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Geburt von Felix

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Freesurfer

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Nach einer problemlosen Schwangerschaft sah ich auch der bevorstehenden Geburt relativ gelassen entgegen. Einziges Handicap war, meine Schwester ist schwer behindert, was vor allem auf Sauerstoffmangel während ihrer Geburt (allerdings schon über 30 Jahre zurück, damals eine Hausgeburt) zurückzuführen war. Aus diesem Grund hatte mich meine Mutter schon "geimpft", ich sollte nur ja nichts riskieren und bei eventuellen Komplikationen auf einen Kaiserschnitt bestehen.

Einen Tag vor dem errechneten Geburtstermin war morgens etwas Schleim aufgetreten - aha die ersten Anzeichen, dachte ich mir. Abends begannen dann die Wehen, eigentlich gleich alle 5 bis 6 Minuten, dauerten allerdings nur ca. 45 sekunden. Aufgrund der Regelmäßigkeit fuhren wir gegen 23 Uhr ins KH, wo festgestellt wurde, Muttermund 1 cm offen. Die Hebamme schlug vor, wir sollten ca. 1 Stunde spazieren gehen und dann würde sie nochmals nachsehen. Danach war er 1,5 cm offen, obwohl ich alle 4 bis 5 Minuten Wehen hatte. Also fuhren wir wieder nach Hause, denn für den Kreißsaal war es eindeutig noch zu früh und ich dachte, ich würde mich zuhause besser entspannen können als in einem KH-Zimmer.

Am nächsten Morgen standen wir allerdings wieder in der Aufnahme, ich hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Ich wurde schließlich von einer netten Hebamme aufgenommen und sie schlug mir ein entspannendes Bad vor. Die Wehen traten immer im selben Abstand auf, sie waren nicht unerträglich, aber auf Dauer doch ziemlich

erschöpfend. Gegen 11 Uhr stach ein Arzt die Fruchtblase auf um alles etwas anzukurbeln. Und siehe da, es ging wirklich etwas weiter, die Wehen wurden nun auch intensiver und länger. Gegen 16 Uhr verspürte ich dann schon einen Drang zu pressen, durfte aber noch nicht, da der Muttermund noch immer nicht ganz auf war. Außerdem stellte der Arzt fest, daß mein Baby im Begriff war, "verkehrt rotiert" ins Becken einzutreten, das heißt es wollte mit dem Gesicht nach oben auf die Welt kommen. Indem ich Seitenlage einnahm wollten sie dies verhindern, da der Kopfumfang verkehrt rotiert ja etwas größer ist. Allerdings hatte mein Felix damals schon seinen Kopf. Schließlich durfte ich pressen, hatte aber nicht mehr sehr viel Kraft, außerdem setzten jetzt die Wehen aus. Mittels Kristellern - jemand drückt von oben auf den Bauch, wollte man mir helfen. Es ging aber kaum mehr vorwärts.

Schließlich bot mir ein neu dazugekommener Arzt die Saugglocke an. Mein Parnter und ich lehnten zuerst ab, wir dachten auch an die Worte meiner Mutter. Der Arzt meinte, er könne auch einen Kaiserschnitt machen, allerdings glaube er ihn mir ersparen zu können, da das Baby nur noch wenig von der Welt trennte und die Saugglocke halt doch kein so starker Eingriff wäre. Also stimmten wir zu, nachdem uns versichert wurde daß es dem Baby laut CTG noch ganz gut ging. Und dann kamen die furchtbarsten Minuten meines bisherigen Lebens.

Beim nächsten Pressen zog der Arzt unten an, oben drückte auch jemand mit und ich drückte auch so gut es noch ging. Doch dann ging das Vacuum ab und alles war in heller Aufregung. Mein Partner und ich wußten ja zu dem Moment gar nicht was genau passiert war, wir sahen nur wie Blut spritzte und das ganze Personal - mittlerweile waren glaube ich fünf oder sechs im Kreißsaal, es war wohl nicht viel los an jenem Abend - eilte hektisch umher. Ich machte die Augen zu und hörte nur noch meine Hebamme wie sie sagte, "Sie müssen auf die andere Liege". Dann wurde ich aus dem Kreißsaal in den Lift und dann in den OP geschoben. Alles ging total schnell und trotzdem kam mir vor es vergingen Stunden. Ich hatte eine Riesenangst, daß mein Baby nicht mehr genug Luft bekommen würde.

Als ich aufwachte war es ca. 21 Uhr und mein Partner war neben mir. Er sagte mir daß wir einen Buben hätten und daß er ihn schon gesehen hätte und er wolle noch ein Foto machen und es mir dann bringen. Unser Felix war aufgrund des Geburtsstreß und den "Anpassungsschwierigkeiten" nämlich auf der Neonatologie zur Kontrolle untergebracht. Auf dem Foto war er aber ganz süß, er hatte allerdings erkennbar einen roten Fleck auf der Stirn, wie mir die Ärzte später erklärten, war er da an meiner Schambeinfuge angestanden und trotz Saugglocke nicht vorbeigekommen. Mein Partner hatte allerdings aus Rücksicht auf mich, unseren Felix sehr vorteilhaft fotografiert, die Geburtsgeschwulst und das Saugglockenmal auf dem Kopf habe ich erst am nächsten Tag gesehen. Die Hebamme und die Ärztin kamen auch noch vorbei und sagten mir daß alles gut gegangen sei. Auch diese Nacht habe ich kaum geschlafen, zuviele Gedanken kreisten in meinem Kopf herum. Würde mein Baby wirklich gesund sein ? Am nächsten Morgen kam ich dann auf die Wächnerinnenstation und da war ich dann ziemlich down, hatten doch alle Muttis ihre Babys und wickelten und stillten sie und ich hatte meinen Felix noch nicht einmal gesehen. Am Nachmittag kam dann endlich mein Partner und schob mich auf die Neonatologie und ich konnte meinen Sohn endlich im Arm halten.

Das Stillen funktionierte dann auch problemlos obwohl ich anfangs noch darauf angewiesen war, daß mich jemand zu Felix auf die Neo schob oder ich pumpte meine anfangs noch spärlichen Tropfen ab und ließ sie rüberschicken. Nach drei Tagen Beobachtung durfte Felix endlich auf die normale Neugeborenenstation und es ging auch mir jeden Tag besser und nach einer Woche durften wir nach Hause. Das dramatische Geburtsfinale hat also GOTT SEI DANK noch ein gutes Ende genommen denn unser Felix hat alle Untersuchungen als völlig gesund bestanden und jetzt - 10 Wochen später - ist er schon so interessiert und lächelt ganz entzückend.

Wenn Ärzte von den Risken eines Kaiserschnitts sprechen (Thrombosen, Narkoseprobleme...) muß ich dem allerdings entgegenhalten, daß die Risken sicher minimiert werden könnten, wenn nicht so viele Notkaiserschnitte gemacht werden müßten, wo man kaum Vorbereitungszeit hat. Auf der anderen Seite bin ich sehr froh, in einem relativ großen KH gewesen zu sein, denn wenn ich erst 15 Minuten auf den Bereitschaftsanästhesisten warten hätte müssen, wie in manchen kleineren KH, wage ich gar nicht weiterzudenken.

Anna

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