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Geburt von Jana-Larissa im August 2000

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Es war ja so heiß, 42 Grad, es war Sonntag, der 13. August 2000 und mein Termin war der 10. August. Es war aber auch nicht nur heiß, ich war auch dick, mein Gott war ich dick. Und ich wollte ständig trinken, was mir mein Arzt wegen der Gefahr einer Gestose bis auf einen Liter am Tag verboten hatte. Dabei aß ich so gerne gefrorene Milch, und da war ein Liter gar nichts. Aber ich durfte ja nicht, weil ich schon so viel Wasser in den Beinen hatte. Mein Mann Jens war vor 3 Tagen nach Deutschland geflogen, es ließ sich leider nicht verschieben, und jetzt hielt meine Mutter bei mir Wache, es konnte ja schließlich jeden Moment losgehen. Bei der kleinsten Anstrengung wurde der Bauch hart, aber das schon seit Wochen und das CTG hatte noch keine Wehen entdeckt.

Ich wollte endlich diesen fürchterlich dicken Bauch loswerden und hoffte noch auf den Vollmond, aber auch der bewirkte leider nichts. Meine Mutter meinte, da sie am nächsten Freitag schon wieder nach Hause fliegen würde, wäre es schön, wenn sie ihr Enkelkind vielleicht doch noch sehen könnte. Wir beschlossen, Montag ins Krankenhaus nach Palma zu fahren. Ich hoffte, dass man ein Einsehen mit mir hatte und die Geburt einleiten würde (es war mir zwar vollkommen klar, dass das 3 Tage nach dem Termin keiner machen würde, aber egal). Da ich zwei Wochen vorher bereits unter sehr hohem Blutdruck litt, setzte ich die von meinem Arzt verschriebenen Beta-Blocker ab. Schließlich sollten die im Krankenhaus unverfälschte Werte bekommen.

Wir kamen zur gynäkologischen Ambulanz und nach dem Papierkram durften wir uns in den Wartesaal setzen. Der war natürlich proppevoll, da in Spanien immer die ganze Familie mit ins Krankenhaus kommt. Ich kam recht schnell dran und wurde untersucht. Auf die Bitte, die Geburt einzuleiten, schüttelte man natürlich den Kopf. Da müsste ich bestimmt noch mindestens eine Woche warten. Es war mir ja vorher klargewesen, aber ein bisschen Hoffnung hatte ich ja doch gehabt. Ich sollte schon den Untersuchungsraum verlassen, als ich noch mal zum Blutdruckmessen zurückkommen sollte. Boah, 180 zu 120, das war entschieden zu hoch. Da wir seit ca. 3 Jahren auf Mallorca leben, sind meine Spanischkenntnisse zwar recht gut, aber medizinische Fachausdrücke, da musste ich nun doch passen. Jedenfalls drückte man mir ein grünes Krankenhaushemd und meine Unterlagen in die Hand, ich solle draußen warten, ich wäre

aufgenommen.

Nun sollte erst mal ein 24-Stunden-Urin-Test gemacht werden. Meine Mutter brachte mich auf die Station und wollte dann am nächsten Tag wiederkommen. Gut, ich fühlte mich recht wohl, hatte ja vorsorglich meine Tasche mitgebracht und ließ mich verwöhnen. Trotz aller Unkenrufe im Vorfeld, wurde ich im Son Dureta, dem staatlichen Krankenhaus von Palma de Mallorca sehr gut und aufmerksam behandelt. Viele Spanier sind noch zusätzlich privat krankenversichert, da es viele private Kliniken auf Mallorca gibt. Aber mir ging es hier wirklich gut.

Am nächsten Tag wurde gegen Mittag eine Ultraschalluntersuchung gemacht, bei der auch die Menge des Fruchtwassers untersucht wurde. Die Miene der Ärztin wurde immer ernster, außerdem kamen noch mehrere wichtig aussehende Leute dazu. Aha, jetzt kam Bewegung in die Meute. Ich hätte fast kein Fruchtwasser mehr, das Kind muß raus! Ah, es ging los. Keine 10 Minuten später bekam ich einen (ääähhh) Einlauf, ich musste meine Sachen packen und kam in den Kreiss-Saal (wie schreibt man den denn jetzt?). Ich rief noch kurz meine Mutter an, die wollte dann auch bald kommen. Dann sah ich meine zuständige Hebamme: ein Mann namens Mateo. Es ging alles rucki-zucki. Er sprengte die Fruchtblase, ich bekam mehrere Schläuche, so fast in alle Körperöffnungen, aber na ja, ich war froh, dass der dicke Bauch nun wohl endlich wegkam. Mateo war ein Engel. In spanisch, englisch und auch ganz wenig deutsch wurde mir erklärt was nun passierte und passieren wird. Dazu muß ich aber auch sagen, dass ich 1,80 m groß bin und blond, also gar nicht spanisch, eher ungewöhnlich und jeder, der in meine Papiere schaute, stolperte über die Angabe, dass meine erste Tochter 4860 Gramm gewogen hat. „Muy gordo“ sehr dick, hieß das, wobei gordo aber nett gemeint ist. Wenn die gewusst hätten, was ich heute zur Welt bringen würde, hätten sie kein Wort mehr gesagt.

