein Baby tue ich das natürlich. Der Frauenarzt ruft im Kreißsaal an und sagt Bescheid, der Krankenwagen wird losgeschickt. Ich instruiere Helga und Lutz: Mutterpass, Kliniktasche, Hausschuhe, Kulturbeutel, Zettel schreiben für meine Eltern. Der Arzt und Helga ziehen mir T-Shirt und Slip an, damit ich nicht nackt im Krankenwagen mitahre. Zwischendurch spüre ich immer wieder die unveränderte Pulsfrequenz in der Scheide - alles in Ordnung mit Baby.

Die Sanitäter kommen. Zum Glück sind Helga und der Arzt da, die Sanis wissen nämlich nicht, daß ich mit Becken hoch transportiert werden muss. Auf einer Art Hängematte werde ich kopfunter die Treppe runtergetragen. Alle helfen mit: Die Sanitäter, Lutz, Helga, der Arzt. Ich werde auf die Rollbahre gelegt und in den Wagen geliftet.

Obwohl es in die heißeste Sommerzeit fällt, ist diese Nacht ziemlich kühl. Mein Frauenarzt zieht

sich seine Strickjacke aus und legt sie mir über Bauch und Schambereich, damit wir nicht frieren.

Helga fährt mit mir mitund Lutz muss noch ein paar Dinge zusammensuchen für sich und kommt mit unserem Auto hinterher.

Wir fahren ohne Eile in das Krankenhaus, das dauert keine fünf Minuten. Der Pförtner schickt uns direkt in den OP. Bloß gut, daß Helga dabei ist. Baby gehts gut, das merke ich. Der Arzt ist auf 180, hat total Angst, glaube ich. Er hat wohl nur etwas von Hausgeburt und Nabelschnurvorfall gehört und schiebt Panik. Sarkastisch ist seine Begrüßung: Na, und lebt das Kind noch? Wie beruhigend für die Mutter! Helga und ich wie aus einem Mund: Aber ja! Er macht kurz Ultraschall und sieht, wie mein baby lebt. Helga bittet, mit in den OP zu dürfen als Begleitperson, der Arzt lehnt ab und verweist auf die hausinterne Hebamme. Auch okay, ich möchte nur, daß es jetzt so schnell wie möglich passiert.

Ich werde in de OP geschoben und erlebe die gleiche, damals traumatisierende Situation wie vor 16 Jahren: Vorbereitung zu Not-OP ohne vorherige Beruhigungsspritze. Schrecklich viele Leute wirbeln um mich herum, Das grelle Licht der Lampe, die unbekannten lauten Geräusche, die Hektik, alles ist wieder da. Der Nabelschnurpuls buckert weiter in meiner Scheide.

Um mich diese Mal vor dem Einfach an mir machen lassen , dem Bei vollem Bewußtsein angstvoll ausgeliefert zu sein zu schützen, bitte ich die nächstbeste Person, mir alles zu sagen, was gerade mit mir getan wird: Sauerstoffmaske, Anschnallen, desinfizierendes Baucheinpinseln, Rasieren, Zugang legen, Elektroden anlegen...

Irgendjemand läßt mein Becken runter, ich habe Angst um mein Kleines und bitte die nächste OP-Schwester, es wieder hoch zu lagern. Sie entgegnet unfreundlich: Sie meinen wohl, wir machen das hier zum ersten Mal?? Wir wissen schon, was wir hier tun, so was machen wir fast täglich! Jetzt lassen sie uns mal machen und überlassen Sie sich uns! Tja, das ist genau das, was mir so schwer fällt, da ist sie bei mir an der Falschen. Blöde Kuh. Als ob die hier jeden Tag einen Nabelschnurvorfall hätten. Glaub ich ja nicht. Ich würde ihr am liebsten etwas entgegnen, mir fällt aber nichts Kurzes auf die Schnelle ein und konzentriere mich mit meiner Kraft lieber auf mein Kind. Da kommt der Arzt und sagt: Lagern Sie sofort das Becken wieder hoch!! ätsch! Blöde Schnepfe. Meine Unterhose wird der Einfachheit halber einfach durchgeschnitten, so ist sie schneller weg, zum Glück war es nicht das schickste Modell.

Jetzt wird mir die Narkose gespritzt. Ich schwebe davon.

Die ganzen OP-Vorbereitungen bis Maria draußen war, das hat alles nur fünf Minuten gedauert. Lutz hat Helga getroffen, als sie aus dem OP kam, das war um 1:10. Maria war um 1:14 da. Sie hat sofort angefangen zu atmen und war voll geburtsreif und toppfit. Sie wurde die ganze Zeit über gut versorgt über die rausgespülte Nabelschnur. Sie wurde gleich in ein Wärmebett gelegt und in den Kreißsaal gebracht, wo Helga und Lutz warteten. Lutz nahm sie sofort auf seinen nackten Bauch und Helga deckte sie mit warmen Tüchern zu. Helga untersuchte Maria auch und machte die U1, die Klinikhebamme zog sich einfach zurück und vertraute ihr. Maria war fast eine Stunde bei Lutz auf dem Bauch, nach einiger Zeit begann sie zu suchen und fing an zu meckern, Lutz gab ihr seinen Finger zum Saugen. Dann wurde sie von Helga in unsere mitgebrachten Stoffwindeln gewickelt und bekam die Wollsachen an, die wir ich für die Heimfahrt eingepackt hatte, denn Mutti war aufgewacht und fast auf Station.

Es zittert mich ganz schrecklich, alles um mich herum ist grau und tut weh. Ich werde zugedeckt. Das Zittern und Bibbern geht weiter. Alle paar Minuten mißt mir ein Automat den Blutdruck. Ich kämpfe mich widerwillig aus der Narkose, lieber will ich wieder zurück in die dunkle Schmerzlosigkeit... Ich öffne die Augen und erkenne nach und nach graue Schränke, grauen PVC-Boden, alles in grau und ich liege auf einem Bett, das mitten im Raum steht. Ist da Jemand? krächzt es aus mir. Ja, ich bin hier Sagt die Stimme aus der Ferne. Ich dusel wieder weg. Hallo, ist da Jemand? Bibber Ja, ich bin hier von Ferne. Warum kommt die Stimme nicht mal her? Wie geht es dem Kind? kämpfe ich aus mir heraus Gut, alles in Ordnung! Das sagte die Stimme wohl eben. Grau, grau. Es tut so weh! bringe ich mühselig heraus. WAS tut weh? Na, was wohl? bestimmt nicht meine Nagelbettentzündung Die Narbe! Die Stimme: Ich gebe ihnen ein Schmerzmittel! Die ferne Stimme schiebt mir ein Zäpfchen rein. Endlich mal eine menschliche Berührung, das baut auf. Ich döse zitternd weiter, warte auf die Erlösung vom Schmerz. Merke, wie das Zäpfchen wiedr rausrutscht, aber jedes Wort ist so anstrengend. Nach einer Ewigkeit bekomme ich den langen Satz heraus: Ich glaube, das Zäpfchen ist wieder herausgerutscht! Uff, geschafft. Die Stimme schiebt es mir wieder rein.

Jemand anderes betritt den Raum. Die eine Stimme sagt, daß es dem Kind gut geht, das es gleich fit war und im Kreißsaal ist, sagt es aber nicht zu mir, sondern zu der anderen Stimme. Die erwidert, daß ich Parazetamol bekommen habe und gut ansprechbar sei. AHA.Nette Ansprache.

Der Jemand Andere bringt mich auf Station. Wissen Sie denn überhaupt schon, was es ist? Nein, aber wir dachten immer, daß es ein Mädchen ist! Auf Station fragte sie gleich nach. Ja es ist ein Mädchen. Na, das ist ja nichts Neues!

Die Nachtschwester ist suuupernett und total vorsichtig. Sie legt mir gleich ein Schmerzmittel an die Infusion und tröstet mich, daß das Zittern bald vorbei ist. Ich sage ihr, daß ich stillen möchte, kein Problem angeblich mit dem Mittel. Vom Zimmer aus kann ich auf die Uhr im Gang gucken und sehe, daß es 2:30 ist. Jetzt soll mir gleich die Kleine gebracht werden Ein hübsches Baby wird mir gesagt. Na schön wenn das die Mutter auch endlich mal erfährt. Noch lieber hätte ich es ja selber beurteilt.

