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olli0815

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  1. Was falsche Erziehung anrichten kann, sieht man bei mir. Da ich lange Zeit nicht darüber sprechen konnte hab ich es mal auf geschrieben. Ich entschuldige mich gleich im voraus, dass es so lang geworden ist, war aber nicht anders möglich. Evtl. ist das auch nicht der richtige Ort hier für so eine Geschichte, aber ich finde Eltern sollten wissen, was sie mit ihrem Verhalten bei Kindern anrichten können und was das für Auswirkunen das ganze Leben über haben kann. Ich kann heute nicht mehr sagen wie lange das alles ging, wann es genau anfing. das sind aber die Erinnerungen die mir geblieben sind und mit denen ich heute im Alter von fast 40 noch kämpfe. Also hier meine Geschichte. Flammen, über Flammen. Feuer, alles brennt. Augen die mich hilflos anstarrten, bevor sie endgültig von der Hitze geschmolzen für immer verschwanden. Ein Ereignis das mich seit Kindertagen immer wieder heimsucht. Es läuft immer wieder vor meinen Augen ab. Ein Alptraum, er kommt wieder häufiger. Die letzten Jahre nur ab und zu, in letzter Zeit immer öfters. Nun auch schon tagsüber wenn ich wach bin. Ich werde diese brennenden Augen nie vergessen können und die Frage nach dem „Warum.“ Warum konnte ich das nicht verhindern? Was habe ich falsch gemacht? Heute, etwa 32 Jahre nach diesem für mich traumatischen Erlebnis ist diese Erinnerung an diesen Moment so deutlich wie damals. Pure Verzweiflung und Hilflosigkeit, die Unfähigkeit etwas dagegen zu unternehmen, unfähig. Verzweifelt, hilflos und unfähig etwas richtig zu machen, Eigenschaften die mir bis heute geblieben sind. So sitze ich nun vor den Scherben meines Lebens. Wie es dazu kam? An Jahreszahlen kann ich mich nicht erinnern, nur an eine Zeit wo sich alles änderte. Es muss so im Alter von 8 Jahren gewesen sein, einige Zeit nach diesem tragischen Tag an den ich immer wieder erinnert werde. Ich war noch ein Kind, ca. 9 Jahre alt als es anfing. Bis dahin würde ich behaupten hatte ich eigentlich eine glückliche Kindheit. Ich hatte Familie, Freunde ein intaktes Zuhause. Das intakte Zuhause hatte sich dann aber bald verabschiedet. Mein Vater fing an Regelverstöße mit Schlägen zu bestrafen. Mag sein das die eine oder andere Schandtat dies noch rechtfertigte, bald wurden Schläge aber für alles eingesetzt. Ein nicht aufgeräumtes Zimmer, schlechte Schulnoten, ein nicht schnell genug reagieren meinerseits auf einen Auftrag. Was auch immer. Mein Schreibtisch flog durch den Gang und alles auf ihm lag dazu. Er war nicht aufgeräumt, nicht sauber genug für meinen Vater. Sein Jähzorn kam hervor, dass musste erst der Schreibtisch ausbaden, dann ich. Es war jeden Tag von Montag bis Freitag das gleiche Spiel. Punkt 18 Uhr hörte ich die Haustür und die Angst in mir kam hervor. Die Nackenhaare fingen an sich zu sträuben und ein eiskalter Schauer fuhr mir über den Rücken. Es war nicht nur Angst, es war Panik was das Geräusch der Haustür in mir auslöste, denn es bedeutete mein Vater kam von der Arbeit. Für mich brach die Hölle los, meistens auf jeden Fall, in meiner Erinnerung wohl täglich. Er hatte wohl auch Tage mit guter Laune, es flog auf jeden Fall nichts durch die Gegend und ich wähnte mich schon in Sicherheit, da kam ihm die Idee mich das Einmaleins abzufragen. Das konnte nur schief gehen. In Rechnen eh nicht der Beste und mit vor Angst schlotternden Knien vor ihm stehend beantwortete ich die Aufgaben die er mir stellte. Es kam was kommen musste, ein Fehler. Acht mal sieben? Ich weiß meine Antwort nicht mehr, nur das sie nicht 56 war, mein Verhängnis. Wusch, volle Breitseite. Wo meine Mutter war? Arbeiten. Sie musste arbeiten, weil wir das Geld brauchten. Mein Vater hatte seinen Jähzorn auch außerhalb der eigenen vier Wände nicht unter Kontrolle. Schmerzensgeld