Ich bin zwar nicht selbst adoptiert, aber meine Mutter.
Ich habe das erst erfahren, als ich 20 war, sie noch später mit 26. Aber sie hat es wohl schon geahnt. Als sie ihr Staatsexamen machte, brauchte sie ihre Geburtsurkunde und sagte meinen Großeltern am Telefon, dass sie die Papiere auch gleich direkt zur Uni schicken könnten. Da haben sie wohl gemerkt, dass meine Mutter den Braten eh schon gerochen hatten und haben sie beim nächsten Wochenendbesuch zu hause über alles aufgeklärt: Ihre Mutter war ein junges, unverheiratetes Mädchen, dass sich kurz nach dem Krieg mit einem Soldaten eingelassen hatte. Der war inzwischen natürlich über alle Berge. Die leibliche Mutter wollte auch gar keinen Kontakt mehr, aber als meine Mutter klein war, waren sie mit ihr noch öfter bei der Oma zu besuch.
Meine Mutter hat und hatte nach eigenen Angaben nie den Wunsch, ihre biologische Mutter kennenzulernen, obwohl sie wohl nur 30 Kilometer entfernt lebt. (falls sie noch lebt) Sie meint, vielleicht würde sie sich dann fühlen, als hätte sie meine Großeltern verraten.
Ich glaube nicht, dass sie eine bessere und liebevollere Familie hätte haben könne oder ich bessere Großeltern.
Deshalb kann ich auch immer nur den Kopf schütteln, wenn Leute erzählen, dass sie nach einem Kaiserschnitt oder ohne Stillen mit dem Kind nicht "bonden" könnten. Solche oberflächlichen biologischen Geschichten sind so unwichtig wie nur was.