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Geburt von Oliver am 30.03.1998

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Freesurfer

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Da bei mir ab ca. der 26 SSW Gestose diagnostiziert wurde, habe ich mich schon mal seelisch und gedanklich auf etwaige Komplikationen eingestellt. In der 28. SSW kam ich das erste Mal ins Krankenhaus, da mein Blutdruck jenseits von Gut und Böse war. Da wurde ich auch zum ersten Mal mit dem Thema Kaiserschnitt konfrontiert, da mein Sohn in Beckenendlage lag. Das Krankenhaus konnte ich nach gelungener Medikation verlassen und ich wurde für den Rest der Schwangerschaft krankgeschrieben. Auch hoffte ich, daß mein lieber Herr Sohn sich doch noch in den zu erwartenden 12 Wochen drehen wird. Leider weit gefehlt!

Die folgenden Wochen verliefen auch schön faul, denn ich sollte ja ruhen. Geburtstermin war der 25. April 1998, also dachten wir uns nichts dabei, als mein Mann ab 27. März auf Dienstreise in Kassel war (wir wohnen in Berlin). Am Abend des 27.3. sah ich das erste Mal in meiner Schwangerschaft Blut und Schleim abgehen. Also Handbuch gezückt und dort erfahren, daß der Pfropf, der den Muttermund verschließt abgegangen ist. Ok, denke ich, bei einer Erstgeburt dauert sowieso alles Tage, außerdem hatten wir doch am 30. März um 13:30 Uhr einen Termin zum Gespräch im Krankenhaus, ob wir unseren Sohn im Bauch noch in die vorgeschriebene Geburtsposition wenden lassen können.

Also blieb ich cool. Als ich am 28. März mit Matthias (meinem Mann) telefonierte, war er nicht ganz so cool, denn er wollte auf jeden Fall bei

der Geburt dabei sein! Er hatte es dann auch geschafft.

Am 30. März 1998 rekelte ich mich morgens noch gemütlich im Bett und Matthias telefonierte gerade mit dem Büro, um Bescheid zu geben, daß wir ja zum Babywenden mittags in Krankenhaus fahren wollen und er einen Gleitzeittag nehmen wird. Nachdem ich auf dem Klo war und es mir gerade mit einem Buch im Bett bequem machen wollte, merkte ich mal wieder meinen Sohn im Bauch rappeln und dann gab es einen riesigen Schwall. Mein Bett stand unter Fruchtwasser! Ich war mir sicher, daß es Fruchtwasser war, denn es lief mir die Beine runter! Also klemmte ich mir ein Gästehandtuch zwischen die Beine, das ich nach 10 Minuten auswringen konnte und legte mich auf mehrere unsere

dicken Badehandtücher. Es war 10:15 Uhr. Jetzt war ich doch ganz schön aufgeregt! Ich meinte nur, daß Matthias sich erstmal im Bad fertig machen sollte, denn es könnte noch ein langer Tag werden. Nachdem er im Bad fertig war, schaffte ich es noch, mir die Zähne zu putzen und irgendwas anstelle des Nachthemdes überzuziehen. Matthias meinte noch, daß wir die Feuerwehr holen sollten, da wir nicht wußten, was mit der Nabelschnur ist.

Ich gestehe, daß ich hier verantwortungslos gehandelt habe und auch niemals wieder so handeln werde, wie ich gehandelt habe! Bitte nicht nachahmen!!!

Wir sind mit Matthias alten Polo ins Krankenhaus gefahren (Fahrtzeit ca. 20 Minuten) und ich tränkte den Beifahrersitz mit Fruchtwasser. während er nach einem Parkplatz suchte bequemte ich mich zu den Kreißräumen. Mir öffnete auf mein Klingeln Larissa, die Hebamme von unserem Geburtsvorbereitungskurs, die bei mir auch die Nachbetreuung machte. Natürlich rügte sie mich sofort, daß ich nicht liegend ins Krankenhaus kam! Da war um 11:15 Uhr.

(Die einzige Ausrede, die ich mir gegenüber habe, ist die, ich habe ca. 40 kg Übergewicht und wir wohnen im 2. Stock ohne Fahrstuhl. Ich wollte keine ächzenden Männer in dieser Situation um mich haben, es wäre mir zu peinlich. Außerdem war ich ja irgendwie "undicht".)

