Dein Baby ist endlich auf der Welt, nun beginnt sie, die Babyzeit...lange ausgemalt und vorgestellt in den schönsten Farben.
Und dann während einer Routineuntersuchung plötzlich die Diagnose: Hüftdysplasie!
In Deutschland ist die Untersuchung der Hüfte vorgeschrieben zur U3 Untersuchung beim Kinderarzt. Entbindet ihr in einer Klinik wird dort oft schon zur U2 routinemäßig die Hüfte untersucht. Dies geschieht manuell durch den Arzt und durch eine Ultraschalluntersuchung.
Die Babyhüfte ist noch sehr weich und beweglich, das Pfannendach ist noch nicht verknöchert, dies geschieht erst nach und nach. So sind durch rasch durchgeführte Behandlungen schnelle und gute Erfolge zu verzeichnen und euer Kind wird so mit den besten Voraussetzungen in sein Leben starten, ohne weitreichende Spätfolgen befürchten zu müssen.
Die Hüftdysplasie ist eine Erkrankung des Hüftgelenks, wo der Oberschenkelknochen mit seinem Hüftgelenkskopf nicht richtig in der Hüftgelenkspfanne sitzt.
Eine Hüftdysplasie kann mit verschiedenen Krankheitsbildern einhergehen, ist weitaus öfter aber als alleinige Erkrankung anzutreffen. Mädchen leiden dabei häufiger darunter als Jungs.
Ursachen können sein:
- Vererbung
- langes Liegen in Beckenendlage im Mutterleib (die Hüfte kann sich so nicht immer richtig ausbilden)
- mangelnder Platz im Mutterleib
- verschiedene andere Krankheitsbilder
Bei Diagnose wird je nach Ausprägung zwischen verschiedenen Typen unterschieden (Entwicklungstabelle nach Graf, zugrunde liegen der Alpha- und Betawinkel) :
- Typ I (reife Hüfte)
- TypII (kontrollbedürftige Hüfte)
- TypIII (behandlungsbedürftige Hüfte)
- Typ IV (Hüfte, die jederzeit in einer Luxation enden kann oder schon geendet ist.)
Wir wollen euch hier nur eine Übersicht geben, je nach Winkelwerten wird zwischen diesen Typen unterschieden und noch zusätzlich nach Typ II a/b etc. Hüften unterschieden.
Der schlechteste Befund ist immer eine Luxation, bei der der Oberschenkelknochen keinerlei Kontakt mehr zur Hüftpfanne aufnimmt.
Behandlungsmöglichkeiten:
Bei einer kontrollbedürftigen Hüfte wird den Eltern meistens breites Wickeln verordnet. Bei dieser Methode wird mit 2 Windeln, statt mit einer Windel gewickelt, um die Beine immer leicht gespreizt zu behalten.
Alternativ kann man auch über die eigentliche Windel zusätzlich mit gefalteten Stoffwindeln wickeln, um die gewünschte breite Haltung zu gewährleisten.
Auch leichte Spreizhosen fallen durchaus mal in diese Kategorie, die die Kinder kaum einschränken.
Sobald eine Behandlung aber unbedingt erforderlich ist, wird heutzutage meistens auf eine Tübinger Spreizschiene zurückgegriffen.
Diese wird vom Orthopäden eingestellt und über der Kleidung getragen. Die Beine des Kindes sind dabei hoch und zur Seite geschnallt, mindestens 90 Grad.
Wichtig hierbei ist immer, eine regelmäßige Kontrolle und je nach Wachstum Neueinstellung der Schiene, um eine optimale Einstellung des Hüftgelenks zu gewährleisten.
Auch andere Spreizsysteme können hierzu verwendet werden, wie die Mittermeier Spreizhose oder andere Spreizhosen in Hosenträgerform.
Beim Typ IV wird oft auch eine Pavlik Bandage verwendet neben der bereits genannten Tübigerschiene.
Reicht die ambulante Therapie aber nicht mehr aus, so wird ein Krankenhausaufenthalt von Nöten sein.
Je nach Krankenhaus werden da unterschiedliche Vorgehensweisen anzutreffen sein.
Im Wesentlichen wird zuerst eine Extension ( Streckung ) erfolgen. Dies geschieht im Liegen oder per overhead Extension.
Je nach Institut geschieht dies über einige Wochen. Im Anschluss daran wird während einer OP versucht das Gelenk in die Pfanne zurück zu bringen, dies kann je nach Beschwerdebild eine offene oder geschlossene Reposition sein.
Nach erfolgreicher OP wird das Kind dann noch einige Monate einen Gips und/oder eine Schiene tragen müssen, um das Gelenk zu stabilisieren.
Aussichten:
Heutzutage sind die Heilungschancen sehr gut. Durch die frühzeitige Erkennung sind meistens sehr gute Ergebnisse zu erzielen. Bei leichten Formen dauert die Behandlung oft nur wenige Wochen, bei den schweren Formen einige Monate bis zu einem oder zwei Jahren (Ausnahmen gibt es leider immer).
Die meisten Kinder mit leichten Ausprägungen werden wieder ganz gesund und auch bei den schwereren Formen sind mittlerweile häufig völlige Ausheilungen möglich.
Wie ihr sehen könnt ist eine Hüftdysplasie nicht gleich Hüftdysplasie. Dieses Feld umfasst so viel, dass wir hier nur die Möglichkeit haben, euch einen groben Überblick zu geben.
Jede Erkrankung muss zwingend durch einen Arzt erfolgen. Bei einer guten und konsequenten Behandlung ist aber die beste Voraussetzung für ein gesundes Leben ohne Hüftprobleme auf jeden Fall gegeben.
Ein wichtiger Rat an dieser Stelle aber von betroffenen Eltern an euch:
Schaut genau hin und hört immer genau zu und beobachtet selber euer Kind. Hört jederzeit auf euer Bauchgefühl und übergeht dieses nicht.
Habt ihr ein schlechtes Gefühl bei einem Arzt, geht euch ein Behandlungsschritt zu schnell, habt ihr Zweifel während der Behandlung, dann fragt nach und wenn nötig wieder und wieder. Holt euch zweite oder dritte Meinungen ein, achtet auf eine dauernde Kontrolle der Spreizhosen/-schienen und lasst euch als betroffene Eltern nicht einfach unterbuttern.
Ihr habt in dieser Situation jedes Recht euch Hilfe zu holen und skeptisch zu hinterfragen.
Vor allem bei schweren Verläufen wird es eine sehr schwere und harte Zeit werden für die gesamte Familie, ihr werdet auf Hindernisse stoßen, die ihr im Vorfeld gar nicht bedacht habt und oft an eure Grenzen gelangen.
Versucht jede Hilfe anzunehmen, die ihr bekommen könnt. Seelsorgen, Unterstützungen von der Krankenkasse (Spreizkindersitze oder Spreizkinderwagen, da ihr vor allem mit Spreizgips vieles bereist vorhandene nicht mehr nutzen können werdet), familiäre Hilfe usw.
Und seit hartnäckig, wenn ihr nicht sofort erfolgreich seid.
Auf jedenfall aber seit euch gegenseitig immer eine Hilfe und Unterstützung und sucht euch eure Ruheinseln, Gesprächspartner und auch die kleinen schönen Momente, wir wünschen euch auf eurem Weg, egal wie er bei euch aussieht, alles erdenklich Gute....
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