Zum Inhalt springen

Geburt von Pascal am 27.07.1999

Dieses Thema bewerten


Freesurfer

Empfohlene Beiträge

Die Schwangerschaft meines ersten (und einzigen) Kindes war schon nicht zum Lachen. Schon in den ersten Wochen lagerte ich Wasser ein und konnte monatelang meine Finger nur unter schmerzhaften Verkrümmungen bewegen. Meine Füße paßten lange nicht mehr in meine geliebten Leinen Tennisschuhe und – naja mein Bauch – oje, der hatte am Schluß einen Umfang von 136cm. Außerdem machten mich die Ärzte verrückt und das seit Anbeginn der SW. Ich kämpfe seit 2 Jahren mit massiven Übergewicht und galt deshalb gleich mal als Risikoschwangere, die obendrein auch schon 34 Jahre zählt. Alle erzählten mir, ich bekäme SICHER hohen Blutdruck und Wasser hätte ich ohnehin schon, also bin ich eine klassische Gestosegebärende, die mit einer Frühgeburt, oder gar mit einer Fehlgeburt rechnen müßte. Außerdem würde ich auch mit 80%-iger Sicherheit eine Diabetes bekommen, denn bei meinen Gewicht ...!!!! Kurzum, außer Panikmache geschah Nichts mit mir und meinen Baby. Ach ja und am Schluß sagte unser Spitalsarzt, es würde ein sehr großes Baby werden und ich könnte schon mal hoffen, daß es früher käme.

Also betete ich schon am 28.6.99 den Vollmond an, obwohl mein Termin erst am 23.7. war, aber es half nicht. Unser Junge (wir wußten schon ab den 5. Monat sicher, daß es ein Bub wird) war nicht so vollmondsüchtig wie seine Mutter. Ich heulte, vollbadete, ging schwimmen – nichts half. Pascal wollte einfach nicht früher kommen. Die Nächte waren extrem heiß in Wien und ich haßte jeden Tag meiner Endschwangerschaft, konnte nachts nicht mehr schlafen und lag den ganzen Tag auf der Bank, weil ich Angst vor den vermeintlichen hohen Blutdruck hatte. Mein Freund Ben mußte einiges ertragen – VIELEN DANK - BEN - FÜR DEINE GEDULD UND LIEBE IN DIESER ZEIT!!!!!!!!!!!!!

Dann kam endlich der Termin und wir mußten zur Kontrolle ins Spital. Muttermund war 2cm offen, aber ansonsten nichts Neues. Ich verschlief das ganze Wochenende, denn ich hoffte doch, es käme bald zur Geburt und ich wollte gerüstet sein. Am Montag, den 26.7.99 war den ganzen Tag meine Mutter bei mir und streichelte meine Seele, deshalb schlief ich an diesen Tag auch untertags nicht. Auch Ben kam am diesen Tag todmüde von der Arbeit, also legten wir uns zeitig nieder. Jedoch wir konnten nicht einschlafen. Erst um 22 Uhr nahm Ben seine Brille vom Gesicht, gab mir einen Gute-Nacht-Kuss und legte sich auf die Seite. Ich meinte noch: Jetzt wo wir beide so müde sind, wird uns unser Kind sicher einen Strich durch die Rechnung machen und HEUTE Nacht kommen. UND GENAUSO WAR ES DANN AUCH: Ich machte einen Punkt an diesen Satz und mir platze die Fruchtblase, sogleich hatte ich starke Wehen in einem Abstand von 3 Minuten. Na toll, das Bett war durchnäßt und ich wußte, jetzt müßte ich mit der Rettung eingeliefert werden und mir stünde ein Transport auf einer Trage vor – und das 4 Stockwerke entlang. Dabei war ich nicht mal sicher, ob ich nicht doch ungewollt eine Hausgeburt haben würde, denn die Wehen waren sehr massiv und ich atmete was das Zeug hielt.

Die Herren der Rettung waren wohl die Schwächsten, die ich je sah. Ben mußte mithelfen damit ich überhaupt in den Rettungswagen kam, denn alleine hätten die zwei das NIE geschafft. Endlich war ich im Wagen und die fuhren in einem Affentempo mit mir durch das nächtliche Wien, daß ich nicht wußte was mehr weh tat- meine Wehen oder jedes Schlagloch auf der Straße. Um 22:45h waren wir in der Klinik, ich lag nackt auf der Barre und wurde gleich in den Kreissaal geführt – Ben natürlich dabei. Muttermunduntersuchung ergab 3cm offen und schlimme Wehen – also machen wir mal einen Einlauf, denn mein Darm war von der Pizza, die ich 2 Tage zuvor gefuttert hatte, komplett zu.

