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Geburt von Josina

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Geschrieben

Wir haben schon zwei Kinder – Dana Marie, 5 ½ Jahre alt und Jonas, 1 ½ Jahr alt.

Ich hatte also schon etwas Erfahrung beim Kinderkriegen. Beide habe ich in einem Dresdner Krankenhaus entbunden, mit jeweils einem stationären Aufenthalt von 5 Tagen. Gefallen hat mir’s nie im Krankenhaus, eine richtige innere Abneigung gegen Krankenhäuser habe ich dabei entwickelt. Besonders den Aufenthalt mit Jonas auf der Station habe ich furchtbar hektisch in Erinnerung. In einem 3-Bett-Zimmer kann einfach keine Intimsphäre gewahrt werden. Daher stand für mich dieses Mal schon zeitig während der Schwangerschaft fest, wenn es machbar ist, möchte ich das Krankenhaus gleich nach der Geburt verlassen

Und so sahen meine Vorbereitungen aus:

Ich habe diesen Wunsch mit meiner Frauenärztin besprochen. Da bei mir kein Risiko bestand und die Schwangerschaft völlig normal verlief, war sie vollkommen damit einverstanden. Sie fand sogar eine ambulante Geburt für mich ideal. Von zu Hause aus würde ich unser Familienleben besser organisieren können. Aber für die Geburt an sich, die auch ganz schnell in eine lebensbedrohliche Situation umschlagen kann, ist im Krankenhaus für den Notfall ein Arzt zur Seite. Ganz zu Hause zu bleiben, eine Hausgeburt zu planen, war mir nie in den Sinn gekommen, weil ich es einerseits als „Rückschritt“ empfinde und andererseits uns die räumlichen Möglichkeiten fehlen.

Dann stand die Wahl des Krankenhauses zur Debatte. Ich wußte, in dem Krankenhaus, wo schon meine beiden „Großen“ zur Welt gekommen sind, werden auch ambulante Entbindungen gemacht. Angemeldet habe ich mich vorher nicht, meine Daten sind doch dort im Computer

Als nächstes suchte ich den Kontakt zu einer Hebamme. Durch Zufall stieß ich in der Bibliothek auf das Buch „Gebären in Dresden“, herausgegeben vom Verein „Johanna“ – Bewußte Geburt und Elternschaft. Darin ist eine große Liste mit Hebammen zu finden. Ich rief eine Hebamme an und vereinbarte, daß ich sofort nach der Entbindung anrufen sollte und noch am gleichen Tag würde sie vorbeischauen.

Was ich noch vorbereitete, war das Einholen einer Bestätigung der Krankenkasse, daß sie mir eine Haushaltshilfe nach der Entbindung bezahlen würde. (Das habe ich aber dann nicht in Anspruch genommen, weil ich es nicht ertragen hätte, daß eine fremde Person sich den ganzen Tag in meiner Wohnung aufhält und dann auch noch meinen Haushalt führt.)

Mit unserem Kinderarzt sprach ich ab, daß er für die U2 – Untersuchung auch zu uns nach Hause kommt.

Der Geburtstermin war schon um eine Woche überschritten. Für 17.00 Uhr hatte ich einen Termin zum CTG beim Frauenarzt. Es war immer furchtbar umständlich, wenn ich an das CTG-Gerät mußte. Ich brauchte dann einen Babysitter für unsere Beiden, da ich sie dort nicht dabei haben konnte. Aber heute war mein Mann noch arbeiten, ich war etwas nervös, ob ich den Termin noch schaffen würde. Doch so ab 16.00 Uhr war mir klar – endlich ist es so weit, diesen CTG-Termin brauche ich heute nicht mehr wahrnehmen. Ich horchte pausenlos in mich rein, ob das auch wirklich Wehen waren, was ich da spürte. Noch ließ ich mir nichts anmerken. Der Papa kam erst nach 17.00 Uhr nach Hause. Ich sagte ihm, er solle sich mal auf eine schlaflose Nacht einstellen. Ungläubig schaute er mich an. So oft hatte er in den letzten vier Wochen gedacht, daß es losgeht, daß er es nun gar nicht glauben konnte. Wir spulten unser allabendliches Einschlafprogramm für unsere Kinder ab. Sie sollten von unserer Aufregung nichts mitbekommen. Ich ging in die Badewanne für den Test „Echte Wehen werden stärker, Vorwehen verschwinden“. Und sie wurden stärker! So aller 10 Minuten zog sich mein Bauch zusammen. Aber direkt schmerzhaft war das noch nicht. Ich habe gewartet, bis die Wehen so aller 3,4 Minuten kamen. Ich wollte auf keinen Fall so früh im Kreißsaal sein, daß ich viel Krankenhausroutine abbekomme. Wir gönnten uns ein Glas Rotwein (wehenanregend) und einen leckeren Eisbecher (Kalorienbombe, falls ich nichts essen darf). Dann wurde die Oma alarmiert, daß sie diese Nacht bei uns verbringen darf. Papa brachte ihr den Schlüssel, damit sie Zutritt zu unser Wohnung hat. Sonst war alles vorbereitet. Und schließlich wollte ich ja den nächsten Tag wieder zu Hause sein. Das einzige, was ich an dem Abend noch tat, war das Beziehen der Betten. Für’s Wohlfühlgefühl. Bei den anderen beiden Geburten hab ich mich nämlich vorher angestrengt, die Wohnung auch recht sauber zu haben.