Jetzt ging es zum CTG, und Larissa bemühte sich, meinen Sohn zu wecken. Er war aber von ihren Bemühungen wenig beeintruckt. Wehen hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Bei der Untersuchung mit Ultraschall stand fest, unser Sohn liegt bequem mit dem Po unten. Ich entschloß mich spontan zum Kaiserschnitt, da eigentlich fast ideale Voraussetzungen vorlagen. Ich war nüchtern und hatte kurz vor dem Blasensprung Stuhlgang!. Also wurde ich in einen Kreißraum geschoben um für die OP vorbereitet zu werde. Während so einige Ärzte und Larissa an mir rummachten (Blasenkatheter setzten, rasieren, Kanüle setzen, Wehenhemmer geben etc.), konnte ich schon mal per Telefon meine Familie (Eltern und Schwiegereltern) informieren. Es war 12:30 Uhr. Matthias setzte freundlicherweise für das Team Kaffee auf und kam mit dem Gebäck vorbei, das für die werdenden Väter bereitgestellt war. Außer uns war an diesem Montagvormittag keiner weiter, also kamen verschiedene Ärzte mal vorbei. Einer der Geburtshelfer wollte mich doch noch von einer natürlichen Geburt überzeugen, wurde aber von Larissa fast aus dem Raum geschmissen. Wir sollten nicht verunsichert werden und das fand ich ganz gut von ihr.

Der nette Anästhesist setzte mir die PDA und prüfte alle 15 Minuten, ob sie schon wirkte. Es war 13:20 Uhr. Matthias verhandelte jetzt mit den Ärzten, die unseren Sohn holen sollten, das er mit in den OP wollte. Das wurde zu seinem Bedauern abgelehnt. Ich habe es auch erst bedauert, dann wurde es aber so nett, daß ich ihn gar nicht vermisste. Nachdem die PDA wirkte wurde mir übel. Eine etwas seitliche Lagerung brachte mir Linderung, denn es wurde irgendeine Vene abgedrückt. Und dann ging es in den OP! (13:45 Uhr).

Kein OP ist hübsch. Ich frage mich, wer die Fliesen aussuchen darf. Schlimmer als 60er Jahre Schwimmhalle. Dafür war das OP-Team toll drauf. Mir wurde der Bauch eingepinselt und dann mit verschiedenen Tüchern bedeckt. Zum Schluß wurde mir ein Sichtschutz vor die Brust gehängt, sodaß ich das weitere Treiben auf der anderen Seite meines Körpers jetzt nicht mehr beobachten konnte. Aber Frau kann Fragen. Leider fielen die Antworten auf der anderen Seite des Vorhangs recht spärlich aus. OK, sie sollen sich ja auch konzentrieren, also mußten mir der an meinem Kopfende sitzende Anästhesist und OP-Pfleger Rede und Antwort stehen. Da ich an der Gestose erkrankt war, interessierten mich auch die regelmäßigen Blutdruckmessungen. Der Anästhesist bereitete mich auf die Geburt meines Sohnes so vor: "Wenn ich jetzt sage, dann atmen Sie in den Bauch, wie Sie es bei der Geburtsvorbereitung gelernt haben." Und weiter: "Sie hören es, wenn das Kind geboren ist, dann quietscht es." Das mußte er mir doch noch näher erklären. Er meinte, das der erste Schrei eines Neugeborenen beim Kaiserschnitt eher

einem Quietschen gleichkäme, als einem Schrei. Ich muß gestehen, das er Recht hatte, denn Oliver quietschte wirklich als er um 14:08 Uhr aus seiner gemütlichen Höhle gezerrt wurde. Nachdem er abgenabelt war, wurde er von Larissa in Tücher gewickelt, mir kurz an meine Schläfe gehalten und sofort zum wartenden Kinderarzt und Matthias gebracht.

Die restliche Zeit vertrieben der Anästhesist, der OP-Pfleger und ich mit der Diskussion über Windows95 und NT, während die beiden operierenden Ärzte und weiteres ( mir nicht sichtbares) OP-Personal mich untenrum versorgten, sprich wieder zunähten. Um 14:50 Uhr wurde ich aus dem OP geschoben und bekam meinen süßen Sohn in die Arme. Hier stellten wir fest, daß wir den Fotoapparat zu Hause vergessen hatten! Zum Glück spendiert das Krankenhaus zwei Polaroidaufnahmen. Oliver an meiner Brust saugend, ca. eine Stunde alt. (Vielleicht finde ich das gescannte Bild noch!)