Nach einer Ewigkeit kommt ein Babybett angefahren. Meine arme Maria, alleine im Babybett... Da wußte ich ja noch nicht, wie gut sie es inzwischen hatte... Danach erscheint Helga, oh wie schön und dann Lutz mit Baby auf dem Arm. Fast muss ich bei dem Anblick heulen, wenn es nicht so anstrengend wäre und ich nicht so zittern müßte. Oh nein, will jetzt jemand was von mir? Lasst mich in Ruhe, ich fühle mich so schlecht, alles tut weh! Gleichzeitig: WOOO ist mein Baby?? Helga hält mir Maria vors Gesicht. So richtig gucken kann ich noch nicht, schon gar nicht ohne Brille. Aber das Maria in Elias ehemalige weiche wollige Kleidung eingepackt ist, erkenne ich gleich und freue mich über das Vertraute. Wer bistn Du, was willstn du von mir, geh, lass mich in Ruh!? denke ich und schiebe mir gleichzeitig das T-Shirt hoch, Helga legt sie mir an und endlich kann sie trinken.

Die Nachtschwester kommt rein und begrüßt Helga mit einem: Mein Zweites war auch eine Hausgeburt! Ist die lieb!

Ich weiß gar nicht, wie ich mich legen soll, so tut alles weh, kann mich kaum auf der Seite halten, aber irgendwie schaffe ich es, Maria zu stillen. Nach ca. 30 Minuten schläft sie erschöpft ein.

Helga erzählt, daß wir ein Familienzimmer bekommen haben. Als wir wegen der tiefliegenden plazenta über einen geplanten KS nachdenken mußten, sprachen Lutz und ich über diese Möglichkeit und fanden das ganz toll. Sie hätte einfach gefragt, ob das möglich sei. Das Personal war zwar etwas überrascht das letzte Mal hat sich wohl vor 4 Jahren ein Angehöriger mit in die Klinik legen lassen , aber es ging! Helga und Lutz schieben kurzerhand die beiden Betten im Zimmer zusammen, damit Maria zwischen uns schlafen kann. überhaupt managt sie alles drumherum zu meinem Besseregehen. Was für ein Schatz. Eigentlich begleitet sie unsere Familie bei der Geburt, wie sie es uns versprochen hat! So eine tolle Frau!

Sie erzählt mir auch, daß Der Arzt mir meine alte Längsnarbe wieder aufgeschnitten hat, die damals bei der Not-OP wegen des Darmverschlusses entstand...

Als Helga gegangen ist, macht sich Lutz im Bad fertig und legt sich danach zu uns ins Bett. Wenns mir nicht so besch.. gehen würde, wäre es richtig schön. Wenigstens ist das Zittern weg und die Schmerzen lassen sich einigermaßen ertragen, nur für jede Lageveränderung brauche ich ewig, weil es so weh tut. In der Nacht kann ich kaum schlafen, weil ich alle halbe Stunde den Blutdruck gemessen bekomme. Aber Lutz ist da und Maria LEBT!

So beschissen es mir anfangs ging, so schnell erholt habe ich mich auch wieder. Am späten Vormittag konnte ich sogar schon wieder freundlich sein. Glücklicherweise war mein Belegarzt ein Freund der schnellen Mobilisierung und ich mußte schon am Vormittag versuchen, einmal aufzustehen AARGH! Ich könnte ihn erwürgen! , damit sie mir den Katheter möglichst bald ziehen können und ich aufs Klo kann. Die Schwestern hatten aber Erbarmen und zogen mir den Katheter erst NACHDEM 3-4 Liter Infusion durch mich durchgelaufen waren, aber kurz vor der Abendvisite, damit Der Doc nichts merkte...

Der Wehentropf war ein Kapitel für sich. Zur Anregung der Nachwehen bekam ich mehrere Flaschen Oxytocin - AUAUAUAAAH!, wenn man sich dann vor Wundschmerz kaum bewegen kann! Bei Elias hatte ich schon starke Nachwehen, aber das... Und Maria trank auch nicht selten, was zusätzlich noch derbe Nachwehen auslöste. Wie soll das erst bei Nr. 3 werden? Aber bleiben wir mal bei der Sache... Am 31. Juli traute ich mich schon alleine aufs Klo und bekam morgens die Infusion ab. Aufstehen ging immer besser. Am Tag drei entfaltete sich der Darm, kaum die Nachwehen überstanden, dann unbootmäßige Blähungen!!! Gummieinlage im Bett und Kompressionsstrümpfe waren bei 38 Grad im Schatten Außentemperatur ziemlich ätzend, aber auch das ging rum.

Lutz war da und so konnte ich Maria die ganze Zeit bei mir haben, das war besonders schön. Lutz wickelte und versorgte Maria und brachte sie mir zum Stillen... Mittags und abends ging er heim zu Elias, der von meinen Eltern versorgt wurde und abends brachte er ihn auch ins Bett, so daß Elias keinen großen Unterschied zu sonst hatte, wenn Lutz arbeiten mußte.

Elias besuchte mich jeden Tag, das war ganz schön und auch anstrengend, außerdem entfremdend. Ich hatt einerseits Sehnsucht nach ihm, war aber auch froh, mich erst mal ohne ihn von der OP erholen zu können.

Die Säuglingsschwestern, Hebammen und Stationsschwestern waren durchweg ziemlich begeistert von unserem praktizierten Familienleben, was ich vorher gar nicht so eingeschätzt hätte. Endlich machte mal jemand Rooming-In! Sie waren durchweg total offen für unsere Wünsche, ein Wickelplatz auf dem Zimmer war überhaupt kein Problem!! Als ich das erste Mal auf den Gang ging, dämmerte mir einiges: Es war die heißeste Zeit im Sommer und alle Stationszimmer standen auf. Zuerst dachte ich, ich wäre auf der falschen Station, aber dann begriff ich, daß alle Mütter ihre Kinder im Säuglingszimmer hatten!! Einfach unglaublich - Tag und Nacht!

Nach drei Nächten meldete sich Lutz wieder im KH ab, weil ich Maria gut alleine versorgen konnte.

Am fünften Tag ging ich wieder nach Hause.

Die erste Zeit nach der Entbindung wurde mir so richtig klar, welch großen Schutz wir in der Stunde vor dem Kaiserschnitt hatten, daß Maria nichts passiert war und daß sie lebt! Das trieb mir in den ersten Wochen immer wieder die Tränen in die Augen. So eine seltene, gefährliche Komplikation und solch ein Segen! DANKE!

Erst später fing ich dann an zu trauern über das entgangene Geburtserlebnis, auf das ich mich so gefreut hatte.

Naja, und neben alle dem kam auch wieder mein altes OP-Trauma hoch, meine Krankenhausphobie und mein Mißtrauen gegenüber der ärztlichen Kunst...

Ziemlich viel zu verarbeiten in den letzten Wochen wie Ihr seht, und das neben den ganz normalen alltäglichen Wahnsinn, also sorry, daß dieser Bericht erst so spät kommt!

Kerstin

Von Kerstin Kerstin am Dienstag, den 25. September, 2001 - 08:06: Edit

P.S.: Der Blasensprung war kurz nach Mitternacht.