2 Stunden später wollte ich eine PDA, denn ich fing an mich zu verkrampfen, außerdem warum sollte ich mich unnötig quälen? Bis der Kreuzstich aber saß verging noch mal 1 Stunde, denn insgesamt 4 Mal mußte ich gestochen werden, was aber nicht schmerzhaft war und die Wirkung war verblüffend. 10 Minuten nach der Spritze hatte ich das Gefühl ich läge halt im Bett und bekäme nebenbei ein Kind, denn bis auf ein winziges Ziehen hatte ich keine Schmerzen mehr und unterhielt mich mit Ben über Allerlei. Leider hielt die PDA nur 90 Minuten und dann waren die Wehen wieder heftigst da, also nachspritzen – Gott sei Dank war ein Katheder gelegt worden und nach weiteren 10 Minuten war alles wieder erträglich. Nun wollte ich aber auch ein bißchen auf und ab gehen und all die Positionen machen und probieren, die ich im Geburtsvorbereitungskursgelernt hatte, ABER durch die PDA war ich ans Bett gefesselt und an Schläuche befestigt, so daß ich nur neben dem Bett stehen konnte. Noch nicht mal das Bett umkreisen war möglich, denn dazu waren die Schläuche zu kurz.Ich motze herum, ich wolle mich bewegen, denn die Schwerkraft sollte doch gefälligst mithelfen. Also ließ sich die Hebamme erweichen und gab mir wenigstens den Pezziball, auf dem ich heftig auf dem Stand herumhopste – Ben saß hinter mir und paßte auf, das ich dabei nicht das Übergewicht verlor. Die meiste Zeit waren wir alleine im Zimmer, ab und zu kam die Hebamme und warf einen Blick auf mich und das CTG welches aber bis dahin okay war. Es war nun ca. 5 Uhr morgens und ich meinte zu Ben, unser Baby würde um 7h geboren.

Ich sollte recht behalten, wenn es auch anders ablieft als ich dachte. Langsam lies nun auch die PDA wieder nach und so rief ich vorsorglich nach der Hebamme. Plötzlich waren aber viele Leute im Zimmer. Ein Männchen in Grün (ein Chirurg in der sterilen Kleidung) kam herein und meinte: "SIE HABEN SICH NUN GENUG HERUMGEQUÄLT, das wird nichts mehr – wir werden das Kind holen". Ich fragte erstaunt, WARUM????????????? Ich meine, andere Frauen liegen 30 Stunden in den Wehen, warum sind bei mir 8 Stunden genug? Außerdem war zu diesem Zeitpunkt der Muttermund schon 8cm offen. Ich hörte immer nur, mein Junge kann nicht in das kleine Becken, denn sein Köpfchen liegt noch viel zu hoch und die Chancen, daß sich das ändert sind sehr gering. Ich fing am ganzen Körper zu zittern an, hatte meine Arme

und Beine nicht mehr unter Kontrolle, alles lief ab wie ein schlechter Film. Ich bestand aber darauf, daß Ben dabei sein dürfte, denn ich wußte ich werde bei der OP bei Bewußtsein sein, da ja die PDA meinen Unterbauch lahmlegte. Also bekam Ben auch ein grünes Gewand und saß nun hinter mir und sprach mir tröstliche Worte zu, die ich aber nur am Rande wahrnahm, denn ich war viel zu beschäftigt mit meinem Körper, der nur so vor sich hinzuckte und mit meinen Geburtserlebnis, welches mir gerade genommen wird.

Schon in der Schwangerschaft sagte ich Ben, er sollte sich, wenn das Baby geboren ist, sofort um unser Kind kümmern und NICHT um mich – egal was passiert. Also lief Ben nachdem unser Kind aus dem Bauch heraußen war aus dem OP und ließ mich alleine zurück. Ich lag auf diesen OP-Bett und hatte wirre Gedanken. Das Kind hat nicht geschrien – lebte er überhaupt???? Einerseits machte ich mir Sorgen, andererseits hätte ich schreien können vor Schmerzen, denn aus einem unerklärlichen Grund wirkte die PDA nicht so, wie sie sollte. Ich spürte genau, wie sie mir den Bauch aufschnitten, das Fleisch auseinander zerrten um das Baby rauszuholen. Ich sagte immer nur – ich hätte Schmerzen und man sollte mir doch bitte helfen. Keiner glaubte mir und so wurde ich bis zum Schluß ohne weiteres weiteroperiert, obwohl ich wimmerte und zitterte, daß mir schwarz vor Augen wurde. Ich dachte nur daran, das unser Kind wohl ohne Mutter aufwachsen müßte, denn ich würde im OP sterben. Irgendwann kam dann eine Hebamme und sagte mir, unser Kleiner wäre wohlauf und ich bin auch bald fertig und kann ihn sehen. Oh Mann, in diesem Moment war mir das soooooooo egal – schrecklich aber wahr.