Oliver war lt. Kinderarzt gut in Schuß, wie mir Matthias erzählte. Nur etwas klein (2640 g und 49 cm). Irgendwann am späteren Nachmittag kam ich dann auf die Wöchnerinnenstation. Gegen die einsetzenden Schmerzen wurde noch 2x eine leichtere PDA nachgespritzt, das letzte Mal gegen 22:00 Uhr. Ich benötigte dann glücklicherweise keine weiteren Schmerzmittel.

Natürlich hatte ich Wundschmerzen und Nachwehen. Davon hat mir übrigens auch keiner vorher erzählt! Mensch, waren die unangenehm! Am nächsten morgen standen zwei fröhlichen Krankengymnastinnen an meinem Bett und eröffneten mir, daß ich mich jetzt aus meinem Bett erheben werde! Erst dachte ich an einen dummen Scherz, aber es war wahr. Dank ihrer Unterstützung konnte ich mich mühselig erheben und sie gaben mir Tips, wie ich den brennenden Wundschmerz besser vermeiden konnte. Aufgrund der Tatsache, daß ich mich zum Aufstehen zwang, konnte mir der Blasenkatheter am Nachmittag entfernt werden, da ich es mit Hilfe einer Schwester zur Toilette schaffte. Um 21:00

Uhr lief ich zur Verwunderung der Stationsschwester zum Säuglingszimmer, um dort mit der Säuglingsschwester über das Stillen, meinem Sohn etc. zu reden.

Oliver konnte ich also schon vom zweiten Abend an versorgen, was ich auch tat. Außer einem leichten Brennen der Narbe hatte ich keine weiteren Beschwerden. Sorgen machte mir dafür Oliver. Ich wollte so gerne stillen, aber es kam kaum Milch. So mußte ich sehen, wie Oliver immer mehr abnahm. Am schlimmsten war die Nacht vom 2. zum 3.April 98. Der ersehnte Micheinschuß kam nicht und ich wurde immer unglücklicher. Versagensängste machten mir zu schaffen und die Angst um Oliver. Er wog nur noch 2350 g!

Am nächsten Morgen habe ich gleich mit der Kinderärztin gesprochen und seitdem habe ich Oliver erst angelegt und dann durfte er sich noch mit Pre-Nahrung sattessen. Ich war über jedes Gramm, das er mehr auf die Waage brachte wahnsinnig glücklich.

Eine große Hilfe waren mir dabei meine Mutter und meine Großmutter. Sie trösteten mich, denn meine Mutter hatte bei mir und meinem Bruder auch nicht genug Milch und meine Großmutter konnte ihre beiden älteren Söhne auch nicht an der Brust satt bekommen. Erst bei meiner Mutter hatte sie so viel Milch, daß sie noch ein weiteres Baby versorgen konnte. Weniger trostvoll war dagegen meine Schwiegermutter, die mir laufend von ihrer guten Milch und dem nimmersatten, dicken Matthias berichtete.

Eigentlich wird man nach 9 Tagen aus dem Krankenhaus entlassen und ich freute mich auch schon auf unser zu Hause. Leichte Befürchtungen hatte ich noch wegen Oliver, da er sehr langsam zunahm und zu den Mahlzeiten immer geweckt werden mußte. Aber es kam ganz anderes.

Ostern mußten wir dann doch noch im Krankenhaus verbringen, denn nicht Oliver war das Problem, sondern meine Narbe. Es hat sich innerhalb der Narbe Wundsekret gebildet und eine leichte Entzündung war entstanden. Für mich unfaßbar, da ich keinerlei Beschwerden hatte. So kam es, daß wir erst nach 15 Tage aus dem Krankenhaus entlassen wurden. Ich nutzte diese Zeit, um möglichst viele Fragen zur Säuglingspflege zu stellen.

Zu Hause angekommen, brauchten Oliver und ich ca. 8 Wochen, bis wir unseren Rhythmus gefunden hatten und seitdem sind wir ein super eingespieltes Team.

Auch im nachhinein empfand ich die Geburt mit Kaiserschnitt als angenehm. Doch habe ich noch heute ab und zu ein schlechtes Gewissen, da ich nie richtige Wehen ertragen mußte. Ich bin gespannt, auf welchem Weg unser zweites Kind Ende Dezember auf die Welt kommen wird.

Fazit: Keine Panik vor dem Kaiserschnitt!

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