konnte auch damals schon sehr hoch ausfallen. Trotz allem war ich immer noch ein in Anführungszeichen glückliches Kind. Ich spielte Fußball im Verein, ich hatte Freunde und einen besten Freund mit dem ich fast täglich zusammen war und dies seit dem Kindergarten. So blieb mir die Zeit wenigstens tagsüber bis 18 Uhr ein glückliches Kind zu sein, weil ich einen Ort hatte wo ich Kind sein konnte. Es hat mich auch nicht gestört, dass mein Vater nie bei meinen Fußball spielen dabei war. Es ist mir damals auch nicht aufgefallen oder ich war nicht unglücklich darüber. Erst heute denke ich darüber nach, dass immer nur die Väter der anderen Kinder am Rand des Spielfeldes standen, aber meiner nie. Aber wie gesagt, war ich darüber nicht sehr traurig, um nicht zusagen eigentlich froh. Ich hätte wohl seinen Ansprüchen eh nicht genügt. So genoss ich die Zeit die mir unter der Woche blieb und an den Wochenenden wo ich ihn nicht sah. Flossen am Anfang noch Tränen, bin ich mit der Zeit abgestumpft, lies es über mich ergehen. Mein Wille war schon lange gebrochen. Nur Nachts und wenn ich alleine war kamen die Tränen wieder und die Frage was habe ich falsch gemacht und der Gedanke das ich es wohl verdient habe weil ich nichts Wert bin, nichts tauge. So vergingen die Jahre, die Schulnoten sind natürlich immer schlechter geworden. Bei den Lehrern und allen anderen galt ich einfach nur als faul. Für was sollte ich mich anstrengen? Alles was ich machte war doch eh nicht gut genug, war doch eh falsch. Ich kann nichts richtig machen. Trotzdem schaffte ich es ohne Ehrenrunde bis in die siebte Klasse. Da schlug dann die Pubertät bei mir zu, wie es schlimmer nicht sein konnte. Akne und dies in einem Ausmaß, dass man hier nicht nur von Pickeln sprechen kann, oder es nur viele davon waren, das ganze Gesicht war gezeichnet. Es war teilweise so schlimm, dass ich Entzündungen in der Größenordnung von Höhe der Ohren bis zum Kinn hatte. Das veränderte wieder alles. Schlagartig hatte ich keine Freunde mehr, nur mein Bester Freund ist mir geblieben. Somit war ich in der Schule zu Abschuss freigegeben. Beleidigungen und Schläge standen auf der Tagesordnung. Schläge, schon wieder Schläge. Der Fähigkeit mich zu wären schon durch die Erlebnisse zu Hause beraubt lies ich auch das über mich ergehen. Einstecken, alles einstecken was kam. Ich war Schläge gewohnt, das war nicht das was mich dabei so traf, sondern die Tatsache, dass ich wieder einen Ort weniger hatte wo ich mich sicher, wo ich mich als Kind fühlen konnte. Nur wieder Nachts oder wenn ich alleine war kamen wieder die Tränen und ich fragte mich wieder, was habe ich falsch gemacht? Die Zeit in der ich mich wohl fühlte verkürzte sich auf Schultage zwischen dem Moment als ich aus der Reichweite der anderen Schulkinder war und 18 Uhr abends, also knappe fünf Stunden. Diese fünf Stunden waren mein Paradies, die ich mit meinem letzten noch gebliebenen Freund verbrachte. Dies hielt allerdings nicht mehr lange. Es war einfach „uncool“ sich mit mir abzugeben. Mein Bester Freund, es kamen von ihm keine Beleidigungen, oder ähnliches, aber es zog sich von mir zurück. Hatte nun keine Zeit mehr für mich. Jetzt war ich am Boden. Das konnte ich nicht einfach wegstecken, mein letzter Zufluchtsort, meine einzige Rückzugsgelgenheit war verschwunden, genau wie die Augen die mich damals hilflos aus dem Feuer anstarrten. Jetzt wurde mir schlagartig klar, dass ich alleine bin, das ich nichts wert bin. Klar, ich hatte eine jüngere Schwester, eine Mutter aber keinen Ort an dem ich mich wohl fühlen konnte, keine Freunde. Alles was mir geblieben war, war der Spießrutenlauf in der Schule, das Geräusch der Haustüre das mich so in Panik versetzte und die fünf Stunden die ich tagsüber nun völlig alleine war. Spätestens an diesem Punkt endete meine Kindheit. Dieses Jahr war auch