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Das Licht am Ende des Tunnels

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Geschrieben

Als sich meine Eltern getrennt haben, war ich fast 18. Das Schlimmste war eigentlich nicht die Trennung, sondern dieser Haufen aus Lügen, Anschuldigungen und Drohungen. Sie haben uns nicht rausgehalten, im Gegenteil, sie haben uns benutzt. Aber das ist eine Geschichte, die sehr viele Menschen nun miterleben müssen. Die schlimme Zeit dauerte in etwa drei Jahre. Dann war die Scheidung durch, das Haus aufgeteilt und ich weggezogen. Aber selbst übers Telefon haben sie es noch geschafft, mich da hineinzuziehen... es war übel. Wenn ich meinen jetzigen Mann und meine Oma nicht gehabt hätte, hätte ich es wohl nicht überstanden. Sie waren für mich da, meine Oma hat mir noch ein Zuhause gegeben. Wir hingen sehr aneinander, sie hat mir fast mehr bedeutet als meine Mutter. Doch dann wurde sie krank und vor 4 1/2 Jahren ist sie plötzlich gestorben. Es ist etwas passiert, was ich mir nie vorstellen konnte oder wollte. Mir wurde der Boden unter den Füßen weggezogen, von jetzt auf gleich hatte ich kein Zuhause mehr. Meine Mutter hatte zu dieser Zeit einen Freund, der mich absolut nicht ausstehen konnte und mich ziemlich fertig gemacht hat. Und sie hat es nicht geschafft, zu mir, ihrer Tochter zu stehen, stattdessen ist sie ihm in den A.... gekrochen. Mein Mann hat mich gehalten und mich getröstet. Irgendwann hat sich meine Mutter von diesem Typen getrennt und damit gings zwischen uns wieder etwas besser. Mit meinem Vater hatte ich Kontakt. Wir haben versucht, uns einigermaßen zu verstehen, doch immer wieder hat er mir Vorwürfe gemacht, ich würde ja von meiner Mutter beeinflusst sein, gar nicht selber denken, Germanistik studieren (das ist ja nichts Ordentliches). Als mein Mann sein Studium abgebrochen hat, um einen Beruf zu lernen, der nicht ganz alltäglich ist, hat mein Vater schimpft und gezetert, wie er denn sowas machen könnte, der würde ja nichts ordentliches werden...

Man muss wissen, dass dieser Mensch vor allem an seine Finanzen denkt- München muss es sein, abends in die In-Kneipen gehen, feiern, großkotzig und protzig sein... das ist seine Welt. Da passt es nicht hinein, wenn sich jemand für etwas entscheidet, was nicht in erster Linie Geld einbringen wird (wir können aber von dem Gehalt gut leben!!). Naja, als ich dann mit meiner kleinen Tochter schwanger war, kams zum Bruch. Er hat mir vorgeworfen, ich wäre die Unverantwortlichkeit in Person, weil ich während des Studiums schwanger geworden sei, dass dieses Kind eine assoziale Zukunft mit uns als Eltern vor sich hätte, und dass er es ja ernähren müsse (er musste noch Unterhalt für mich bezahlen). Er hat mir und meiner Schwester vorgerechnet, was wir ihn schon gekostet hätten, dass wir ihn nur ausgenutzt hätten, dass meine Schwester doch lieber von dem Geld, das sie in den Ferien verdient hätte, ihm etwas abgeben solle, als in den Urlaub zu fahren... Es kam zum Bruch. Mein Mann und meine Schwester haben mich von ihm abgeschirmt, weil es mich so fertig gemacht hat. Einige Tage nach dem Brief, in dem er das alles geschrieben hat, habe ich mein Baby verloren. Unsere kleine Tochter. Ich habe das alles nicht verstanden.

