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Entkommen unmöglich


Mary Martini

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Gestern Abend war es dann soweit. Papa und ich hatten ausgemacht (nein, eher hatte ich knallhart beschlossen und mich nicht davon abbringen lassen, auch nicht durch Papas Angst, dass er es nicht schaffen würde alleine), dass ich die Nacht im Wohnzimmer verbringen würde. Vielleicht würde mir der zusätzliche Schlaf, den ich hoffentlich dadurch abgreifen würde, den so nötigen Energiekick geben. Natürlich versicherte ich, dass ich, würde Linus nachts zu hysterisch werden, auf jeden Fall kommen und helfen würde.

Meine Matratze lag einladend auf dem Boden, um halb elf hatte ich Linus noch einmal gestillt und der ersten erholsamen Nacht nach nunmehr über einem Jahr stand nichts im Weg.

Um kurz vor halb zwölf fing Linus plötzlich an zu schreien. Ich hatte gerade das Buch zugeklappt und mich hingelegt. Während ich auf die Uhr sah, nahm ich mir vor, fünf Minuten abzuwarten, ob Papa es allein schaffen würde.

Das klingt doch ganz vernünftig, oder? Und fünf Minuten sind ja auch nicht die Welt, die vergehen im Nu!

Linus schrie immer kläglicher und keine halbe Minute später stand ich im Schlafzimmer ... Ich war vollkommen aufgelöst, mein Herz klopfte mir bis zum Hals und ich hatte, glaube ich, eine Art Panikattacke. Ich sagte, ich könnte das nicht, und legte mich zu Linus, um ihn zu stillen. Und während ich das tat, wurde mir schmerzlich bewusst, dass ich gefangen bin. Das sagte ich auch. Ich bin gefangen. Es liegt nicht nur an Linus. Es liegt auch an mir. Ich kann mein Baby nicht allein lassen und ich kann es nicht ertragen, ihn schreien zu lassen und nichts zu tun.

(Ich wäre eine grottenschlechte Kandidatin fürs Ferbern; zum Glück sind Papa und ich uns da einig, dass dieser Weg nie etwas für uns wäre.)

Und dann fing ich aus dem Nichts heraus zu heulen an. Und konnte gar nicht mehr aufhören. Weil mir klar wurde, dass diese Nächte so weitergehen werden und ich da irgendwie durch muss, ob ich will oder nicht.

Linus wurde beim Stillen natürlich sofort ruhig, durch mein hysterisches Geheule konnte er aber nicht sofort wieder einschlafen und auch die Nacht war die unruhigste seit Langem (was aber auch daran lag, dass er seine erste Erkältung ausbrütet).

Papa hat mich in den Arm genommen und getröstet, und es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich mich wieder beruhigen konnte ... ich weiß nicht, wo das plötzlich herkam, aber es hat mir ziemliche Angst gemacht, vor allem, weil ich einfach nicht aufhören konnte, auf diese Art zu weinen.

Ich sagte dann, dass ich wieder zurückkommen wolle und Papa holte meine Matratze aus dem Wohnzimmer und brachte die andere Matratze raus und als wir zusammen lagen, Linus (zwar unruhig) eingeschlafen war und ich mich beruhigt hatte, war ich sehr froh, wieder bei meinen Lieben zu sein.

Und was habe ich aus der Aktion gelernt?

Ich bin wohl auch zum Teil selbst Schuld an meiner Situation. Theoretisch wäre es ein Leichtes gewesen, ein paar Minuten abzuwarten, und vielleicht wäre Linus auch ohne mich wieder eingeschlafen, man weiß es nicht. Aber meine Sehnsucht? mein Gewissen? meine Schwäche? waren stärker als ich und das heißt, ich muss mir etwas anderes einfallen lassen.

Ich muss zu meiner Überraschung sagen, dass es mir heute trotz Müdigkeit und der letzten Nacht ganz gut ging. Ich bin mit dem, was ich zu tun habe, gut vorangekommen und irgendwie nicht mehr so deprimiert wie sonst manchmal.

Ich schätze, das Heulen hat mir gutgetan.

7 Kommentare


Empfohlene Kommentare

hm, ich habs fast befürchtet, dass du nicht lange warten kannst, wenn linus weint:rolleyes: (hab mich schon insgeheim gefragt, ob du wohl oropax nehmen willst, dass du schlafen kannst:o) ... ich versteh dich aber sehr gut ... bei uns kommt es zwar nur noch selten vor, dass maria nachts weint, aber wenn mein mann mal geht, gebe ich auch recht schnell auf mit dem "zuhören" (selten mal er vor mir) ... wenn du direkt woanders übernachten würdest? das ginge wahrscheinlich nicht, weil du wohl kein auge zubekommen würdest und linus allein in gedanken weinen hören würdest:rolleyes: ... achje, ich hoff so, dass er mit wachsender mobilität besser isst und einfach müder ist um gut genug zu schlafen:cool:

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:(*drück*

Mary, ich mach mir langsam Sorgen um dich. Das klingt für mich schon nach einer Art Nervenzusammenbruch. :(

Ich weiß das es irre weh tut, wenn man sein Baby so weinen hört. Aber! Es war doch in wundervollen Händen. Dein Mann hat sich um ihn gekümmert und du hast den beiden nicht die Chance gegeben es zu regeln.

