Ruths Geburt am 14.02.2001

[Freesurfer]

Hallo,

ich will euch von meiner Entbindung am vergangenen Mittwoch berichten, die mich noch immer sehr beschäftigt. Also, wir waren schon zwei Tage über Termin, als ich das letzte Mal zur Vorsorge ging, und meine Ärztin meinte, dass das Kind noch sehr hoch im Becken sitze. Ich solle mich mal gedanklich darauf einstellen, dass es eine längere Geburt würde und eventuell auch ein Kaiserschnitt notwendig wäre. Das hat uns nicht gerade aufgemuntert, zumal ich wegen der Terminüberschreitung eh schon ziemlich genervt war. Jedenfalls habe ich mir zu Hause dann (als Rat aus dem Buch "Hebammensprechstunde") ein fieses bitteres Gebräu aus Nelken, Ingwer, Zimt und Verbena gekocht und über den ganzen Tag verteilt getrunken. Abends habe ich eins meiner Lieblingsgerichte, Gnocchi mit Steinpilzsoße, gekocht, sehr viel davon gegessen und nachts ziemliches Bauchweh gehabt. Dachte ich jedenfalls.

Das Bauchweh, krampfartige Schmerzen im Unterbauch, war am Mittwochmorgen immer noch da, wurde immer stärker. Wehen? Naja, ich wusste nicht so recht, rief aber vorsichtshalber meinen Mann heim, um in seiner Anwesenheit in die Badewanne zu steigen. Das Bauchweh wurde nicht weniger und ich sah dann ein, dass es wohl doch Wehen waren. Weil ich aber immer noch einen Fehlalarm annahm, wollte ich noch nicht in die Klinik, bis mich mein Mann um 11.30 Uhr schließlich fast gewaltsam ins Auto verfrachten musste.

Um 11.45 Uhr waren wir im Kreissaal und da hatte ich schon 5-6 cm MuMu-Öffnung. Tja - hätte ich zuhause weiter zugewartet, wäre unsere Kleine wohl auf dem Sofa zur Welt gekommen. Jetzt ging jedenfalls alles sehr schnell und relativ erträglich, bis das Baby sich mit dem Kopf falsch einstellte. Die nächsten Wehen waren brutal, aber ergebnislos, so dass ich zunächst an den Wehentropf gehängt wurde, um ein bisschen Entlastung zu bekommen und Luft für eine Wechsellagerung zu haben. Ich dachte, jetzt würde es wohl noch ewig dauern...

In der Wehenpause bekam ich dann auf Anraten der Hebamme eine PDA gelegt (wobei mein armer Mann fast ohnmächtig wurde), der Tropf kam ab und es ging zügig weiter - mit bösen Schmerzen in der linken Leiste, wo sich das Köpfchen wohl seinen Weg suchte - und glücklicherweise dann auch fand. Die PDA musste aber mehrmals nachgespritzt werden, weil es immer noch schweineweh tat. Ich muss mir die Seele aus dem Leib gebrüllt haben, sagt mein Mann.

Aber plötzlich durfte ich mitpressen! Damit hatte ich noch nicht gerechnet, aber es tat gut, endlich selbst etwas tun zu können. Und dann lag ich da, die Füße in die Seiten der Hebammen gestemmt, die Ärztin mit vollem Gewicht auf meinem Bauch, und es hieß "Noch zweimal pressen, dann haben wir es!". Und so war's auch - plötzlich ganz viel Druck und dann eine wunderbare Entspannung. Der Spaß dauerte bis 15.34 Uhr, dann lag unsere kleine Ruth gesund und munter bei uns.

Knapp vier Stunden - nicht schlecht für's erste Kind, hab' ich mir sagen lassen. Scheidenriss und Dammschnitt habe ich dank PDA nicht mitbekommen und hatte hinterher auch keine besonderen Beschwerden. Alle Wehenschmerzen und alle Aufregung waren vergessen, als das Kind endlich da war. Ich wollte es nie glauben, wenn andere Mütter das erzählt haben, aber es ist echt wahr!

Trotzdem muss ich noch viel an die Entbindung denken, träume auch davon - nicht von den Schmerzen, aber von der ganzen Situation. Nichts war so, wie ich es mir vorgestellt oder erwartet hatte. Es war großartig und schrecklich zugleich, aber eine unglaubliche Erfahrung.

So, das musste mal raus. Vielleicht hilft es der einen oder anderen von euch, der Entbindung gelassener entgegen zu sehen.

Susanne