Geburt von Rhodamants Sohn

[Freesurfer]

Eigentlich hätte ich glücklich sein müssen, denn in Augen Außenstehender hatte ich eine Bilderbuchgeburt. Für

mich persönlich war es Horror. Mein Sohn war 10 Tage über dem Termin und der Arzt machte eine etwas zweideutige Bemerkung hinsichtlich der Größe des Kindes. Aufgrund eines heftigen Gewitters setzten dann (vor Schreck) endlich die Wehen ein, dauerten den ganzen Tag und waren gut auszuhalten. So gegen 20.30 Uhr kamen sie alle 5 Minuten und wir fuhren ins KH. Kurz vorher hatte ich noch Lust auf eine Pizza, die ich bei der Geburt sogar bei mir behalten hatte.

Nach Formalienaufnahme, CTG und MM-Test bekam ich den vielgerühmten Einlauf, der meine Wehen beschleunigte und höllisch werden ließ. Gleich darauf landete ich auf dem Kreißsaalbett. Obwohl die Schmerzen unerträglich wurden und ich so gut wie keine Wehenpausen mehr hatte, entmutigte mich die Hebamme. Ich solle mich nicht so anstellen und das könne noch sehr lange so dauern. Mit Weg-Atmen war nichts mehr los. Ich hatte nur noch Panik,

daß es tatsächlich noch Stunden so gehen konnte. Auf die Frage nach einer Spritze oder PDA reagierte sie ebenfalls unwirsch. Bis man mir eine PDA geben könne, daure es mindestens eine Stunde, da ich schon irgendein (wirkungsloses) Beruhigungsmittel bekommen hätte. Ich durfte mich nicht in die Positionen begeben, die mir gut

getan hätten, ich durfte mich nichtvom Bett bewegen, nichts. Von wegen Ball und solche Sachen. Ich hab dann

geschrien vor Schmerz und gebrüllt, das ich abhaue, wenn sie mir nicht bald helfen würden. Kommentar von der Hebamme:"Ja so kommen wir aber nicht weiter, Sie müssen das schon aushalten. Das kann noch lange andauern". Auf gut Deutsch wollte sie mich als wehleidig hinstellen.

Während einer Wehe wurde die Fruchtblase gesprengt, da wurden die Wehen noch schneller und noch heftiger. Zeitweise verlor ich das Bewußtsein und sogar das wurde mir übel genommen. Ich kam mir gehetzt und getrieben vor. Irgendwie schien das kein erfreulicher Anlaß zu sein, sondern ein Ereignis, das der Hebamme ihre Freizeit stahl.

Urplötzlich sagte sie mir, daß mein Sohn ganz schwarze Haare habe. Da wußte ich, daß er gleich da sein

mußte und daß es gleich zu ende sein mußte. Ich hatte soviel Wut, daß ich die Austreibungsphase in

Rekordzeit bewältigte - und es bedurfte keines Schnittes. Insgesamt dauerte es nicht ganz drei Stunden.

Der kleine Riese (4100 g und 56 cm lang und 36 cm Kopfumfang) war da - und kerngesund. Nur ich bekam nichts mehr mit. Ich wußte nichtmal, was der gerufene Arzt noch "da unten" tat. Mir waren unter den Augen zahlreiche Äderchen geplatzt und von Glücksgefühl keine Spur. Am nächsten Tag sagte mir mein Arzt dann, daß er mich eigentlich schon für den Kaiserschnitt vorgesehen hatte, da das Kind für eine Erstgeburt sehr groß sei und er mit erheblichen Komplikationen gerechnet habe. Erst dann konnte ich auf meine Leistung stolz sein.

4 Wochen lang konnte ich nicht sitzen vor Schmerzen, aufgrund der Knochendeformierungen. Ich hatte

Blutergüsse am Unterleib. Das Gefühl für meine Blase erlangte ich erst nach 3 Monaten wieder. Vorher wußte

ich nicht, wann ich aufs Klo mußte. Es war alles taub. Insgesamt dauerte es fast ein halbes Jahr, bis ich wieder in alter, schmerzfreier Körperverfassung war.

Mein Sohn ist jetzt 19 Monate und ich möchte eigentlich ein zweites Kind. Dieses Erlebnis hält mich allerdings noch davon ab. Ich würde mir aber solch ein Verhalten von einer Hebamme nicht mehr bieten lassen. Falls es eine nächste Geburt gibt, möchte ich deren Verlauf schon etwas mehr mitbestimmen. Es ist ja schließlich mein Körper. Nur gut, daß mein Sohn ein richtiger Prachtkerl ist und mir fast nie nennenswerte Schwierigkeiten gemacht hat bzw. macht. Da hat sichs wirklich gelohnt.

Rhodamant