Geschrieben

Vor, wärend und nach der geburt von celina:

Der ET war am 10.03.2002. 5 Wochen vorher sagte meine Frauenärztin zu uns, das sich Celina immer noch nicht gedreht hatte und es langsam Zeit dafür werden würde, denn wenn sie es nicht tut, dann müßte sie per KS zur Welt kommen. Mir sind die Tränen gelaufen, denn ich wollte sie so gerne vaginal entbinden. Fragt mich warum, ich weiß es nicht. Ein paar Tage später 06.02.2002 hatte ich die aufnahmeuntersuchung im Krankenhaus, in dem Celina zur Welt kommen sollte. Wir sagenten der Gynäkologin gleich, das sie noch mit dem Kopf nach oben liegt und sie meinte, das man auch steißlagen vaginal zur Welt bringen kann, oder versuchen kann sie zu drehen, also eine so genannte Wendung durchzuführen. In dem Moment war die vaginale Geburt für mich wieder sehr nahe, nachdem ich sie schon abgeschrieben habe. Die Gynäkologin machte einen Ultraschall und machte aufeinmal eine ganz ernste Miene und meinte, vergessen sie die Möglichkeit einer Wendung oder ienr vaginalen Geburt, ihr Kind hat nicht nur den Kopf oben, sondern auch die Füße. Das heißt, sie lag in meinem Bauch wie ein Klappmesser. Die Beine nicht angewinkelt, wie normal, sondern ausgestreckt und die Füße links und rechts neben dem Kopf, was eine Wendung so gut wie unmöglich macht und wo eine vaginale Geburt bei Erstgebärenen abzuraten ist. Da der KS 2 Wochen später statt finden sollte haben wir gleich einen Termin fest gemacht. Es sollte zwischen dem 22.02. und dem 28.02. sein. Wir haben uns für den 25.02. entschieden, weil mein Mann und ich an dem Tag vor 6 Jahren zusammen gekommen sind. Ein besonderer Mensch, ein besonderer Tag. So sollte es dann auch sein. Punkt 7h standen wir am 25.02.2002 im Kreissaal. Bei mir wurde auch gleich CTG geschrieben und ein Ultraschall gemacht. Die Kreisääle waren alle leer, daher dachte ich, dann wird es ja bald losgehen, aber nix. Es wurde 9h, es wurde 10h, und ich mußte da sitzen oder liegen und alles mit leeren Magen, es war ätzend. ich wußte nicht worauf die warten. Dann war es 11h, immer noch nix. Ich war schon richtig sauer und nahe dran zu gehen, als dann um 11.20h die Hebamme reinkam und zu meinem Mann meinte, er kann sich schonmal für den OP umziehen. Unmittelbar danch kam der Anestesist und holte mich. Mir wurde dann alles erklärt mit der Spinalanestesie und anschließend dann gelegt es war lächerlich im vergleich zum Blutabnehmen o.ä. . Dann kam mein mann in den OP. Ich merkte wie sie denn Schnitt legten und versuchten Celina raus zuholen. Das geziehe und gezerre wurde immer schlimmer, bis einer scheiße in dem OP sagte. Da bin ich in leichter Panik verfallen und fing an zu weinen. Daraufhin wurde ich in Vollnarkose gesetzt, für 2 - 5 Minuten. Um 11.58h ist dann Celina zur welt gekommen. Ich bin in dem Moment wieder aufgewacht, als mein mann unsere Tochter in den Arm bekommen hat. Ich fragte nur ob alles ok mit ihr ist und dann bin ich vor eischöpfung wieder eingenickt. im Ruheraum bin ich dann kurzspäter wieder aufgewacht und uns wurde erkläret, das sich meine Bachdecke auf Grund zu Kräftiger Bachmuskulatur zu wenig gedehnt hatte und sie darum Celina nicht rausbekommen hatten. Ich mußte mich auf Grund der Vollnarkose anschließend noch 7 mal übergeben, was ich garnicht so toll fand, da ich meine Tochter nicht anlegen konnte. Gegen 14h ging es dann wieder und das anlegen hat von der ersten Minute an super funktioniert. Gegen 16h wurde ich dann auf mein Zimmer gebracht, wo meine gesammte Familie schon auf uns gewartet hatte. Sie waren nur sehr kurz da. Gegen 17.30h kam eine Schwester ins Zimmer und meinte, so Frau Schekahn, wir werden jetzt mal zusammen aufstehen und auf- s Klo gehen. ich erklärte die Schwester für verrückt, bis ich merkte, das sie es total ernst meinte. Also bin ich ca 6 Stunden nachdem sie mich zu genäht haben voller Schmerzen aufgestanden. Ich kann zwar nciht mehr nachvollziehen was es für Schmerzen waren, ich weiß nur das sie gigantisch waren.

Nachdem am Freitag die U2 gemacht wurde habe ich uns selbst entlassen, weil ich die Schnauze voll hatte von Krankenhaus und ich mich eigentlich recht sicher Gefühlt habe mit dem Umgang mit Celina.

2 Wochen später hatte sich dann unter der Narbe Wundwasser gebildet, was sie mir mit hilfe einer Kanüle rausgedrückt haben. Die Entzündung ist sehr schnerll wieder abgeklungen, glücklicherwiese.

Ich habe noch immer Probleme durch den KS, nicht Körperlich außer die leichten Narbenschmerzen die man so hat , sonder seelisch. Ich kann noch Heute nicht zugucken wie eine Frau ihr Baby vaginal Entbindet bei Schnuller Alarm, oder Hallo Baby z.B. im fernsehen. Mir sind die Tränen dann immer sehr nahe. Am 27.05. und am 29.05. habe zwie Freundinnen ihre Baby- s bekommen und es war mir Anfangs nicht möglich mich mit ihnen über die Geburt zu unterhalten. Ich war so voller Neid, nicht böswillig, aber ich habe halt immer gedacht, warum die beiden, aber ich nicht. Mir fehlt einfach eine Erfahrung die ich sehr gerne gemacht hätte, auch wenn sie vielleicht schmerzvoller gewesen wäre...

Etwas gutes hat es sagt mein Mann, ich habe mich entschieden, das ich doch noch ein zweites Kind bekommen möchte, in der Hoffnung, das ich dieses vaginal Entbinden kann. Ich möchte so gerne wissen wie es ist, dem ET immer Näher zukommen, im ungewissen wann es so weit ist, wie es ist Wehen zu haben und und und...

Vielleicht versteht ihr mich ja. Ich habe die Erfahrung gemacht, das mich nur Frauen verstehen, die auch einen KS hatten.

Das war unser Geburtsbericht. Ich muß sagen, das es doch noch schwer fällt darüber zu reden/ schreiben.

Lg

Yvonne

  • 2 Wochen später...
Geschrieben

<FONT COLOR="ff0000">Geburt von ALISA am 28.06.2002

3355 g – 53 cm – 35,5 cm Kopfumfang

Alles begann am Donnerstag, den 27.06.2002 um 2.30 Uhr nachts damit, dass ich plötzlich erwachte und mich wunderte, warum mein Bett so nass war.. Mein Herzschlag erhöhte sich rapide. Ich sofort aus dem Bett raus und die Treppe runter ins Bad. Auf dem Weg dorthin merkte ich, dass da schon wieder Wasser kam. Ich schaffte es, ohne viele Spuren zu hinterlassen, gerade noch so zur Toilette, wo es dann schon wieder aus mir raus lief. Plötzlich bekam ich es ganz schön mit der Angst zu tun... Ich hatte mir zwar Tage vorher schon immer gewünscht, dass es endlich losgehen sollte, aber jetzt, wo es wirklich so weit war, bekam ich es mit der Angst zu tun. Was würde wohl auf mich zukommen...? Wann wird unser Kind wohl da sein...? Alle möglichen Sachen geisterten mir in dem Moment im Kopf rum. Ich überlegte sogar, wieder ins Bett zu gehen, ohne meinem Mann, der noch schlief, zu sagen, was passiert war. Den Gedanken verwarf ich aber ganz schnell wieder, hatte ich doch vorher so oft gelesen und gehört, dass man nach einem vorzeitigen Blasensprung sofort ins Krankenhaus sollte. Also gut... Ich bewaffnete mich mit einem Handtuch zwischen den Beinen und „kroch“ wieder hinauf ins Schlafzimmer, um meinen Mann zu wecken. Ich stand neben dem Bett und sagte: „Schatz!“ Er erwachte und plötzlich musste ich anfangen, zu weinen. Unter Tränenströmen sagte ich zu ihm: „Ich glaube, wir müssen ins Krankenhaus, mein ganzes Bett ist nass!“ Er sprang sofort auf, war aber noch ganz verschlafen. Meine Mutter, die durch mein Weinen inzwischen auch wach geworden war, stand auch schon unten an der Treppe und fragte uns, ob es wohl jetzt doch losgehen würde. Ich wusste nichts anderes zu antworten, als: „Muss man ins Krankenhaus, wenn man ins Bett gemacht hat?“ ... Als wir drei uns dann einig waren, dass das wohl ein Blasensprung gewesen sein muss, und ich ins Krankenhaus müsse, ging ich erst noch mal schnell duschen und meine Mutter machte uns einen Kaffee, den ich unbedingt noch haben wollte. Wohl um etwas Zeit zu schinden, obwohl ich genau wusste, dass ich jetzt nichts mehr aufhalten konnte!?

