Hallo,
mein Sohn, mittlerweile 18, hat ADS ohne Hyperaktivität.
Er hat ab dem 8. Schuljahr Ritalin erhalten. Das Problem bei ADS oH (bei ihm) ist, dass nur ganz wenig in sein Langzeitgedächtnis abgespeichert wurde. Er ist intelligent, kann sehr schnell und zügig lernen - nur - er konnte den Großteil des des Gelernten nicht wieder abrufen. Er hat immer gerne gelernt. Es macht ihm Freude, Neues zu erfahren. Aber dieses Neue nicht wieder abrufen zu können, das war für ihn fürchterlich.
Er kam mittags aus der Schule und wollte mir von seinem Tag berichten. Aber er konnte nicht.
Wir lernten unregelmäßige Verben. Er war stolz darauf, sie zu können. Aber nach wenigen Tagen waren sie alle wieder weg. Wir lernten sie erneut. Zwei Wochen später das gleiche.
Mathe hatte er in der Schulstunde problemlos begriffen. Er hat häufig sogar anderen Schülern geholfen. Doch zu Hause saß er weinend vor seinem Mathebuch und wusste nichts mehr.
Nach vielen Tests bekam er Ritalin. Zunächst eine geringe Dosis. Und dann kam der Tag, als mein Sohn freudestrahlend nach Hause kam und mir einen Mathetest zeigte. Volle Punktzahl. "Mama, ich wusste alles noch. Es war alles in meinem Kopf und ich brauchte es nur hinzuschreiben." Freudentränen.
Eine gute Woche später der nächste Mathetest. 3 von 18 Punkten und ein völlig verstörtes Kind. Mein Arzt sagte uns, dass die Dosierung für seine Größe und Gewicht zu gering sei. Wir erhöhten die Dosis um 10 mg. Das reichte aus.
Mein Sohn hat nicht nur einen guten Schulabschluss (mittlere Reife mit Quali) auf der Hauptschule gemacht, sondern sich auch eine sehr gute Lehre aussuchen (!) können. Sein Selbstbewusstsein ist - dank des Medikaments - gut und er ist glücklich. Er hat Freunde und seit über einem Jahr eine feste Freundin. Seit einem halben Jahr nimmt er das Medikament nicht mehr.
Ohne das Medikament würde sein Leben heute mit Sicherheit anders aussehen. Davon bin ich überzeugt.
Viele Grüße
PeaZ