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Die Geburt unserer Tochter Charlotte am 15.05.2000

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Die Geburt unserer Tochter war für Samstag, den 20. Mai 2000 ausgerechnet, aber es sollte schon früher losgehen. Da dies meine erste Schwangerschaft war, habe ich und mein Mann Thomas damit nicht gerechnet. Die ersten Anzeichen für eine Veränderung spürte ich genau eine Woche zuvor.

Freitag auf Samstag:

In der Nacht von Freitag auf Samstag wachte ich stündlich mit einem starken Ziehen im Bauch auf und das war ein anderes Ziehen als ich es sonst gewöhnt war. Aber ich dachte nicht weiter darüber nach und sagte mir, das gehört halt dazu. Nach dem Aufstehen stellte ich fest, daß ich Blut im Slip hatte. Darauf hin fuhren wir lieber mal ins Krankenhaus. Ergebnis: CTG normal, Muttermund zu und vermutlich hat sich etwas vom Schleimpropfen gelöst. Beruhigt fuhren wir wieder nach Hause.

Samstag auf Sonntag:

Ganz anders war die kommende Nacht. Ich konnte kaum schlafen. Immer wieder wachte ich wegen starkem Ziehen auf. Die Abstände waren im Vergleich zur letzten Nacht recht kurz. Gegen Morgen bin ich sogar 1 Stunde im Wohnzimmer auf und abgelaufen. Das Ziehen ließ nach und ich konnte noch mal einschlafen. Starkes ziehen am Tag war ich ja schon gewöhnt, aber an diesem Tag war es irgendwie anders. Ich mußte jetzt schon tief durchatmen und inne halten. So um 18:00 Uhr kamen die ersten Wehen ungefähr alle 10 bis 15 Min. Wir verkürzten unseren Restaurantbesuch, denn zwischen den Leuten ließ es sich so schlecht tief Ein- u. Ausatmen. Eigentlich hieß es jetzt nur noch abwarten. Ich nahm ein Bad zum Entspannen. Thomas stoppte die Zeit. Mal 5 Minuten, dann wieder 8 Min., die Wehen kamen also noch total unregelmäßig. So um 21:30 Uhr spürte ich wie Fruchtwasser abging. Das war das Startzeichen um ins Krankenhaus zu fahren.

Sonntag auf Montag:

Um 22.00 Uhr waren wir im Kreissaal. Die Hebamme (HB Nr.1) prüfte den Muttermund, eine ½ Fingerkuppe geöffnet und dabei ging noch mal sehr viel Fruchtwasser ab. Ein Arzt machte ein Ultraschall und alles war im grünen Bereich. Danach lag ich dann noch 1 Stunde am CTG. Wehen wurden angezeigt, aber die waren noch nicht stark genug und noch in viel zulangen Abständen. Die zu lange Abstände sollten mich noch bis zur Geburt verfolgen. Thomas wurde nochmal nach Hause geschickt und ich in ein Zimmer verlegt. Ich lag bis 2:00 Uhr wach im Bett und dann hielt ich es nicht mehr aus, ich mußte raus. Eine Stunde lief ich den Gang auf und ab. Ich mußte die Wehen jetzt veratmen. Ich begann meine Atemübungen, die ich im Aquajoggen wochenlang geübt habe, verstärkt einzusetzen. Ich glaube ich fing mit dem „Uhhh“ an. Um 3:00 Uhr ging ich in den Kreissaal. Jetzt war die Luise da, sie war die Hebamme (HB Nr.2) bei der ich meinen Geburtsvorbereitungskurs machte. Sie prüfte den Muttermund und der war erst eine Fingerkuppe weit geöffnet. Das CTG zeigte Wehen an, aber die Abstände waren noch zu groß. Da ich noch kein Auge zu bekam, gab sie mir ein Mittel zum Entspannen. Zusätzlich bekam ich einen Einlauf, den ich sowieso wollte. Luise meinte jetzt, ich sollte im Kreissaal bleiben, da ich auf dem Zimmer nicht meine Wehen veratmen konnte. Ich machte es mir in einem Vorwehenzimmer bequem.

Montagmorgen:

Der Einlauf wirkte und es war wortwörtlich ein ****** Gefühl. Ich lief auf und ab. Ich kämpfte mit einer Wehe und gleichzeitig mußte ich meinen Po zukneifen. Um 5:00 Uhr rief Luise Thomas an, er sollte sich auf den Weg ins Krankenhaus machen, weil jetzt brauchte ich ihn. Es verging keine ½ Stunde und er war da. Die Wehen waren jetzt ganz schön heftig. Besonders übel war, dass ich die Wehen verstärkt im Rücken merkte, besser gesagt, die schossen in den Rücken. Beim Veratmen der Wehen setzte ich jetzt zusätzlich zum „Uhhh“, ein „Ahhh“ ein. Das CTG zeigte nichts neues an. Die Hebamme (HB Nr.3) die jetzt da war, schlug vor mir eine Akupunktur zu setzen, damit die Wehen regelmäßiger kommen sollten. Ich war so müde, dass ich zwischen den Wehenpausen immer mal kurz einschlief. Gegen 9:00 Uhr schickte uns die Hebamme in den Frühstücksraum, da sollten wir uns etwas stärken. Ich bekam 2-3 Bissen runter, das war`s. Die Wehen wurden jetzt richtig fies. Ich hing mich an Thomas ran und atmete. Ich glaube meinen Kopf wand ich dabei wie ein Tier und ich biß Thomas sogar in die Schulter. Ich spürte Wehen im Rücken, es war kaum auszuhalten. Wir gingen zurück in den Kreissaal.