Mein Mann suchte noch die letzten Sachen fürs Krankenhaus zusammen und ging dann auch noch schnell duschen.

Um 3.27 Uhr saßen wir dann im Auto und machten uns auf den Weg ins Krankenhaus. Unterwegs überlegten mein Schatz und ich, wann unser Kind wohl da sein würde. übrigens hatte ich bis zu dem Zeitpunkt noch keine einzige Wehe! Um 4 Uhr waren wir dann im Krankenhaus, wo wir erst mal ca. 10 Minuten warten mussten, bevor sich eine Hebamme um uns kümmern konnte, weil alle 4 Kreissäle besetzt waren. Als ich dann irgendwann sagen konnte, dass ich wahrscheinlich einen Blasensprung hatte, fand die Hebamme das gar nicht sooo schlimm und sagte, dass sie dann gleich mal nach mir schauen würde. Nach weiteren 10 Minuten Wartezeit wurde ich dann im Wehenzimmer mit Doppelbett und Fernseher ans CTG angeschlossen und musste da 2 Stunden ausharren. Das CTG zeigte zwar ein paar kleine Mini – Wehen an, ich merkte jedoch davon nix. Nach den 2 Stunden CTG kam dann irgendwann eine ärztin und untersuchte mich: Muttermund noch fest geschlossen und immer noch null Wehen. Die ärztin machte dann einen Ultraschall, um zu schauen, wie unsere kleine Maus denn liegt. Bei diesem US war alles okay und man beschloss, noch ein zweites CTG über 2 Stunden zu schreiben... Wieder nix, auch am Muttermund tat sich nichts. Daraufhin bekam ich ein Zimmer auf der Wöchnerinnen – Station zugewiesen, wo ich erst mal frühstücken sollte. Mein Mann besorgte sich dann in der Cafeteria auch ein Frühstück und nachdem wir fertig waren damit, mussten wir schon wieder auf die Entbindungsstation zum CTG – Schreiben und zur Untersuchung. Alles unverändert. Dann beschlossen die ärzte, die Geburt mit einem Vaginal – Gel einzuleiten...

Also gut, Hauptsache, es geht endlich los...! Aber es tat sich auch daraufhin ABSOLUT GAR NICHTS!

Wir verbrachten dann den ganzen Tag damit, im Krankenhausgelände herumzulaufen, wieder zur Entbindungsstation zum 2 – Stunden – CTG zu gehen und sämtliche Untersuchungen des Muttermundes über mich ergehen zu lassen. So gegen 19 Uhr bekam ich dann noch einmal ein Vaginal – Gel in einer höheren Dosis, was jedoch auch wieder überhaupt nichts brachte. Mein Schatz und ich waren zu diesem Zeitpunkt kräftemäßig schon völlig am Ende und dachten schon darüber nach, ob es nicht vielleicht besser wäre, wenn man einen Kaiserschnitt machen würde. Dies fragten wir dann auch einen Arzt, der meinte jedoch, dass wir das auch auf „normalem“ Wege schaffen würden. Also gut...

Mein Mann durfte dann die Nacht mit mir zusammen im Wehenzimmer übernachten. Viel Schlaf bekamen wir jedoch nicht, weil ich fast die ganze Nacht am CTG hing und ständig jemand zum Untersuchen kam... Es wurde Freitag 28.06.2002 ...

Nach dem Frühstück bekam ich zum dritten mal ein Vaginal – Gel in einer noch höheren Dosis und ging dann erst mal duschen. Und dann – ENDLICH – es wirkte! Um 9.30 Uhr fingen die Wehen an, und von da an war es fast unerträglich. Wir waren im Kreissaal und veratmeten tapfer jede Wehe. Es tat so weh...! Ich bekam dann ein Zäpfchen, was die Schmerzen etwas erträglicher machen sollte. Davon merkte ich jedoch überhaupt nichts und so beschloss ich gegen 12 Uhr, die Geburtswanne zu testen. Darin hielt ich es aber auch nicht länger als eine Stunde aus, weil ich dort überhaupt nicht mit dem Veratmen der Wehen zurecht kam. Ich versuchte dann noch alle möglichen anderen Geburtspositionen, hielt aber nichts davon wirklich lange aus, weil die Schmerzen inzwischen wirklich unerträglich waren. Somit entschlossen wir uns um 14.30 Uhr für eine PDA... Das war eine Wohltat! Den Piekser, als die PDA gesetzt wurde, spürte ich fast gar nicht und schon ca. 10 Minuten später war ich absolut schmerzfrei! Ich bekam dann einen Wehentropf, um die Wehen wirksamer werden zu lassen. Der Muttermund war kurze Zeit später dann auch schon 6 cm auf.

Die PDA behielt ihre Wirkung bis ca. 17.30 Uhr, doch dann kamen die Schmerzen schlagartig zurück. Weil die Geburt nun schon so lange dauerte, dachten die ärzte und die Hebamme nun über einen Kaiserschnitt nach, sprachen dies uns gegenüber anfangs nicht richtig aus. Die Hebamme sagte es uns dann irgendwann, und ehrlich gesagt, waren mein Mann und ich froh darüber. Ich wollte jetzt einfach nicht mehr, da die Schmerzen schon wieder unerträglich waren. Der Wehentropf wurde trotzdem noch mal „hochgeschraubt“ und ich bat darum, die PDA nachzuspritzen, was dann auch sofort gemacht wurde. Der Muttermund war jetzt 18.00 Uhr bei 9 cm. „Super“, meinten die Hebamme und der Arzt, „doch kein Kaiserschnitt nötig!“ Mein Mann und ich waren total froh, dass es jetzt wohl bald soweit sein würde... Aber es passierte jetzt überhaupt nichts mehr...! „Geburtsstillstand in der Endphase“ !!!

Kurze Zeit später kam dann noch ein Arzt hinzu und dann nahmen sie unserer kleinen Maus Blut aus dem Köpfchen, um zu sehen, ob es ihr noch gut geht. Das ganze machten sie insgesamt 4 mal und irgendwann sagte ein Arzt, als er bei mir da unten gerade am „Arbeiten“ war zu meinem Mann, ob er denn nicht mal durch dieses komische Gerät schauen wolle, da könne man das Köpfchen sehen und es hätte ganz viele lange Haare... Mein Mann war aber nervlich schon so sehr am Ende, dass er es ablehnte. Diese Momente waren echt ziemlich schlimm für uns, weil auf einmal so viele Leute da waren, die alle irgendetwas anderes erzählten und sich wohl selbst nicht sicher waren, was sie jetzt tun sollten.

Ich lag dann da noch bis etwa 20.30 Uhr, ohne dass sich irgendetwas am Befund änderte, und nun wurde entschieden, dass es wohl das Beste für Mutter und Kind wäre, nun doch einen Kaiserschnitt zu machen. Mein Mann und ich, wir waren in dem Moment einfach nur noch froh, dass jetzt, nach mehr als 40 Stunden, endlich bald alles vorbei, und unser Kind bald da sein würde!!!

