Hallo Laemchen,
nicht in jeder Adoptiv- bzw. Pflegefamilie ist es so, dass die annehmenden Eltern (ganz) unfruchtbar sind. Wir hätten z.B. mit hormoneller Nachhilfe Kinder zeugen können (ohne hätte es halt "ein bisschen länger gedauert"), aber uns hat der Gedanke an eine Adoption besser gefallen.
Wie dem auch sei - unsere Adoptivtochter (9) stammt aus einem afrikanischem Land und wir leben hier in einer Stadt, in der 30 (!) verschiedenen Nationalitäten leben.
In all den Jahren ist es zu 3 Vorfällen gekommen, die man als rassistisch bezeichnen kann.
Was das "eigen Fleisch und Blut" betrifft:
ich denke nicht, dass Blut dicker ist als Wasser. Viele Pflegekinder werden von ihren leiblichen Eltern weg genommen, deren "Fleisch und Blut" sie ja sind, weil sie sexueller Gewalt oder anderen Misshandlungen ausgesetzt waren.
Als Adoptiv- und Pflegetochter muss ich nicht nur die "normale" Liebe aufbringen. Zusätzlich mache ich noch viele andere Dinge aus Liebe, die es in den "normalen" leiblichen Familien gar nicht gibt:
- meine Pflegetochter kam höchst traumatisiert zu uns (sie ist ausserdem geistig behindert), zwei Jahre lang schlug sie Nacht für Nacht mit dem Kopf gegen die Wand. Aus Liebe habe ich für sie durchgehalten.
- meine Pflegetochter kratze sich jahrelang blutig, weil sie von ihrer leiblichen Mutter (das "eigen Fleisch und Blut") einfach vergessen worden war (sie war halb tot, als man sie herausgenommen hatte),
- jeden Monat besucht die Mutter unsere Pflegetochter bei uns zuhause. Da sie krank ist, habe ich es aus Liebe zu meiner Pflegetochter durchgesetzt, dass sie zu uns nach Hause kommen kann, weil es stressloser ist,
- aus Liebe zu meiner Pflegetochter halte ich den Kontakt zu ihrem Vater -der sich ins Ausland abgesetzt hat- aufrecht so gut es nur geht.
- Meine Adoptivtochter wurde von ihrer Mutter entsorgt (das "eigen Fleisch und Blut"),
- aus Liebe zu ihr halte ich den Kontakt in ihre afrikanische Geburtsheimat aufrecht, so dass sie immer Bezug zu ihren Wurzeln hat,
- aus Liebe zu ihr, versuche ich, diese unglaubliche Verletzung mit ihr auszuhalten, dass sie "entsorgt" wurde - von der eigenen Mutter,
- aus Liebe zu ihr, gucke ich immer zweimal hin, wie es ihrer Seele geht - wei sie eine schlimme Vergangenheit hat... usw....
Ich bin immer sehr vorsichtig mit dem "eigen Fleisch und Blut".
Wichtig ist, die Wurzeln der Kinder für sie aufrecht zu erhalten und wachsam sein, wie man sie als Adoptiv- oder Pflegemutter am besten begleiten kann. Und sich vor Augen halten, dass wir Adoptiv- und Pflegeeltern die "zweiten" Eltern sind und uns nicht an die Stelle der biologischen Eltern stellen.
Das ist völlig wertungsfrei zu verstehen und hat mit "Liebe" nichts zu tun.
Soviel zu meinen Erfahrungen.