Mein Mann und ich haben beschlossen, zu heiraten, koste es, was es wolle. Es war klar, dass mein Vater damit die Unterhaltszahlungen einstellen würde, wenn ich verheiratet wäre. Ob er damit im Recht war oder nicht, weiß ich nicht, aber wir haben es gut ohne ihn geschafft. Es hat gut getan, nicht mehr von diesem Menschen abhängig zu sein. Mit meiner Mutter habe ich mich soweit ganz gut verstanden. Sie hat durch die Trennung auch ganz schön was abbekommen und ich glaube, sie hat ein bisschen die Fähigkeit zum Mitleiden verloren. Ich hatte leider sehr oft das Gefühl, dass sie nicht für mich da war, dass eher ihr eigener Schmerz um den Verlust ihres Enkelkinds wichtiger für sie war als mein Schmerz. Im Juli wollte sie mich unbedingt besuchen, mit ihrem neuen Freund. An dem Wochenende hatte ich Blutungen. Ich war wieder schwanger, aber sie wusste noch nichts davon. Ich habe es ihr dann erzählt und eben erklärt, warum sie mich nicht besuchen könne. Sie hat geschmollt. Als ich im Krankenhaus war, weil ich mein Baby verloren habe, wollte ich ihr bescheid sagen, aber wir haben sie nicht erreicht. Sie ist weder ans Telefon noch ans Handy gegangen. Die ganze Woche hat sie sich nicht gemeldet. Irgendwann hat sie mir dann gesagt, dass sie mit ihrem Freund eine kleine Reise unternommen hat- sie hat überhaupt nicht an mich gedacht, obwohl sie von den Blutungen wusste. Und dann, als ich sauer auf sie war, hat sie mit vollstem Unverständnis reagiert. Sie hat mir vorgeworfen, ich wäre total verbittert...

Es hat einige Zeit gedauert, bis wir wieder miteinander reden konnten, aber so wirklich hat sie es bis heute nicht verstanden, glaube ich, was das für mich bedeutet hat. ICh habe mich komplett im Stich gelassen gefühlt.

Wir haben uns darauf eingestellt, dass es erstmals nichts wird mit einem Baby. Die nächsten Monate waren sehr schwer, weil ich es mir so sehr gewünscht habe, aber mein Mann einfach nicht bereit war, es nochmal zu versuchen. Als das Jahr vorbei war, dachten wir, es würde ein neues, gutes Jahr vor uns liegen. Wir hatten wieder Hoffnung. Ich dachte, ich hätte so langsam genug "bezahlt". Meiner Meinung nach funktionierte das Leben wie eine Berglandschaft: Berg, Tal, Berg, Tal. Nach einem tiefen Tal würde doch jetzt wieder ein hoher Berg kommen. Aber: Mittlerweile weiß ich, dass das Leben nicht so einfach ist. Im letzten Sommer haben wir unser drittes Kind, unseren kleinen Sohn, verloren. Ein Tag, der alles verändert hat, der mir die Hoffnung genommen hat. Erst habe ich einfach weiter gemacht, wollte mich so schnell von diesem Leben nicht unterkriegen lassen. Aber die Trauer bahnt sich ihren Weg, sie lässt sich nicht für immer verdrängen. Im November bin ich beinahe zusammengebrochen. Ich hatte Panikattaken, Selbstmordgedanken, Angst; teilweise hat mir die Trauer um mein Kind fast den Atem genommen. Das Schlimmste aber war die Hoffnungslosigkeit. Das Leben, das vor mir lag, hatte nichts Schönes, war einfach nur schwarz. Und ohne Hoffnung kann man nicht leben!

Die Tabletten haben mir ein bisschen geholfen, genauso die Stunden mit meiner Therapeutin. Seitdem der errechnete Entbindungstermin vorbei ist, geht es wieder aufwärts. Ich habe Ideen für meine Zukunft, bin dabei, mein Leben zu ändern (nur Kleinigkeiten, aber auf die kommt es an). Vielleicht werden wir es irgendwann wieder versuchen, dann wenn wir uns dafür bereit fühlen. Im Moment heilen die Wunden, langsam, aber sie heilen. Und durch die dunke Nacht vor mir leuchten ein paar Lichtstrahlen. Es geht weiter, auch wenn es sehr schwer scheint. Das ist das, was ich aus allem gelernt habe. Ich hoffe nur, dass ich auch in schweren Zeiten noch weiß, dass das Licht da ist, auch wenn ich es gerade nicht sehen kann.

Geschrieben

*schluck*

fühl dich mal unbekannterweise gedrückt. :traurig:

das leben hat leider manchmal solche phasen, in denen einfach alles schlecht läuft. und immer denkt man, es kann doch jetzt unmöglich noch schlimmer kommen und dann passiert es doch. :(

manchmal geht es dann aber auch einfach und unbemerkt wieder bergauf und ich hoffe für dich, dass in zukunft ein ganzes gebirge auf dich wartet.

Geschrieben
*schluck*

ich hoffe für dich, dass in zukunft ein ganzes gebirge auf dich wartet.

:D Du bist ja süß. Danke!! Ja, ich erwarte mindestens den Himalaya!!! :) (aber ohne Täler!)

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