Ich wurde dann in den OP – Vorbereitungsraum geschoben, wo man meinem Mann und mir noch einiges zu der OP erklärte und wir noch verschiedene Dinge unterschreiben mussten. Dann wurde mir die PDA in einer höheren Dosis gespritzt und mein Mann durfte sich in OP – Kleidung hüllen. Ich lag in meinem Bett und zitterte wie Espenlaub, nicht aber, weil ich fror, sondern weil ich wahnsinnig Angst hatte... Dann wurde ich in den OP gefahren und kurze Zeit später kam auch mein Mann dazu, den ich fast gar nicht erkannte in den grünen OP – Klamotten. Ich zitterte immer noch wie verrückt, aber es half mir wahnsinnig, dass mein Mann bei mir war. Ich hatte so Angst, dass ich von der OP noch was merken könnte und sagte zu meinem Schatz: „Sag denen bitte, dass ich noch was merke!“ Der Anästhesist sagte daraufhin, dass gerade schon der erste Schnitt gemacht worden sei, und ich hatte es nicht gemerkt! Was war ich froh! Die Geräusche von der OP hörte ich jedoch noch und bat deshalb meinem Mann, mit mir zu reden und mit seinem Gesicht ganz nah zu meinem zu kommen. Dann ruckelte man plötzlich an mir herum und plötzlich – der erste Schrei unserer Tochter - !!!

Das war ein unglaublicher Moment und mein Schatz und ich konnten einfach nur noch weinen!!! Wir waren so glücklich!!! Die Hebamme kam zu uns mit unserer kleinen und da sahen wir sie zum ersten mal....unsere kleine Alisa....ja, es war endlich geschafft!!! Sie sah so wunderschön aus und unsere Tränen kamen wie bei einem Wolkenbruch gelaufen!!!

Endlich, endlich warst du da, kleiner Schatz! Du bist das allergrößte Wunder, was uns passieren konnte und wir sind so sehr in dich verliebt! Und wir wissen: Diese Liebe wird niemals vergehen!!!</FONT>

Geschrieben

Geburt von Lilly am 10.6.2002 um 9:14 Uhr

Größe: 53 cm Korektur50 cm laut meiner Haushebamme

Gewicht:2955 kg

Am Montagmorgen, den 10.6.2002 mußten mein Mann und ich um 6:30 Uhr im Krankenhaus sein, da ich einen Kaiserschnitt haben mußte.

Die vergangenen 2 Nächte haben mein Mann und ich kaum ein Auge zu machen können,da wir so aufgeregt waren.

Im Kreißsaal empfing uns eine Hebamme, die mich zunächst an das CTG anschloß.

Ich hatte-wie deutlich zu sehen war-Wehen,die jedoch nicht weh taten.

Anschließend wurde ich von der Hebamme im Schamhaarbereich rasiert und ich bekam einen Einlauf.

Eigentlich sollte es um 8 Uhr losgehen, doch es kam ein Not-Kaiserschnitt dazwischen.

Die Zeit verging trotzdem sehr schnell. Um 8:40 Uhr wurde ich dann im Bett liegend in den OP geschoben.Mein Mann war bei mir.

Dann ging es los!Mein Mann stand plötzlich in OP-Klamotten neben mir. Dann kam ein Anästhesist und ein Helfer. Der Helfer legte mir die Braunüle.Er schien aufgeregter zu sein als ich,da er zitterte.Er machr seine Sache jedoch gut!

Der Anästhesist erklärte mir nun,was er machen wird.

Ich wurde an eine Herz-Kreislaufmaschine angeschlossen.Dann wurde mein Rücken vorbetäubt.Anschließend bekam ich die Spinale.Ich spürte überhaupt keinen Schmerz!!!

Die Betäubung wirkte ziemlich schnell.Es war ein merkwürdiges Gefühl,aufeinmal die Beine nicht mehr bewegen zu können.

Dann ging es los.Ich wurde ich den richtigen OP-Raum geschoben, indem sich laut Thomas 10 Menschen befanden.Der Anästhesist erklärte mir die Abläufe.Er war supernett und konnte mich gut beruhigen. Thomas saß hinter mir und streichelte meinen Kopf.

Nach ca. 3-4 Minuten sagte der Anästhesist, daß er das Baby schon sehen könne.

Ich war nun völlig von meinen Emotionen gesteuert und mir liefen die Tränen.Dann hörte ich Lilly s ersten Schrei.Lilly wurde zuerst zum Kinderarzt gebracht und anschließend kam die Hebamme mit Lilly zu mir.Es war ein überwältigender Augenblick!Sie hat große,dunkle Augen und schaute mich schon so wach an.

Thomas und die Hebamme gingen mit Lilly in den Kreißsaal zurück.Ich wurde nun noch zugenäht.Ich war überglücklich und die Zeit verging wie im Fluge.

Nachdem die OP beendet war,kam ich zur überwachung meines Kreislaufes in den Aufwachraum.Thomas und die Hebamme kamen wenig später mit Lilly.Lilly wurde mir nun an die Brust angelegt.

Bald kamen zwei Schwestern und holten mich ab, um mit mir auf mein Zimmer zu fahren. Thomas und Lilly kamen auch dort hin. Ich war noch etwas benommen von der OP und der Geburt.Ich konnte es gar nicht fassen. Nun war Lilly da.Sie ist gesund und munter und ich bin überglücklich.

Obwohl ich große Stillschwierigkeiten und den sogenannten Babyblues hatte,möchte ich die Erfahrung der Geburt nicht missen.Heute, zwei Wochen nach der Geburt, sieht nun alles viel besser aus und ich bin so froh,das es Lilly gut geht und ich sie nun Stillen kann.

Dieses Wunder der Geburt läßt sich nur schwer in Worten ausdrücken.

Ich hatte nicht geglaubt,daß die Stillschwierig-

keiten vergehen.Alle haben mir gut zugesprochen und heute weiß ich, daß Ihr alle recht hattet.Man darf nicht aufgeben!!!!!!!!!!!!!!!!!

Liebe Grüße, Stephie

Geschrieben (bearbeitet)

hallo meine lieben

ich möchte euch auch an meinen

geburtserlebnis teilhaben lassen, ich versuch

mich kurz zu fassen, weil das format beim

apple immer so schmal wird...

also, wie war das damals vor gut einem

halben jahr.

silvester war s und um mitternacht sind mein

mann und ich noch bei unserer nachbarin von

oben sie wohnt direkt unterm dach, wir eins

drunter auf dem dach herum geklettert und

haben das feuerwerk bestaunt. seit dem

vollmond vor zwei tagen hatte ich leichtes

ziehen im bauch, daher dachte ich, das wird

wohl bald losgehen, termin war f den 4.1.

angesetzt.

zurück in unserer wohnung haben wir noch

angestossen ich mit kindersekt gg , walzer

getanzt sehr elegant mit dem bauch!! und

gegen drei waren wir bettschwer. als ich ins

bett wollte, dacht ich mir noch, hoppla, das

ziehen scheint doch etwas heftiger und

regelmässiger zu sein, daher kontrolliere ich

mal nach - siehe da! alle 7 minuten.

ok, raus aus dem bett, ab in die klinik.

in der klinik werde ich untersucht, der mumu

ist 1 cm offen, ctg ok, wehenschreiber zeigt

nicht viel. der arzt meint, das is noch nix, das

sind nur vorwehen. zur sicherheit wollen sie

mich dabehalten und nach einem schläfchen

nochmal untersuchen und dann wieder

heimschicken.

ich erhalte zäpfchen, weil das ziehen doch so

stark ist, dass ich sonst nicht schlafen könnte.

mein mann begleitet mich noch in mein

zimmer, verabschiedet sich, ich soll ihn dann

anrufen, wann er mich abholen kommen soll.

gegen mittag bin ich wieder munter und

eigentlich recht gut drauf. die suppe, die sie

mir servieren, kommt allerdings - schwupps -

wieder nach oben, leigt an dem zäpfchen, wie

mir erklärt wird.

anschliessend ist visite. die frau doktor

untersucht mich, ist zufrieden, macht ein ctg,

schaut bedenklich, ruckelt meinen bauch und

sagt, ich galub, der schläft der kleine, ist ein

bissl ruhig. ich bestätige, dass er tagsüber

meist eher ruhig ist, dafür nachts umso

aktiver.

die ärztin meint, das will sie sich noch

genauer anschauen. wehen finden keine

mehr statt.