Es war inzwischen 16 Uhr und es war alles für die erste Wehe vorbereitet, die allerdings auf sich warten ließ. Obwohl die Fruchtblase gesprengt worden war, tat sich nichts. Also kam der Wehentropf, aber auch der verpuffte wirkungslos. Alle 5 Minuten kam Mateo und fragte, ob sich schon was tat, und nach jedem nein drehte er den Tropf etwas weiter auf. Meine Mutter war inzwischen eingetroffen und saß bei mir im Zimmer. Aus heiterem Himmel kam sie dann, die erste Wehe. Puh, mir wurde ganz anders, der Wehentropf hatte unvermutet voll angeschlagen und ich fing an, das CTG zu beobachten, das wollte gar nicht wieder runterkommen. Wo war denn nun Mateo, nun war er wie vom Erdboden verschwunden. Nach ca. 10 Minuten Dauerwehe kam eine Ärztin und sah, was los war. Sofort wurde der Wehentropf runtergedreht und Mateo gerufen. Junge, bekam der Mecker, er tat mir so leid, ich habe ihn noch verteidigt, aber die Ärztin war auf 180. Jedenfalls waren sie sich einig, dass ich nun genug gelitten hätte und boten mir eine PDA an. Ich sagte auch sofort ja, obwohl ich davor eine panische Angst hatte. Der Narkosearzt wurde gerufen und alles ging ganz fix. Ohne Probleme bekam ich die Narkose und ich fühlte mich wieder ganz gut. „So könnte ich noch 5 Kinder bekommen“ protzte ich vor meiner Mutter.

Aber so einfach sollte es nun auch nicht bleiben. Der Muttermund war gegen 18 Uhr 3 cm auf. So lag ich dann bis gegen 23 Uhr in den Wehen, aber nichts tat sich mehr. Der Muttermund war lediglich auf 5 cm, und das schon seit Stunden. Die Wehen waren trotz PDA sehr unangenehm,

obwohl schon öfter nachgespritzt worden war. Es ging nicht weiter voran, die Ärzte berieten sich. Der Bauch wurde nochmals abgetastet, die Herztöne des Kindes waren aber o.k. Es wäre aber wohl ein recht großes Kind. Dabei sollte ich noch erwähnen, dass es meinem deutschen Frauenarzt die ganzen 9 Monate nicht gelungen war, das Geschlecht des Kindes zu erkennen. Das Ultraschallgerät hatte aber auch schon so einige Jahre auf dem Buckel, so sehr viel konnte man nicht darauf erkennen. Naja, dabei wollten wir das ja unbedingt wissen, weil wir nämlich schon 4 Mädchen haben (Mein Mann 3 aus 1. Ehe und ich 1 aus erster Ehe). Trotzdem wollte ich noch ein Mädchen, und vor kurzem hatte mein Mann geäußert, er wüsste gar nicht, wie er mit einem Jungen umgehen solle. Auch er würde sich über ein Mädchen freuen.

Die Ärzte schlugen mir einen Kaiserschnitt vor. Ich war schon etwas traurig, da bereits meine erste Tochter nach 33 Stunden Wehen mit einem Notkaiserschnitt geholt werden musste und nun wieder keine normale Geburt. Aber dann war ich doch froh, dass es ein Ende haben sollte. Die PDA wurde bis zur Brust erweitert. Auch meine Arme spürte ich kaum noch. Dann ging es los. Nachdem mich die halbe Krankenhausbelegschaft auf den OP-Tisch gehoben hatte (mit PDA war nix mit helfen) ging es recht fix, die Krankenschwester bei mir am Kopfende sagte mir noch, jetzt würde es rausgezogen werden. Und das hörte ich nur noch ein „OH, AHHH, OIOIOIOI“ Una Nina, ein Mädchen, ich freute mich sehr darüber, und dann kam das Gewicht: 6060 Gramm und 59 cm groß. Gut, dass ein Kaiserschnitt gemacht wurde, sonst wäre es wohl schiefgegangen. Meine Kleine wurde mir kurz gezeigt und dann bin ich seelig eingeschlummert. Meine Mutter war inzwischen nach Hause geschickt worden, aber sie hatte erfahren, dass es ein Mädchen war und auch alles in Ordnung war. Sie kam am nächsten Morgen, als ich bereits auf der Station lag. Jana hatte die ersten Tage einen sehr „eingedrückten“ Kopf, durch das große Gewicht, das auf den Kopf drückte. Aber das hat sich schnell verwachsen und als der Papa am Freitag kam, sah sie schon nicht mehr ganz so gedrückt aus. Er war total stolz auf seine zwei Frauen und freute sich auch sehr über eine Tochter.

Ich habe mich nach 4 Tagen auf eigene Gefahr entlassen lassen, da am zweiten Tag auf der Station eine mallorquinische Großfamilie ein Kind bekommen hatte und von morgens um 09.00 Uhr bis abends um 23 Uhr Besuch da war. In der Nacht blieb dann der Vater, um seiner Frau bei der Betreuung des Kindes zu helfen. An schlafen war kaum noch zu denken und ich wollte nach Hause. Die Kinder blieben sowieso grundsätzlich auf dem Zimmer, zu jeder Tag- und Nachtzeit und so machte es keinen Unterschied, wo ich mich um meine Tochter kümmerte.

So, das war die Geburt meiner zweiten Tochter Jana-Larissa im Krankenhaus in Palma de Mallorca.

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