Himmel, da bin ich mal einen Tag nicht bei Adeba, und schon verpaße ich 3 Seiten meiner eigenen Diskussion
Uii, ich weiß garnicht, was ich alles zitieren und beantworten soll, so viel .. und so viel wichtiges habt Ihr geschrieben... Hmmm...
Also, mal ein bischen Hintergrund, damit Ihr Euch von mir... und damit auch von meiner jetzigen Situation und meinen Lösungsansätzen ein besseres Bild machen könnt. Vielleicht hilft das der Diskussion - über mich, aber auch generell - weiter.
Ich bin jetzt 39 Jahre alt und habe mit 21 Jahren mal eine 2jährige Therapie aufgrund des traumatischen Verlusts meines Vaters (da war ich 8 Jahre alt) gemacht. Es ist interessant, was man in so einer Therapie lernt. Vom Inhaltlichen mal abgesehen, bekommt man auch eine Menge Einblick darin, wie man selbst tickt, was einen antreibt und was man braucht, um glücklich zu sein. UND - wenn man einen guten Therapeuten hat, bekommt man eine Menge gutes Handwerkszeug mit auf den Weg -- das wichtigste ist sicherlich, daß man lernt, sich selbst zu hinterfragen: die eigene Motivation, die eigenen Handlungen, die eigenen Gefühle.
Das ist Handwerkszeug, daß man nie wieder verliert... aber man vergißt durchaus immer wieder, es anzuwenden. Je unnötiger es wird, sich ständig selbst zu beobachten, desto eher schläft die Fähigkeit ein. Aber... sie SCHLÄFT halt nur.
Mir ist das offensichtlich passiert. Viele Jahre seit der Therapie war dieses Handwerkszeug schlicht nicht mehr oder kaum nötig. Nicht in den letzten Jahren meines Studiums, nicht während meines Berufseinstiegs, nicht während meiner kleinen Karriere, nicht als ich meinen Mann kennenlernte, und nicht als ich Jan bekam. Es "flutschte" einfach nur so. Es war einfach nur schön.
Die ersten 2 Jahre mit Jan zu Hause waren einfach nur TOLL. Nix mit - "der nervt nur", "ich kann ich am ehesten leiden, wenn er im Kiga ist". Nix. Da ging es mir eher wie biene.
Es war mir ein Bedürfnis, selbst für ihn zu kochen (nix mit Gläschen!), habe STUNDENlang mit ihm gespielt oder mit ihm auf der Couch gehockt und Lieder gesungen. Wir sind jeden Tag mehrfach draußen gewesen, und egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit - wenn er mal weinte, habe ich immer sofort reagiert, weil sein WEinen mir einfach das Herz zerriß. Monatelang habe ich mittags und abends stundenlang an seinem Bett gesessen, wenn er nicht einschlafen konnte.
Da Jan seit seiner Geburt immer wieder mit gesundheitlichen Themen zu tun hatte (starke Neurodermitis, Infekt-Asthma, starke Allergie), haben er und ich fast zwangsläufig ein sehr symbiotisches Verhältnis entwickelt - wir verbrachten viel intensive Zeit miteinander und ich entwickelte auch ein sehr feines Gespür für seinen gesundheitlichen Zustand (der mich bis heute noch nie getrügt hat!).
Jan und ich waren - und sind es streckenweise auch heute immer noch - ein TEAM.
Was will ich damit sagen?
Biene, ich habe das Gefühl, daß Du glaubst, daß ich generell ein Problem mit meinen Kindern habe.... und daß daher "Arbeiten gehen" allein nicht reichen würde.
Aber das ist nicht so.
Denn neben all der Liebe zu meinem Sohn und meinem Mann kam damals aber eben auch eine recht starke Isolation. Nachdem ich jahrelang mitten im Berufsleben stand, Bekannte, Freunde und Freizeit/Hobbies hatte, wurde dies zeitgleich zu Jans Geburts schlagartig abgeschnitten. Einmal weil jede Mutter mit Geburt ihres ersten Kindes einen starken Wandel / Einschnitt in ihrem Leben erfährt, aber in meinem Fall auch, weil wir mit meinem Ausstieg in die Elternzeit auch in eine neue Stadt gezogen sind (Filderstadt), wo wir niemanden kannten, weder Freunde, noch Verwandte noch Bekannte hatten. Ich hatte und kannte da NIEMANDEN - außer meinem Kind (und natürlich abends meinem Mann ). Ein Geburtsvorbereitungs- oder Rückbildungskurs sind leider auch keine Garanten dafür, daß man Leute findet, die man sympatisch findet und mit denen man gerne was unternimmt.
Also konzentrierte ich mich auf Jan. Und ich tat es gerne. Es gab sich mir hin - ohne Mühe.
Die Nachbarin über mir war zeitgleich mit mir schwanger und unsere Jungs sind nur 9 Tage auseinander. Es dauerte etwas, aber wir wurden die besten Freundinnen - fast wie Schwestern. Darüber hinaus jedoch hielt sich mein Freundeskreis SEHR übersichtlich.
ABer wie das so ist - und wie das hier auch schon richtig gesagt wurde - ein Kind kann einen SEHR reich machen - an Gefühlen, an Erlebnissen... aber es nicht geeignet und auch nicht vorgesehen dafür, einen allumfassend glücklich zu machen. Dazu gehört eben auch etwas mehr.