als nach einer halben stunde und einigen

malen bauch geruckel immer noch keine

grosse reaktion kommt herzschlag ist ok, es

gab aber keine ausschläge , sagt die ärztin,

wir machen einen wehenbelastungstest da

wird per medikament eine wehe simuliet um

zu sehen, wie das baby reagiert .

sie instruiert die schwestern und will weiter in

den kreißsaal, die schwestern schliessen

mich an und verlassen das zimmer. kurz bin

ich allein, höre die herztöne meines sohnes,

das vertraute rasche galoppieren, und dann

passiert es: die herztöne werden auf einmal

ganz langsam, wie die eines erwachsenen.

ich bin total erschrocken; in dem moment

kommt die schwester wieder rein, hört

es ebenfalls und schreit: schnell, schnell,

schnell und auf einmal ist das zimmer voller

leute. die ärztin ist wieder da, redet

beruhigend auf mich ein, es ginge jetzt in den

op, wir würden das baby sofort !! holen. ich

tippe mit zitternden fingern die nummer von

meinen mann, als er am tel ist, kann ich fast

nicht reden, weil ich angst habe, sofort in

tränen auszubrechen. er denkt, ich rufe an, um

abgeholt zu werden, statt dessen stammele

ich etwas von kaiserschnitt. wann? jetzt sofort!

die verbindung ist unterbrochen. das schafft er

nie, denke ich.

oben im op ist der anästhesist mega schlecht

gelaunt. die nadeln sind nicht da, wo sie

hingehören etc etc. die hebamme erklärt mir,

wie ich mich gegen sie lehnen soll, damit der

rücken rund ist, zum setzen der pda nadel. sie

redet beruhigend auf mich ein, meine knie

zittern unkontrolliert und der anästhesist sticht

4 !! mal, bis die nadel endlich da ist, wo sie

hingehört.

als sie mich zurücklegen, kann ich nur die

lampe anstarren, frag mich, ob ich je meine

beine wieder spüren werde und habe vor

allem wahnsinnige angst um mein baby.

in diesem moment taucht plötzlich von rechts

oben lukas, mein mann auf, mit grünem

mützchen und das gesicht halb hinter einen

grünen tuch verborgen.

noch nie im leben war ich so froh jemanden

zu sehen, wie ihn in diesem augenblick.

endlich ein vertrauter, ich war nicht mehr

allein.

die op selbst ging dann total flott, ein paar mal

kippte mir der kreislauf weg, aber der

anästhesist hatte sich endlich entschlossen

seinen job zu tun und war sehr aufmerksam.

das geruckel, das ihr alle kennt und dann ein

kleines herzzerreissendes quäken: ich bin

da es war der der 1.1.2002, 15h36.

die hebamme hielt mir meinen

kleinen kurz ans gesicht, so weich, und ganz

blau! und dann gings schon weiter zur

untersuchung, lukas gleich mit.

kurze zeit später war er wieder bei mir:

unserem jan ging s soweit gut, er würde unter

der wärmelampe ein bisschen aufgepeppt.

von der ärztin erfuhren wir dann auch, was der

grund für die not-sectio war: die placenta hatte

bereits aufgehört zu arbeiten, jan war

unterversorgt.

wir hatten ein riesenglück, dass alles

glimpflich abgelaufen ist. wären wir erst drei

tage später zum nächsten u-termin

dagewesen... wäre mir rechtzeitig aufgefallen,

dass er sich nicht mehr bewegt... fragen, die

ich mir gott-sei-dank nicht mehr stellen muss.

jan ist da, gesund und putzmunter!

anbei ein bild von jan ein paar minuten alt:

und von jan mit 5 1/2 monaten

tote Links entfernt

alles liebe euch allen

die andere jacqueline auch jackie

Bearbeitet von Speedy Leni
  • 3 Jahre später...
Geschrieben

Es begann am 6.12.94. Ich fühlte mich Wohlbehagen, freute mich erneut auf den Frauenarztbesuch, immer in der Hoffnung ein Ultra-schallbild von meinem Baby zu bekommen.

Die 37 . Sehwangerschaftswoche war erreicht, jedoch sah man mir das nicht an, da ich von der Statur eher zierlich erscheine. Darüberhinaus befand sich mein Baby ab der Mitte der Schwanger*schaft in der Beckenendlage. Ich habe alles versucht, mein Baby in die richtige Position zu bewegen, weil ich große Angst vor einem Kaiserschnitt hatte. Überhaupt wäre so eine Entbindung der Horror für mich gewesen.

Während der Routineuntersuchung stellte die Frauenärztin plötz*lich fest, daß etwas nicht in Ordnung sei. Mein Baby war zu klein für die 37. Schwangerschaftswoche und die Position des Kindes war immer noch unverändert. Die Ärztin klärte mich darüber auf, daß das Baby wohl in der Beckenendlage bleiben würde und ein Kaiserschnitt zum errechneten Geburt stermin am 3.1.95 unumgäng*lich sei. Außerdem riet sie mir zu einem Belastungs-CTG in die Klinik meiner Wahl, um zu erfahren ob das Kind "belastbar" ist.

Plötzlich war die Angst da. Keine Kreude mehr ein Kind zu be*kommen .

Meine Mutter wurde am gleichen Tag aus dem Krankenhaus entlassen, nachdem man ihr die Galle entfernt hatte. Weil ich noch zuhause gewohnt habe, wartete ich erst bis sie wieder da war. Eine innere Stimme sagte zu mir, daß ich nicht alleine in die Klinik gehen solle. Ich wollte meine Mutter dabei haben. Ich saß in der Küche, trank einen Tee, schaute auf die Uhr und hatte das Gefühl es sei eine Stoppuhr. Irgendetwas in mir bäumte sich auf.

Als meine Mutter gerade angekommen war, sah sie meine Blässe im Gesicht und fragte sofort was denn passiert sei. Daraufhin zeigte ich ihr meinen Mutterpaß mit den Befunden und die Überweisung für ein Belastungs-CTG in der Klinik. Meine Mutter war auch noch nicht allzu belastbar aber sie bestellte umgehendst ein Taxi für uns beide.

Nie hätte ich damit gerechnet, daß an diesem Tage der Geburtstag meines Kindes wird. Nur ein Belastungs-CTG und gleich wieder nach Hause. Nur kam es ganz anders.

In der Klinik angekommen, standen wir nun vor dem Fahrstuhl der uns zum Kreißsaal brachte. Ich hatte Bauchweh und schweiß*nasse Hände, außerdem fühlte ich einen Knoten im Hals und hätte jeden Moment losweinen können. Ich riß mich dennoch zusammen und tröstete mich mit einer Spur von Optimismus.

DIE GEBURT

Oben im Kreißsaal angekommen, kam uns schon eine Hebamme ent*gegen. Sie wirkte auf mich sehr alt, war aber sehr gesprächig. Sie führte uns in einen sehr schönen, wohnlich ausgeschmückten Raum, mit einer großen runden Badewanne, einer Art Ehebett und einer Fernsehecke. Diesen Raum habe ich mir damals, als ich mich für die Klinik entschieden habe, ausgesucht - eben weil er nicht so steril wirkte. Leider konnte ich die Atmosphäre garnicht richtig genießen, weil ich mich ausziehen mußte. Davon war ich nicht sehr begeistert, schließlich wollte ich ja wieder nach Hause. Die Hebamme gab mir ein Krankenhaushemd und schloß mich an den Wehentropf an. Meine Mutter beobachtete jeden der Schritte und war auch bei mir. Ich lag auf den Rücken und fror, weil ich ja nur dieses Klinikhemd an meinem Körper hatte. Die Hebamme stellte sich sehr tolpatschig an, als sie meine Vene am rechten Arm suchte. Ihre zittrigen Hände fielen mir auf, als sie in meinem Arm "rumstochernd" nach einem Venen*zugang suchte. Meine Mutter hatte schon einen skeptischen Augen*aufschlag und fragte die Hebamme, wieso ein Arzt mich vorher nicht untersuchen würde. Die Hebamme meinte darauf, daß es nicht notwendig sei, da sich im Mutterpaß alle Befunde befinden, die auf die Durchführung eines Belastungs-CTGs keiner ärztlichen Beobachtung be darf.