Montagmittag:

Es war jetzt kurz vor 12:00 Uhr. Die Hebamme tastete den Muttermund. Jetzt ca. 5-6 cm. Das CTG sagte uns nichts neues. Die Wehen waren jetzt zwar stark, aber die Abstände waren noch immer zu lange. Also wieder Akupunktur. Die Müdigkeit zwischen den Wehenpausen wurde immer schlimmer. Auch Thomas nickte immer wieder ein. Irgendwann kam eine neue Hebamme (HB Nr.4) und die sollte mich bis zum Schluß bekleiden. Jetzt kam der Vorschlag mich in die schöne große Wanne zu setzen. Die Wehen wurden jetzt zur Hölle, aber in der Pause tat das warme Wasser gut. Thomas hielt mir immer wieder die Hand. Mein veratmen wurde jetzt ganz schön laut. Aber nur so kam ich noch einigermaßen gegen die Wehen an. Jetzt kam so langsam der Zeitpunkt wo ich nicht mehr wollte und konnte. Die Wehen im Kreuz waren zu stark. Nach 2 Stunden verließ ich die Wanne. Mir kam es gar nicht solange vor. Es war jetzt ca. 14:30 Uhr und wir sollten in den Kreissaal gehen. Wieder ein CTG und keine Veränderung. Eine letzte Akupunktur sollte die Wehenpausen verkürzen. Die Akupunktur schlug merklich an und danach sollte ich noch mal eine ½ Stunde laufen. Bei mir war aber jetzt schluß, ich konnte nicht mehr. Der Muttermund war jetzt fast vollständig geöffnet und es sollte so langsam zum Endspurt gehen, aber das war mir alles egal. Ich verlangte eine PTA. Es war jetzt ca. 16.00 Uhr. Die Ärztin die, die PTA setzen sollte, wurde gerufen. Ich bekam jetzt ein Hemdchen an. Die PTA wurde gesetzt, von dem Stich spürte ich nichts. Die Dosierung war so gering, daß ich eigentlich keine Veränderung spürte. Der Druck nach unten wurde immer stärker. Das runde Bett wurde so verstellt, daß ich auf einem Teil saß, meinen Rücken anlehnen und meine Beine aufstellen konnte. Die Wehen veränderten sich. Bei jeder Wehe die jetzt kam hängte ich mich an ein Seil. Neben der Hebamme war noch eine Praktikantin mit im Kreissaal. Sie fragte mich, ob sie bei der Geburt dabei sein durfte. Mir war in dem Moment alles egal. Es war jetzt ca. 17.00 Uhr. Die Presswehen waren im Anm***** und weil mir so heiß war zog ich mich komplett aus. Ich sollte vom Bett runter, stehen und pressen. Nach einer Weile sollte ich auf dem Gebärhocker Platz nehmen. Thomas setzte sich hinter mich. Die Presswehen überrollten mich wie eine Welle, ich mußte unwillkürlich pressen. Das schwierigste war aber die Presswehen zu veratmen. Dann hieß es tief Luft holen und die Luft mit vielen kleinen „f`s“ wieder rauslassen. Der Druck nach unten und auf den Damm war enorm. Vor mir auf dem Boden kniete die Hebamme und die Praktikantin. Irgendwann mußte die Hebamme kurz das Zimmer verlassen. Das war schrecklich, denn ich wußte nicht, wann ich pressen und wann veratmen sollte. Sie war draußen und mich überrollte eine Presswehe. Ich mußte wohl so große Augen bekommen haben, daß die Praktikantin aufgesprungen ist und die Hebamme holte. Ich vermute, der Kopf kam zu schnell, denn ich hatte das Gefühl, daß sie ihn wieder ein Stück zurückschob und sich besorgt den Damm anschaute. Aber alles ging noch mal gut. Nach unendlich vielen Presswehen wurde ich noch mal richtig „angefeuert“ und aufeinmal war der Kopf da.

Es 17.47 Uhr, Charlotte war geboren. Eine tiefe Erleichterung, aber auch eine große Erschöpfung kam über mich. Thomas küßte mich und sagte mir daß er sehr stolz auf mich sei. Er durfte die Nabelschnur durchschneiden. Die Kleine lag vor mir und ich war total erschrocken wie blau sie war und sie schrie nicht. Nicht mal ein bißchen. Ich hatte keine Möglichkeit sie sofort in die Arme zunehmen. Die Hebamme nahm noch die Maße von Charlotte, 3335 gr., 52 cm, KU 35 cm. Aufeinmal standen mehrere Ärzte um meine Kleinen und ich wußte nicht was los war. In diesem Moment hatte ich Angst. Thomas lief wie ein Löwe auf und ab, war auch total daneben. Wie sich später rausstellte waren ihre Sauerstoffwerte zu gering und bekam deswegen extra Sauerstoff. Während die Kleine versorgt wurde, wurde auch ich versorgt. Mir mußten ein paar harmlose Risse genäht werden.

Nach einer Stunde durfte ich sie in den Arm nehmen, so klein und zerbrechlich. Ich hatte noch nie so ein kleines Baby im Arm und Charlotte im Arm zu haben war ein unbeschreibliches Gefühl. Thomas und ich waren glücklich.

Endlich unsere eigene kleine Familie!

Sabine

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