Ich denke, ich bin etwas "zu tief" in das Mutter-Sein eingetaucht... und habe mich selbst, meine eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Interessen aus den Augen verloren.
Ich habe immer gerne gearbeitet, auch wenn mir "Karriere" als solches nicht wichtig war. Aber ich habe immer gerne Dinge organisiert, dirigiert, entschieden und bearbeitet - und war darin auch immer sehr gut, häufig besser als die Menschen um mich herum - und so ergab sich meine Karriere fast von selbst. Ich bin nie ein Mitläufer gewesen, wenn ich gearbeitet habe - ich mochte es immer, auf einer etwas hervorgehobenen Position zu stehen... aber in der ersten Reihe mußte und mochte ich nie stehen. Aber Mittelmaß war nie mein Ding. Schon in der Schule nicht, wo ich in der Oberstufe mehrfach Jahrgangsbeste war und mein Abi mit einem Schnitt von 1,3 abschloß.
Ich bin ein Kopfmensch, ein "Left-Brainer", wie mal ein Management-Trainer sagte - Logik, Organisation und Entscheidungen treffen sind für mich ganz natürliche, "einfache" Dinge.
Mutter sein braucht auch viele dieser Eigenschaften, aber eben auch eine ganz andere - Intuition. War in dieser Intensität für mich ein neues Feld! Aber eines, daß ich gerne angenommen habe. Ich habe es aufgesogen, würde ich sogar sagen (wie gesagt, halbe Sachen mache ich eigentlich nicht).
Vielleicht hat es aber auch MICH aufgesogen. Und letztlich sogar verschluckt.
Denn vom Typus her - und JA, wir alle haben einen Grundtypus, der unseren Charakter definiert - bin ich eben doch der Kopfmensch... und vielleicht konnte ich mit dieser Überdosis an intuitivem Leben auf Dauer nicht umgehen. Der Intellektuelle Anteil kam für mich wohl zu kurz.
Nun... nach ca 2 Jahren mit Jan merkte ich, wie ich langsam etwas weniger enthusiastisch war, zum 3. Mal am Tag auf den Spielplatz zu gehen und zum (gefühlten) 10.000. Mal Jan zu ermahnen, sich an der Rutsche auch gut festzuhalten. Das ewig Gleiche, das ewig wiederkehrende Kinder-"BEspaßen", das mir so lange Spaß gemacht hatte, fing an mich zu langweilen... Ich meine, letztlich spielt man die ganze Zeit Spiele, die für den Intellekt von Babys & Kleinkindern gemacht sind... und nicht für den von Erwachsenen. Irgendwann fing da etwas an zu fehlen....
Ich nenne es mal.... Geistiges Futter. Erwachsenen-Themen. Mal-was-ganz-anderes.
Aber die Freunde, die man dann hat, sind meist auch Mütter kleiner Kinder, und in aller Regel landet jedes Gespräch über kurz oder lang (meist eher "über kurz") bei den Kindern, den Krankheiten, der Erziehung, der Babynahrung, dem Krabbelkurs oder der Konsistenz der letzten Kacka-Windel.
Da ist meist nicht viel mit "Mal-was-ganz-anderes."
Ach, ich könnte noch Stundenlang weiterschreiben... aber ich weiß nicht mal , ob mein Post auf eine Forumsseite paßt
Um's kurz zu machen -- ich denke, der Schlüssel für mich ist es tatsächlich, mich ein Stück weit aus der Familie hinaus zu nehmen -- in dem ich wieder arbeiten gehe. Nicht 100%, um Gottes willen. Nein, Teilzeit. Entweder 2-3 Tage ganz oder 5 Tage vormittags. Mehr würde ich nicht wollen (und mir auch nicht vorstellen können) - ich habe immerhin 2 kleine Kinder!
Meine aktuellen Gefühle meinen Kindern und der häuslichen Situation gegenüber sind - in meinen Augen - einzig und allein die Folge des diagnostizierten Burn-outs, denn ausschließlich Mutter und Hausfrau sein ist wohl nix für mich --- aus der oben geschilderten persönlichen, charakterlichen und beruflichen Veranlagung bei mir. Ich brauche mehr, als nur das Lächeln meines Kindes, um mein Leben sinnvoll auszufüllen.
Aber egal was es zusätzlich braucht -- auf das Lächeln meiner Kinder würde ich dafür nicht und nie wieder verzichten wollen.
Und DESHALB lasse ich mir helfen.
In diesem Sinne - einen schönen Abend noch. Ich geh jetzt ins Bett
Gruss, Susi
PS: Gratualation all denen, die es geschafft haben, bis hierher durchzuhalten!!!!
PPS: Denen die es nicht geschafft haben -- nix für ungut :-)))
PPS: Ich find's übrigens TOLL, wie Ihr Euch alle in diese Diskussion einbringt!!! *umarm* Und auch wenn mir jeder Zuspruch, jedes Verständnis von vielen hier wie ein Streichler auf der Seele ist, so danke ich doch auch ganz besonders Biene, die hier ein bischen in die Rolle des "Advocatus Diaboli" gerutscht ist -- aber gerade auch Meinungen, die sich NICHT mit meiner decken, helfen mir, mich zu reflektieren: etwas, was ich dringend nötig habe.
ICH SEID TOLL!!!