Sie rief dennoch einen Arzt an und fragte ihm am Telefon wieviel Milligramm Wehenflüssigkeit mir verabreicht werden solle. Darf ein Arzt, der mich vorher nicht gesehen hat, geschweige denn untersucht, über ein Telefon Anweisungen geben? Da ich ja eigentlich Vertrauen gegenüber einer erfahrenen Hebamme haben müßte, war mir in diesem Moment eh alles egal. Nur nach Hause, dachte ich. Nun lag ich da, starrte an die Decke und meine Mutter nahm mir meinen Schmuck ab, was ich überhaupt nicht wollte.

Während ich da so lag und die Herzschläge des Babys hörte die sich wie ein Pferdegalopp anhörten, und auf den Herzfrequenzapparat sah, merkte ich, daß die Hebamme garnicht mehr im Raum war und ich mit meiner Mutter nun alleine gelassen wurde. Wir unterhielten uns, sie ver*suchte mir ein wenig die Angst zu nehmen, aber erfolglos. Andauernd sagte ich ihr, was für eine große Angst ich hätte, und warum man diese Art von Untersuchung nicht in der Frauenarztpraxis machen könnte.

Dann ganz plötzlich merkte ich ein ungewohntes Gefühl in meinem Bauch. Er blähte sich ganz langsam auf und ich dachte keineswegs daran, daß es schon eine leichte Wehentätigkeit war. Es tat über*haupt nicht weh, wie ein Gefühl von Blähungen, ganz eigenartig. Meine Mutter stand akut auf, war plötzlich in Panik und schrie: "Das Baby, die Herztöne gehen runter, es stirbt"! Die Hebamme war nicht da und mir wurde ganz schlecht, war blaß vor Angst. Ohne lange zu überlegen riß meine Mutter mir den Wehentropf aus dem Arm, stellte das Gerät ab (sie ist Krankenschwester). Wie aus heiterem Himmel, stand die Hebamme wieder vor meinem Bett, schaute auf das CTG und sagte:"0h Gott, ich muß den Arzt holen"! Nach diesem Satz schnürte mir es die Kehle zu, ich fing an zu weinen. Meine Mutter ging auf mein Weinen garnicht ein, stattdessen hielt sie mir eine Sauerstoffmaske über das Gesicht, so daß ich garnicht fähig war etwas zu sagen. Sie sagte nur:"Atme, atme tief durch, das Baby braucht Sauerstoff"!

Es dauerte garnicht lange, da stand ein$ Arzt vor meinem Bett, sagte noch nicht einmal "Guten Tag". Ohne langes Zögern gingen seine Augen als erstes zum CTG und räusperte mit hektischer und unfreundlicher Stimme:"Sofort OP vorbereiten, Notkaiserschnitt"! Ich hatte Panik und sagte ihm naiv, daß es doch noch Zeit hätte und ich ein anderes Mal zum Kaiserschnitt komme, nur nicht heute. Mit einer patzigen Antwort sagte er:"Ach was Mensch, das Kind stirbt uns doch weg, wollen sie eine Totgeburt"? Er ging wieder. Meine Mutter beruhigte mich, dennoch war ich unter Schock. Jetzt nahm ich Kälte war, meine Beine fingen an sich von alleine zu bewegen, sie zitterten. Die Hebamme war ebenfalls -in einem labilen Zustand, sie war der Situation garnicht gewachsen und war völlig überfordert. Sie begann mir die Schamhaare zu rasieren, ihre Hände zitterten wie meine Beine. Immer wieder schnitt sie mich dabei, so daß meine Mutter die weitere Rasur von selbst über*nahm ,weil sie das Verhalten der Hebamme nicht mehr sehen konnte.

Meine Tränen kullerten mir über das Gesicht wie ein Wasserfall,

meine Atmung wurde auch hektischer. Wie soll ein normaler Mensch

der mit solch einer Situation nicht gerechnet hat, sonst reagieren ?

Ich dachte nur an den Tod. Sterben wollte ich in diesem Moment

der Ohnmacht, der Hilflosigkeit und dem Gefühl mich einem herzlosen

Arzt, der mich aufschneiden will, hinzugeben.

Stammelnd wiederholte ich i mm er nur einen Satz:" Mama bitte ver-

sprich mir, daß ich es nicht mitbekomme, wie man mich in den

Operationssaal schiebt"! Sie versprach es mir und streichelte

meine Stirn .

Die Kontrolle über meine Beine hatte ich verloren. Das Bett zitterte

richtig mit. Keine Sekunde dachte ich an das Baby. Ich hatte viel-

mehr mit meiner Angst vor dem Kaiserschnitt zu kämpfen und hatte

den Gedanken, einfach aufzustehen und rauszulaufen. Es ging aber

nicht. Der Schock machte mich mürbe und bewegungslos.

Wach ca. 10 Minuten kam eine Anästhesistin in das Zimmer und

setzte sich zu mir ans Bett. Sie wirkte auf mich sehr beruhigend

und fing an mir Fragen über Allergien und Allgemeinzustand zu

stellen. Sie erklärte mir den Ablauf der Narkose und über eventuelle

Risiken der Narkose. Mit einer Unterschrift mußte ich mich mit

den Risiken einverstanden erklären. Daß ich überhaupt noch fähig

war zu schreiben... Bevor die Anästhesistin den Raum verließ,

bat ich sie um einen Gefallen, den Operationssaal nicht zu sehen,

da ich unter einer Krankenhausphobie leide.

Es war mir auch nicht peinlich, diese Angst zuzugeben. In dieser*

großen Angst wurde ich wieder ein kleines Kind, das suchend

nach Mutters Hand verlangte, die sie ständig halten mußte.

Nun mußte ich mich auf ein anderes Bett legen und man schob mich durch den Krankenhausflur. Da ich wußte wo es hingeht, weinte ich immer noch. Meine Mutter hielt die ganze Zeit immer noch schützend die Hand , auch sie war mit den Nerven am Ende, aber sie blieb stark - für mich. Während das rollende Bett vor einer komischen Schleusentür stehenblieb, sagte Mama mir noch einen Satz, den ich nie vergessen werde:"lch habe gerade noch einmal mit Dr. S. gesprochen, er gibt dem Baby nur eine minimale Chance , daß es überlebt, es wird sehr wahrscheinlich sterben".

Ich sagte nur darauf:" Na und ist mir egal, dann kann ich wenigstens meine Ausbildung zuende machen".

Heute hört sich das hart an, aber es waren unüberlegte ego*

istische Sätze, die in einer Schocksituation zustande kamen.

Ich wollte in diesem Moment sowieso tot sein, alles hinter

mir lassen.

Was jetzt kommt, ist ein schlimmes Trauma, die reinste Hölle für mich, die Ich je erlebt habe. Noch heute rast mein Puls, wenn ich an die kommenden Minuten zurückdenke. Nie wieder möchte ich diese Situation noch einmal mitmachen müssen. Die Angst vor grüngekachelten Operationssäälen, Ärzte mit grünen Kitteln und Mundschutz, der Geruch von antiseptischen Mitteln war größer, als vor dem Tod. Als diese Schleusentür die direkt zum OP führte sich automatisch öffnete, kam mir das wie der leibhaftige Tod vor. Wie ein Abschied vom Leben.Komapatienten beschrieben ihren klinischen Tod immer gleich. Es öffnet sich eine Tür, hinter dieser Tür ein strahlendes Licht in dem man hindurchgehen möchte. Alles wurde warm und schön.

Mama nahm vor der Schleusentür Abschied von mir und streichelte

mir die Wange. Die Schleusentür schloß sich und ich war mit

den bekittelten Halbgöttern allein. Noch immer zitterten meine

Beine, so arg, daß das schmale Bett klapperte. Dieser Schleusen*

raum war ein Vorbereitungsraum. Mir stieg ein antiseptischer

Geruch durch die Nase. Hinter meinem Kopf stand ein Pfleger,

der versuchte meine langen Haare vorsichtig in eine Mütze

zu stopfen, er ließ es aber, weil ich so am weinen war.