daheim am schlimmsten, da meine Mutter die Scheidung eingereicht hatte. Bis das Trennungsjahr vorbei war, lebte mein Vater aber immer noch bei uns in der Wohnung. An wem er seine Wut und seinen Jähzorn ausgelassen hatte, brauche ich wohl nicht nochmals zu erwähnen. Aber auch das ging vorbei, genauso wie die Schulzeit. Meine schulischen Leistungen wurden zwar erheblich besser und ich schaffte sogar meinen Schulabschluss. Als faul galt ich aber noch immer. Das war mir allerdings auch ganz recht, denn von mir wurde nichts mehr erwartet. Ich musste keine Leistungen mehr zeigen, keine Verantwortung mehr tragen. Als Faul zu gelten ist allemal besser als das man mir auch noch sagt, dass ich unfähig bin und zu nichts tauge. Das habe ich mir ja schon selbst überzeugt, da wollte ich es nicht auch noch von anderen hören. Die letzten Jahre in der Schule habe ich so getan als könnten die Beleidigungen und Schläge mir nichts anhaben, zu Hause tat ich so, als wäre alles in Ordnung, als wäre ich glücklich. Ich dachte mir, ich müsse eine Fassade um mich bauen, eine Mauer die nicht zulässt, dass andere sehen dass ich nichts richtig machen kann, nichts wert bin, dass niemand an mich ran kommt. Wenn ich niemanden an mich ran lasse, kann mich auch niemand verletzten. So verging meine Kindheit. Mein Vater war ausgezogen, die Schulzeit ging vorbei, die Auswirkungen der Akne waren nach drei Jahren verschwunden und somit gehörten Beleidigungen und Schläge der Vergangenheit an. Nur eines ist geblieben, ein zerbrochenes Kind mit gebrochenem Willen, die Angst und die Tränen in der Nacht weil diese Kind noch immer denkt es sei nichts wert. Jetzt wo ich fast 40 Jahre alt bin, erkenne ich erst die ganze Tragweite der Geschichte. Denn was nach all den Jahren auch heute noch da ist, ist die Angst vor anderen Menschen und die Überzeugung nichts richtig machen zu können, nichts Wert zu sein, nichts zu taugen. Unfähig mein Leben zu ordnen. Keinerlei Selbstbewusstsein und die Unfähigkeit anderen Menschen zu vertrauen. Ich habe keinen Ehrgeiz, keinen Willen irgendwas zu erreichen. Was sollte man auch erreichen, wenn man überzeugt davon ist, dass man nichts richtig machen zu kann? Mein Wille wurde vor so vielen Jahren gebrochen. Da ist nichts mehr. Klar, sollen die Leute doch weiterhin glauben ich sei faul, dann muss ich nichts beweisen, nichts leisten, nichts können, keine Verantwortung tragen. Klingt immer noch besser als zu doof, unfähig oder psychisch Krank, oder etwa nicht? Außerdem haben sie ja recht, ich bin ja Unfähig irgendwas richtig zu machen. Das dies alles Spuren an mir/meiner Psyche hinterlassen hat ist klar, aber jetzt wo meine so mühselig aufgebaute Mauer, meine Fassade droht einzustürzen, wo nun auch körperliche Beschwerden auf Grund der Psychosomatik auftauchen und mein Leben nun völlig aus dem Ruder zu laufen droht, ist mir bewusster als je zuvor, dass ein Teil von mir noch immer dieses Kind ist, dass im Alter von etwa sechs Jahren seine Plüschtiere die nicht aufgeräumt waren, in einen blauen Plastiksack stecken musste. Der Tag an dem alles begann. Dieser Tag als mein Vater mit mir, dem blauen Plastiksack, voll bis oben hin mit meinen Stofftieren, und einem Benzinkanister auf die freie Fläche neben dem Haus in dem wir wohnten ging. Jener Ort in meiner Erinnerung, der ständig in meinen Träumen auftaucht, an dem der Sack mit Benzin übergossen und von meinem Vater angezündet wurde. Flammen, über Flammen. Feuer, alles brennt. Augen die mich hilflos anstarrten, bevor sie endgültig von der Hitze geschmolzen für immer verschwanden. Damals wie heute bin ich genauso so hilflos wie die Augen im Feuer und unfähig was dagegen zu tun, ein Alptraum der dafür sorgt, dass ich nicht vergessen kann und eine Frage über all die Jahre: „Was habe ich falsch gemacht?“
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