Hallo Ihr Lieben!
Obwohl ich nicht (oder noch nicht??) zu denjenigen gehöre, die schwanger sind bzw. sicher sind, dass sie unbedingt ein Kind haben möchten, würde ich mich sehr über Eure Meinungen freuen!
Ich bin 40 Jahre alt, habe erst mit 30 Jahren geheiratet und wollte natürlich in den ersten Jahren erst einmal die Zweisamkeit mit meinem Partner genießen. Hinzu kommt, dass ich selbst ein "Scheidungskind" bin, und mir nie vorstellen konnte, meinem eigenen Kind die Schmerzen und schrecklichen Erlebnisse zuzumuten, die ich durch die Trennung meiner Eltern (damals war ich 13) erfahren musste. Deshalb habe ich sehr lange gebraucht, bis ich meinem Partner und mir "zugetraut" habe, selbst ein Kind zu haben, das es später "besser" haben (und beide Eltern um sich haben!) könnte als ich. Leider hat es damals nicht geklappt, und dann kam doch irgendwann eine ziemlich heftige Ehekrise, die mich in Punkto Kinderwunsch und Vertrauen in die Beziehung wieder an den Anfang zurückgeworfen hat.
Die Ehekrise ist schon länger vorbei, wir verstehen uns prima und sind an unserer Krise gewachsen und näher zusammengerückt. Und nun bin ich in einem Alter, wo ich es wirklich für bedenklich halte, noch ein Kind zu bekommen. Eigentlich ist es nach meinem Empfinden nun schon zu spät, und ich weiß nicht wirklich, wie ich damit umgehen soll.
Noch vor einem Jahr hatten mein Mann und ich einige Bekannte in unserem Alter, die auch kinderlos waren. Aber heute hat nun die letzte meiner bisher kinderlosen Freundinnen mir voller Freude eröffnet, dass sie schwanger ist, und irgendwie ist das ein seltsames Gefühl.
Ich habe das Gefühl, als stünde ich auf einem Bahnsteig, der vor kurzem noch mit vielen netten, fröhlichen Menschen bevölkert war, mit denen ich mich unterhalten konnte, aber nach und nach sind die alle in verschiedene Züge gestiegen und nun bleibe ich alleine zurück. Das ist ein sehr wehmütiges Gefühl, und ich schreibe bewusst in der "Ich-Form", weil mein Mann das nicht so extrem empfindet und mit der Kinderlosigkeit weniger Probleme hat als ich. Leider kann er mich aus diesem Grund wahrscheinlich auch nicht so gut verstehen...
Ich denke, das alles hat auch viel mit Einsamkeit zu tun. Mit der Angst, dass man nicht mehr so viele Gemeinsamkeiten mit den Freunden hat, wenn sie Kinder haben und man selbst nicht. Dass man sich interessenmäßig voneinander entfernt. Auch mit dem Gefühl, etwas verpasst zu haben. Ein Leben mit Kind niemals kennengelernt zu haben. Und da beginnt mein innerer Konflikt.
Mein Mann und ich sind beide sehr kinderlieb. Aber bisher mochten wir unser Leben auch ohne Kind. Es gab immer die Option "Kann, dann freuen wir uns, muss aber nicht". Diese Option geht mir nun langsam verloren, weil einfach die biologische Uhr tickt. Und das macht mir Angst.
Ich denke, es geht generell darum, was ein Leben schön und lebenswert macht. Viele Menschen sehen die Erfüllung, ihren Lebensinhalt in ihren Kindern. Andere haben ihr Leben schon so mit anderen Inhalten bereichert, dass sich für sie die Kinderfrage erst gar nicht stellt.
Ich selbst hatte die Bereicherungen und Freuden des Lebens bisher in meinem Freundeskreis, die alle keine Kinder hatten und ähnliche Unabhängigkeiten und Interessen wie ich. Nun habe ich das Gefühl, dass mir diese Bereicherung nach und nach entgleitet, bzw. sich ändert in etwas, von dem ich noch nicht weiß, ob es zukünftig mein Leben noch ausfüllen kann.
Ist ja klar, dass diese lieben Freunde nun viel mehr Zeit für ihre eigene Famile nutzen werden als früher. Und dass sich auch deren Prioritäten zwangsläufig ändern werden. Das verstehe ich gut und finde es auch völlig richtig. Nur ich bleibe irgendwie stehen, während um mich herum alles in Bewegung ist..
Das alles hat mich sehr zum Grübeln gebracht und zu der Frage, ob ich es nun, mit Anfang 40, doch noch versuchen soll, ein Kind zu bekommen. Da mein Mann und ich beide wirklich sehr kinderlieb sind und auch ein schönes Zuhause mit genügend Platz haben, wäre das durchaus denkbar. Trotzdem traue ich meinen Gefühlen nicht so recht über den Weg. Ich möchte solch eine Entscheidung bewusst treffen, und nicht aus einer Panik heraus, am Ende ganz alleine dazustehen. Deshalb mein Beitrag hier.
Ich bin überzeugt davon, Egoismus und Geltungsbedürfnis gibt es immer auf beiden Seiten. Was ist egoistischer? Ein Kind zu wollen oder auf eines bewusst zu verzichten? Ich denke, mit solchen Argumenten dreht man sich nur im Kreis. Natürlich geht es in diesem Beitrag gerade um mich, um meine Sorgen und Ängste. Um die Frage, was ich tun soll, um die Angst, später zu bereuen und dann nichts mehr tun zu können, um die Entscheidung, wie mein Leben in Zukunft aussehen soll...
Ich wünschte, ich wäre noch jünger. Nicht, weil es mir leid tut, 40 zu sein. Ich fühle mich prima, bin auch äußerlich noch sehr jugendlich und mache gerne jeden Spaß mit. Ich habe auch keine Angst vor dem Älterwerden an sich, muss nun aber doch schmerzlich feststellen, dass hier aufgrund meines Alters gerade eine "Weichenstellung" erfolgt, bei der es später kein Zurück mehr gibt. Jünger zu sein wünschte ich mir nur aus einem einzigen Grund: Ich bin überzeugt davon, jüngere Menschen machen sich oft (nicht immer, aber doch meistens!) nicht so einen riesigen Kopf und gehen mit vielen Dingen einfach unbeschwerter um..
Aber das wohl auch nur, weil sie noch soooo viel Zeit haben!
Und wenn ich jünger wäre, stellte sich dieses Problem für mich ja auch gar nicht...
Es wäre wirklich schön, wenn ich von Euch ein wenig Input bekäme! Ich weiß, dass es keine Frage des Kindes sein darf, ob ein Leben schön und lebenswert ist. Aber vielleicht versteht ja doch jemand meine Ängste, diese Entscheidung jetzt falsch zu treffen?
Gibt es vielleicht auch (obwohl dies hier ein KinderWUNSCH-Forum ist) kinderlose Frauen in meinem Alter, die hier mitlesen, ähnliche Sorgen und Bedenken haben oder hatten, vielleicht auch noch um eine Entscheidung ringen und mir dazu etwas sagen können?
Ich bin für jeden Beitrag dankbar!
Liebe Grüße
Chrissy