"Keine Angst, Du bekommst nichts mit. Gleich wirst du schlafen",

sagte er und streichelte meine Wange. Nun gab es kein Weg mehr

zurück. In meinen frühkindlichen Alpträumen, habe ich es

immer geschafft, dem OP zu entkommen, einfach wegzulaufen,

den langen Gang entlang, nur raus hier.

Doch an diesem 06.12.94 ca. 14.00 Uhr, wo ich schon in einem

Vorbereitungsraum lag, gab es kein zurück mehr, schließlich

befand ich mich in der Realität, nicht in einem Traum.Als man mir neue Kanülen legte, nutzte ich einen Blick zu einem "Bullaugenfenster, der den OP Saal zeigte. Ganz wage kann ich mich heute noch zurückerinnern, daß ich die Ärzte am "Besteck" sortieren sah und eine große helle Operations*lampe. Ich war noch mehr schockiert darüber was ich sah, und stammelte in wiederholten Worten:" Bitte tut mir nicht weh, ich will nicht mehr leben, tut mir nicht weh"!

Meine verweinten Augen starrten an die mit Neonröhren beleuchtet

Decke. Ich kneifte aber meine Augen ständig zu, ich konnte

dies alles nicht mehr sehen.

Dann hielt man mir eine schwarze Gummimaske ins Gesicht.

Es war wohl Sauerstoff. An den Geruch der Maske kann ich mich

heute noch sehr gut erinnern. Ein Pfleger nahm meine linke

Hand und spritzte mir eine Lösung in die Kanüle.

Ich kann garnicht beschreiben, wie schnell ich nach dem "Pieks"

einschlief. Innerhalb einer oder zwei Sekunden fiel ich in

den Schlaf. Ich war sofort weg, irgendwo, nur nicht in diesem

Raum.

Über den Ablauf der Operation kann ich nichts sagen. Noch

heute tut mir diese fehlende Zeit wo ich narkotisiert war, weh

Es waren 45 Minuten, die ich schlief.Ein Stück Leben fehlt. Man trennte mich und mein Baby mit Gewalt voneinander und es muß sehr kritisch gewesen sein. Ich kann nur alles aus der Sicht von Beteiligten (Ärzte, meine Mutter usw.) berichten.

NACH DER GEBURT

Als ich meine Augen wieder öffnete, lag ich in einem Aufwach*raum und eine andere Hebamme beglückwünschte mich zu einer 1^70 Gramm leichten Tochter. Mich hat in dem Moment des Erwachens nur die Operationswunde interessiert, schaute unter die weiße Decke, sah aber nur einen weißen Verband und einen mit Jod beschmierten Bauch. Ich lag noch am Tropf, der Bauch war auch wieder dünn. Ich stellte mir unter dem weißen VerRband einen offenen Bauch vor, ekelte mich und deckte mich schnell wieder zu. Ein sehr starkes Durstgefühl überkam mich. Ich hatte einen ganz trockenen Mund .

Die Hebamme zeigte mir Polaroidfotos von meiner Tochter. Aber ich mußte wohl wieder eingeschlafen sein.

Mit Schmerzen nach dem Kaiserschnitt bin ich nicht aufgewacht, daß lag wohl noch an der Restnarkose.

Andere Mütter bekommen ihr Baby sofort an ihr Bett. Auch nach einem Kaiserschnitt. Warumjrf man es bei mir nicht getan hat ist unklar. Heute bereue ich es, meine Tochter nicht sofort nach der Entbindung gesehen zu haben. Deshalb fehlte auch so eine Art Mutter-Kind-Be*ziehung ,

Meine Mutter sagte mir damals, daß ich und das Baby dieses Trauma fast nicht überlebt hätten, und man uns deshalb erst mal ausruhen lassen wollte.

Meine Celina ist am 06.12.94 um 14,25 Uhr per Notkaiserschnitt zur Welt gebracht worden. Sie wog 1670 Gramm und war 42 cm klein. Ein typisches Frühchen eben.

Ich hatte am gleichen Abend unerträgliche Schmerzen an der Narbe. Die Schmerzen waren aber erst am Abend spürbar. Nachts waren sie so unerträglich, daß ich nur auf dem Rücken liegen konnte. Kurz vor der Nachtruhe kam eine Hebamme und der Kinderarzt in mein Zimmer. Jaß erste was der Kinderarzt sagte war, daß wir eine Menge Glück gehabt hätten. Ein Junge hätte die Strapazen nicht überlebt. Im OP hätten alle gebetet, daß es ein Mädchen wird. Mädchen sind robuster, vor allem wenn sie zu früh auf die Welt kommen, nieine Plazenta war außerdem nicht groß genug und voller Infarkte. Eine Plazentainsuffizienz. Celina konnte sich vom Mutter*kuchen nicht richtig ernähren, blieb deshalb unterentwickelt. Ohne Kaiserschnitt hätte ich Celina nie zur Welt bringen können. Sie saß wie ein Klappmesser im Bauch, mit den Füßchen nach unten. Nach der ersten Neugeborenenuntersuchung war alles ohne Befund. Nur die Hüfte mußte noch mal kontrolliert werden.

Komisch, da hat man sein eigenens Baby noch nicht einmal zu Gesicht bekommen, und alle anderen wie Schwestern oder Ärzte erzählen von deinem eigenen Baby, als wäre es ihres. Wie eine frisch gewordene

Mutter kam ich mir überhaupt nicht vor. Man kann für ein Wesen,

daß man noch nie gesehen kaum etwas empfinden.

Seit dem Kaiserschnitt bin ich noch nicht einmal aus dem Bett gekommen, weil die Schmerzen unerträglich waren. Dennoch zwang die Nachtschwester mich aufzustehen um Kamillenspülungen zu machen. Auf die Toilette brauchte ich nicht zu gehen, da ich einen Harnkatheter hatte. Die Kamillespülungen waren notwendig, weil der Wochenfluß hochgradig bakteriell ist.

Zwei Tage bekam ich nichts zu essen. Nach den schlimmen zwei lagen, durfte ich mit Zwieback und Tee anfangen. Der Darm durfte nicht gefüllt werden, weil ich dann auf die Toilette gemußt hätte, und mit der frischen Operationsnarbe wäre das sehr schmerzhaft gewesen.

Am 7.12.94 sollte ich meine eingeschossene Muttermilch mit einer Milchpumpe abfüllen, die meine Tochter £elina dringenst benötigte um zu gedeihen. Das sogenannte Kollostrum, die erste gelbe Milch ist das vitaminreichste und macht ein Baby wider*standsfähiger .

Das Abpumpen war ein komisches Gefühl. Ich bin mir wie eine Kuh vorgekommen, die gemolken wurde. Diesen Vorgang hat man mir vorher erklärt, und da ich Spannungsgefühle in den Brüsten hatte, war es ein befreiendes Gefühl, die Milch herauszupumpen. Meine frisch abgepumpte Milch wurde Celina sofort verabreicht.

Am 3. Tag hielt ich es nicht mehr aus, wollte mein Kind sehen. Ich muß allerdings sagen, daß die Schwestern mich dazu bewegen mußten, überhaupt aufzustehen. Ich hatte nur Schmerzen, andere Gefühle hatten gar keinen Platz für mich. Das Aufstehen, das Bewegen war unerträglich. Laufen konnte ich nur ganz langsam.

Eine Schwester brachte mir einen Rollstuhl und fuhr mich hoch

auf die Kinderstation.

Ein Gefühl zwischen Neugierde und Spannung, ja aber auch ein

Weg in einen neuen Lebensabschnitt überkam mich, als ich dem

Säuglingszimmer näher kam.

Dann war ich da. Sah das erste mal ein winziges Menschenwesen

in einem Inkubator liegen, völlig verkabelt, bewacht von einem

Apparat. Ein Schock für mich. "Daß ist mein Kind"?

Die Windel war fast größer als Celina selbst. Sie lag mit dem

Gesicht zu mir und war in meinen Augen irgendwie häßlich.

Die Schwester sagte mir, daß Kaiserschnittbabys immer so einen

Stark ausgeprägten Hinterkopf hätten.

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