Naja, ich habe die OP überlebt und kam dann, wieder an x Schläuchen angeschlossen, in den Kreissaal zurück, wo Ben schon mit einem weißen Bündel im Arm herumlief. Später erzählte mir Ben, ich wäre eine Stunde nicht ansprechbar gewesen, sondern trotz dem ich munter war, völlig weggetreten. Dann sah ich mal in Pascals Gesicht, der völlig wach und

interessiert in der Gegend herumsah. Ich vermisste das Gefühl der aufkeimenden Liebe.

Ich blickte nur in das Antlitz meines Sohnes und dachte: Aha, so sieht er also aus. Ach Gott, er sieht ja mir ähnlich, hat nicht die vielen dunklen Haare so wie Ben, wie ich es mir gewünscht hatte. Und auch jetzt erfuhr ich auch den Grund des Kaiserschnittes: Erstens hatte Pascal einen echten Nabelschnurknoten, der ihn den Sauerstoff abschnürte, sobald er mit den Köpfchen nach unten gerutscht ist, was die Hebamme auch auf dem CTG sah. Aber warum hat man mir das nicht gesagt?? Ich wurde operiert in dem Bewußtsein, meine Ärztin oder Hebamme hätte keine Lust mehr uns durch die Geburt zu begleiten, also schneiden wir die Frau einfach auf. Pascal wäre ohne der OP nicht gesund oder gar tot auf die Welt gekommen. UND, als wenn das nicht genug gewesen wäre, er hätte auch sonst nicht normal geboren werden, denn sein KOPF war einfach zu groß für mein Becken – 37cm. Und ist es jetzt das große Monsterbaby geworden, was alle sagten – NEIN: Er war 51 cm groß und wog 3640g , also absolut im Normalbereich.

Nach 3 Stunden kennenlernen, fuhr Ben kurz nach Hause und mein Junge kam ins Kinderzimmer und ich auf die Station. 1 Stunde später kam der Kinderarzt und sagte mir den ersten Befund unseres Kindes. Er ist gesund, hätte aber viel (grünes) Fruchtwasser geschluckt und es wäre ihm vorsorglich Blut abgenommen worden. WARUM? Weil ich in der 34.SSW Bakterien gehabt hätte (hat mir kein Mensch gesagt) und die Kinder dann

Anpassungsprobleme hätten, wenn sie diese Bakterien mitbekommen hätten. Sollte das so sein, müßte er für ein paar Tage auf die Intensivsäuglingsstation zur Überwachung. Ich ärgerte mich: So viel Unsinn wurde uns während der SW erzählt, aber daß bei einer Routine-Untersuchung Bakterien bei mir festgestellt wurden und das sie dem Baby wahrscheinlich schaden würden, nicht!!

Als Ben dann wieder kam, holte er unser Baby aus dem Kinderzimmer und koste es wie verrückt. Aber ich konnte mich nicht so richtig an dem Baby erfreuen. Klar war ich froh, daß er da war, daß alles gut gegangen ist, aber wo ist die Mutterliebe??? Meine Kaiserschnittnarbe schmerzte wie verrückt und meine miesen Gedanken machten mir fast noch mehr zu schaffen – das kann doch nicht schon der Baby-Blues sein? Die

Wochenbettdepression, von der ich schon so viel gehört und gelesen hatte??

Am Abend kam die Nacht-Kinderschwester zu mir und fragte mich, ob ich den Kleinen zum stillen haben möchte. Na klar, sie soll ihn bringen, denn die Vormilch soll doch so gesund sein und außerdem muß und will ich mich ja an mein Kind gewöhnen. Die Nacht im Spital war heiß und stickig. Ich schlief die ganze Nacht keine Minute, war von der Geburt noch völlig aufgedreht und sah ständig auf die Uhr. Um 5 Uhr morgens hielt ich es nicht mehr aus – WO ist mein Kind?? Die Schwester hatte mein Baby nicht gebracht. Als ich rausging, kam sie mir schon entgegen: Unser Kind hätte die Bakterien doch abbekommen und läge nun einen Stock tiefer auf der Intensivstation. Ich dachte, ich höre schlecht. Für eine Infusion wird man locker in der Nacht im Spital geweckt, aber wenn sie dir dein Kind wegnehmen nicht ?????