Diese Situation hatten wir hier auch. Mehrfach schon, aber ich hab die Zähne zusammengebissen und es "ausgesessen". Und ich habe dabei gerade anfangs auch geheult und wollte immer zu meinem Baby. Nur wußte ich, dass das ja nichts besser macht. Ich bin mir sicher, dass auch du das weißt. :o

Ja, das heulen hat dir gut getan. Und vor allem die tiefe Erkenntnis, dass es sich so leicht nicht ändern lässt. *nochmaldrück*

Tu dir und euch selbst einen Gefallen. Versucht es noch einmal. Wenn die Erkältung abgeklungen ist natürlich erst. Und vor allem wäre es schon prima, wenn auch dein Mann innerlich davon überzeugt wäre es allein schaffen zu können. Er darf da keine Angst vor haben. :o

Das kostet ne Menge Kraft, aber es lohnt sich.

*nochmaldrück*

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*dichmalknuddel*

Oje ... so lief unser erster "Papaalleinversuch" auch. Und noch viiiiiile weitere ebenfalls ... Ich kann dir nur aus meiner Erfahrung heraus raten: Probier es weiter. Haargenau so ging es mir auch und ich hab stur weitergemacht. Irgendwann konnt ich mirs dann 5 Minuten lang anhören ... aus den 5 Minuten wurden 10 und schließlich 20 und irgendwann konnt ich sogar nach dem 1. Aufschrecken weiter schlafen. Dann war leider die Elternzeit von meinem Mann vorbei ... Aber seitdem sind wir von 10 mal auf 4 mal runter und mitlerweile in guten Nächten sogar bei 1-2 mal angekommen. Auch ist Anna lang nicht mehr so lang wach auch ohne Busen. Sie schläft inzwischen wenn man sie raus nimmt auf dem Arm meistens in 10 Minuten wieder tief und fest. Heulen tu ich noch immer genug, aber wie du sagst .. .es tut einfach gut.

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@piepsi: Nee, irgendwo anders übernachten könnte ich noch nicht. Das dauert sicher noch eine ganze Weile. Und Oropax haben wir zwar da, aber das bring ich auch nicht übers Herz. Da bin ich eine Lusche. *gesteh*

@Uta/fraulehrerin: Katja war heute da und hat diese zwei Dinge auch gesagt: Dass der Papa keine Angst haben darf und dass wir es nochmal versuchen sollen.

@fraulehrerin: Linus schläft bei uns im Familienbett, da ist das alles nochmal schwieriger ...

@Uta: Ich hatte so einen kleinen Zusammenbruch schon mal, ich glaube, als Linus neun Wochen alt war (das war der Tiefpunkt unserer Karriere) - danach ging es mir besser. Das jetzt ist wohl ähnlich - ich hab alles mal rausgeheult und jetzt kann sich's wieder ansammeln. ;)

Ich mache mir allerdings auch Sorgen um mich, so ist es nicht. Meistens komme ich gut klar, aber manchmal gibt es so Momente, da verliere ich alles. Ich hoffe einfach, dass diese Momente nicht überhand nehmen.

*drück* Danke für deine Sorge, dabei kennst du mich gar nicht. :) Ich freue mich wirklich über deine Tipps - die Tipps von euch allen. Das hilft.

Katja hat heute angedeutet, dass ich vielleicht zu große Probleme damit hätte, loszulassen. Darüber muss ich erstmal nachdenken.

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neeeeee, du bist sicher keine lusche!!!!! ich könnte das wohl auch nicht mit den oropax, wenn maria mal so schreien würde ... sagt sich in der theorie immer so leicht:rolleyes: ... ich schreib halt immer, was mir spontan noch so einfallen würde:o

aber ich schließ mich auch mal den anderen an ... wieder und wieder probieren ... oder vllt mal am abend zu ner freundin gehen nach dem "letzten" stillen ... maria ist neulich auch anstandslos nach ein wenig geschrei und dann gequengel bei der oma eingeschlafen, als sie abends babysitter war (und WENN sie bisher mal vor12 aufgewacht ist, gings nur mit busen, obwohl männe es auch allein schon probiert hatte - manchmal denke ich, die kleinen riechen es, wenn die mama greifbar ist:rolleyes:)

ich bin jetzt dann ne woche weg und hoff sooooo sehr, dass ich dann hier erfolgsgeschichten lesen darf!!!!! *mirirgendwieziemlichsorgenmache*

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Die riechen es auf jeden Fall! Da glaub ich ganz fest dran.

Mach dir keine Sorgen. Wir haben es bis hierher geschafft, der Rest wird auch zu schaffen sein. ;)

Ich muss mich langsam einfach damit abfinden, dass Linus so ist, wie er ist. Alles andere macht es ja nur noch schlimmer.

Ich hoffe, du genießt deinen letzten Tag im Urlaub!

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