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Gedanken


Mary Martini

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Was Linus betraf, war heute ein guter Tag. Er ist zwar bereits um sechs wach geworden (Babys schert es halt nicht, ob Sonntag ist oder nicht), aber geweckt hat mich ein ziemlich böser Migräneanfall, der mich über die Kloschüssel getrieben und mich bis zum Nachmittag in Atem gehalten hat. Der Papa nahm mir glücklicherweise den Kleinen ab, und der war richtig lieb und gut gelaunt. Gequengel gab es nur abends beim Essen (wie immer; wir können zwar seit einigen Wochen schon wieder gemeinsam essen, aber Linus macht allabendlich Rabatz - ich hab allerdings irgendwo mal gehört, dass Babys oft zur Unruhe neigen, wenn die Eltern essen - sie möchten am Familenleben teilnehmen) und noch ein bisschen zur Schlafenszeit. Wobei er heute innerhalb von fünf Minuten eingeschlafen ist! Ich habe gestaunt. Leider hat er nur für eine halbe Stunde geschlafen und dann bitterlich geweint, sodass ich noch mal ran musste. Zehn Minuten nach dem erneuten Einschlafen wurde er wieder wach, dieses Mal begleitete Papa ihn zurück in den Schlaf. Jetzt schlummert der Rabauke seit einer guten halben Stunde und ich würde mich freuen, wenn es noch eine Weile so bliebe.

Ich habe in den letzten Tagen verstärkt Berichte und Artikel zum Thema Schreikind gelesen und war wieder einmal erstaunt, wie die beschriebenen Persönlichkeitsmerkmale von Schreikindern auf Linus zutreffen. So sind die meisten Schreibabys eher quengeliger Natur und fordern die Eltern sehr. Wir nennen Linus oft liebevoll "Meckerkopf" oder auch "Quak-Quak", denn er quäkt und quengelt sehr viel und wird sehr schnell unzufrieden. Es gibt dieses Buch von William Sears - Das 24-Stunden-Baby. Ich habe es noch nicht gelesen, werde es mir aber noch besorgen, denn so ein 24/7 Baby haben wir auch. Linus muss eigentlich immer beschäftigt werden und hasst es, einfach irgendwo zu liegen oder, noch schlimmer, nicht beachtet zu werden (was im Grunde nicht vorkommt, aber wenn sich die Großen mal unterhalten und er nicht einbezogen wird, wird er ganz schnell unleidlich).

Motorische Unruhe, oft ein weiteres Merkmal von Schreikindern, trifft ganz eindeutig auf Linus zu. Er hält eigentlich nie still, muss sich immer bewegen, ist zappelig-hibbelig-wuschelig und das schon seit seiner Geburt.

Tja, und dann die Schlafstörungen ... Einschlafen ist wohl für Schreibabys immer eine Herausforderung, die sie schlecht allein meistern können. Sich selbst zu beruhigen fällt ihnen sehr schwer, und so brauchen sie beim Einschlafen Hilfe - vorzugsweise von der Mama und ihren zwei "Bionuckeln" - so nennt es eine meiner Mit-Herbstmamis sehr treffend. Vom Einschlafstillen kann ich mehr als ein Liedchen singen ...

Ich musste über diese Persönlichkeitsmerkmale viel nachdenken und bin irgendwie ein bisschen demotiviert, vielleicht sogar pessimistisch, ob überhaupt irgendetwas Linus "heilen" kann. Ich weiß, es gibt keine Patentlösung. Kein Medikament, das helfen könnte, weil Linus ja nicht in dem Sinne krank ist. Sein ganzes Wesen, sein Charakter - kann (oder sollte) man den überhaupt zu ändern versuchen? Ich habe auch Schwächen und Eigenschaften an mir, die nicht so gut sind, aber sie machen mich zu der, die ich bin.

Das Schreien wird vielleicht vergehen, wenn wir einen Weg finden, Linus dabei zu helfen. Aber die Wesenszüge, die Charaktereigenschaften, die werden bleiben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Hibbelkind plötzlich ganz ruhig wird, oder geduldig, oder dass er problemlos ein- und durchschlafen wird, ohne dass seine Dämonen ihn weiter quälen. Stürze ich mich in falsche Hoffnungen, wenn ich glaube, dass sich Dinge ändern lassen? Wird Linus immer eine solche Herausforderung bleiben?

Ich weiß, was einige, die das hier lesen, jetzt denken müssen: Jedes Baby ist auf seine Weise eine Herausforderung. Das stimmt auch vollkommen. Dennoch habe ich ein bisschen Angst vor der Zukunft. Angst, dass Linus nie richtig zufrieden sein wird. Angst, dass er aufbrausend und ungeduldig sein wird und sich dadurch selbst im Weg steht. Habe ein bisschen Angst vor einem Riesentrotzkopf, der sich um jeden Preis durchsetzen will. Und ich weiß noch nicht, wie ich dem, sollte es so sein, entgegenwirken kann.

Ich habe schon beides gehört. Manche sagen, ein Schreibaby wird später ausgeglichen und glücklich, weil es die schwere Zeit schon hinter sich hat. Andere berichten von Schreibabys, die später Probleme mit anderen haben, vielleicht sogar ein Aufmerksamkeitsdefizit entwickeln oder sich auf der anderen Seite gar nichts (zu)trauen.

Mein Kind ist ein wahnsinnig großes Geschenk. Ich habe es mir von Herzen gewünscht und ich würde es nie wieder hergeben. Und ich möchte das Beste für den Rabauken. Das Aller-, Allerbeste.

Nur werde ich ihm das auch geben können ...?

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