Ich zog mir einen Morgenmantel über und ging, so schnell es ging, zu meinen Baby. Er lag friedlich da und schlief. Auch an seinen Körper Schläuche und kleine Pflaster, die die Saugnäpfe an seinem Körper festhielten. Ich hätte heulen können. Die Ärzte beruhigten mich und meinten nur, das wird in diesem Spital routinemäßig gemacht und es wäre kein Weltuntergang. Na für die nicht, aber für mich. Alle im Zimmer hatten ihr Baby den ganzen Tag - und ich? Ich fuhr immer mit dem Rollstuhl in den 1.Stock um mein Baby zu besuchen. Glücklicherweise hat sich Pascal gut gemacht und ich bekam ihn 4 Tage später wieder auf die Station und somit zu mir. Ich freute mich – ja? Aber meine Glücksgefühle waren sehr unterkühlt und ich wußte nicht, wie ich dieses Gefühl beschreiben sollte und wem ich es erzählen konnte.

Am 7.Tag durften wir nach Hause, obwohl ich Fieber bekam und nun mit Tabletten gefüttert wurde, da sich meine Gebärmutter nicht zurückbildete. Aber ich wollte nach Hause, denn Tabletten schlucken konnte ich auch daheim. Der erste Tag mit Pascal zu Hause war ein Alptraum, denn der Kleine hatte auch 7 Tage lang Antibiotika bekommen, wegen der verdammten Bakterien. Auf die wiederum reagieren so kleine Kinder mit Blähungen und er schrie 8 Stunden am Stück. Obwohl auch Ben zu Hause war, fühlte ich mich völlig überfordert. Das Fieber machte mir bei den ohnehin schon heißen Temperaturen sehr zu schaffen, die Narbe schmerzte wie verrückt und unser Kind schrie wie am Spieß. Ich war immer froh, wenn Ben ihn nahm und ertappte mich bei sonderbaren Gedanken. Sowas wie: Warum wollte ich denn überhaupt ein Kind? Ach, wenn ich es nur rückgängig machen könnte? Usw. usw. Keine Liebe für ihn? Schrecklich Tage standen mir noch bevor in dieser Hinsicht. Ich ertappte mich dabei, Hass zu empfinden wenn er mich in der Nacht aufweckte und bekam Schweißausbrüche wenn ich ihn nehmen mußte. Erst als ich mal mit meiner Mutter darüber redete, heulte ich eine Runde – und DAS war wirklich befreiend. Bis wirklich sowas wie Mutterliebe einschoß, dauerte es 3 Wochen. Mittlerweile ist er 4 Wochen alt und zur Zeit (für ein paar Stunden) ist er bei meiner Mutter auf Besuch – und er fehlt mir.

Ich habe auch lange gebraucht, um diese Geburt zu verdauen.

Bella

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Dein Kommentar

Du kannst jetzt schreiben und Dich später registrieren. Wenn Du ein Konto hast, melde Dich jetzt an, um unter Deinem Benutzernamen zu schreiben.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Nur 75 Emojis sind erlaubt.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.

  • Wer ist Online   0 Benutzer

    • Keine registrierten Benutzer online.
  • Seit 1997 helfen wir den Müttern,

    ❤️ Hallo ❤️

    Es scheint, dass Dir unser Forum gefällt, aber du bist noch nicht angemeldet.

    Wenn du ein Konto eröffnest merken wir uns deinen Lesefortschritt und bringen dich dorthin zurück. Zudem können wir dich per E-Mail über neue Beiträge informieren, falls Du es willst. Dadurch verpasst du nichts mehr. Du wirst merken, dass die Diskussionen hier viel tiefer gehen und Du längere Beiträge zu einem Thema lesen kannst. Auch kommst Du in verschlossene Bereiche rein und kannst die Clubs besuchen. Diese Themen verschwinden auch nicht und DU entscheidest, was Du lesen willst und kein Algorithmus.

    Falls Du übrigens keine Email von uns bekommst, schau im Spam Bereich nach oder nimm Kontakt mit uns über das Kontaktformular auf.
    Es kann 24h dauern bis wir dich freischalten. Du musst Deine Email bestätigen, sonst dürfen wir Dich nicht in das Forum lassen.

    Wenn Du schon ein Benutzerkonto hast, melde Dich bitte mit Deiner Email an, um mit Deinem Konto zu schreiben und echte Freundinnen zu finden.

  • Diese Seite empfehlen

    Dir gefällt Adeba - Dein Familienforum? Empfehle die Seite weiter!
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Wir haben Cookies auf Deinem Gerät platziert. Das hilft uns diese Webseite zu verbessern. Du kannst die Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass Du damit einverstanden bist, weiterzumachen.