Mein Mann und ich sind dann schließlich gegen Mitternacht losgefahren, die Kliniktasche und den Babyautositz samt Babykleidung unterm Arm. Mit unheimlicher innerer Ruhe bin ich dort im Krankenhaus angekommen und mußte natürlich erst einmal tausend Fragen für die Bürokratie beantworten. Und das mit Wehen! Dann wurde die erste Untersuchung gemacht. Übrigens von einer Hebamme, die schon bei Jonas‘ Geburt dabei war. (Wir hätten wohl doch nicht „Auf Wiedersehen“ sagen sollen, als wir mit Jonas damals das Krankenhaus verließen!!!) Der Muttermund war schon fünf Zentimeter geöffnet!

Nun wurde mir doch noch Krankenhausroutine zuteil. Ich mußte eines der „reizenden“ –Krankenhausnachthemden anziehen. Dann gab es die obligatorische Rasur und schließlich den Einlauf. Die Wehen wurden etwas stärker. Ich bin dort auf und ab gegangen und hab mir immer gesagt: Jede Wehe, mein Baby bringt Dich ein Stück näher auf die Welt und morgen früh können Dich Deine Geschwister begrüßen. Ich wollte mich nicht hinlegen, denn im Stehen hatte ich das Gefühl, daß die Schwerkraft die Geburt vorantreibt. Wir hatten eine schöne CD mit Musik der korsischen Band I Muvrini mitgenommen. Diese schöne stimmungsvolle Musik hatte auf mich eine beruhigende Wirkung. Drei Stunden hatte ich jetzt Wehen. Noch immer waren sie zum Aushalten. Ich hielt mich immer bei meinem Mann fest und er massierte mir das Steißbein. Das tat richtig gut. Schließlich war die Hebamme der Meinung, daß sie jetzt die Fruchtblase sprengen könne. Ich mußte mich nun hinlegen und nach nur zwei Preßwehen war unsere kleine Maus da. „Ein Mädchen!“, rief mein Mann. Da war es genau 3:10 Uhr. Wir haben sie Josina genannt. Das ist eine Kurzform von Josefina und bedeuet „der Herr gibt Vermehrung“. Ganz passend, finden wir, denn durch sie wurde aus uns aus einer deutschen Standardfamilie mit zwei Kindern eine Großfamilie.

Josina wurde sofort abgenabelt und mir auf den Bauch gelegt. Sie war so friedlich, und ganz sauber, nicht blutverschmiert. Es war ja bis jetzt auch kein Tropfen Blut geflossen. Erst durch den Abgang der Plazenta entstand eine Wunde. Das hatte die Hebamme noch nicht erlebt. Sie war ganz begeistert, wie harmonisch diese Entbindung verlaufen war. Sie meinte, das Leben von Josina müßte man beobachten, nach so einer Geburt müßte auch das Leben harmonisch verlaufen. Auf das Baden des Babys wurde verzichtet, sie wurde sofort angezogen und mir wieder in die Arme gelegt. Wie sie roch! So neu und nach Baby! Papa filmte diese ersten Minuten mit der Videokamera. Das kann sie sich später ansehen. Nach dieser Geburt war die Hebamme mit keinem Ton dagegen, daß ich nach 4 Stunden Beobachtung im Kreißsaal ( das ist so Vorschrift) nach Hause durfte. Ich schickte meinen Mann nach Hause, um die Oma abzulösen und damit er noch etwas Schlaf bekommt. Gegen 9.00 Uhr wollte er mit den großen Geschwistern wieder im Kreißsaal sein, um Mama und Baby abzuholen. Ich selbst schlief mit meiner kleinen Tochter im Arm zufrieden und erleichtert ein.

Gegen 6.00 Uhr war Schichtwechsel bei den Hebamme. Ich wurde geweckt, noch einmal vom Oberarzt „begutachtet“ und wieder mit unheimlich viel Schriftkram belagert. Der Arzt spaßte mit mir rum, ich würde so gut aussehen, ob das daran läge, daß es schon das dritte Kind war und ich nun Routine hätte. Ich empfahl ihm, es mal auszuprobieren...

Dann durfte ich aufstehen. Josina wurde in ein kleines rollbares Bettchen aus Plexiglas gelegt und schlief seelenruhig. So ein kleines und zartes Geschöpf. Vor lauter Bewunderung konnte ich die Augen kaum abwenden. Ich durfte jetzt unter die Dusche. Dazu ließ man mich allein! Bei meinen anderen Geburten durfte ich das nur unter Beobachtung. War das eine Wohltat! Danach schlüpfte ich in meine ganz normale Kleidung und fühlte mich großartig. Noch besser ging es mir, als ich federleicht (es fehlten 6 Kilo Körpergewicht gegenüber gestern abend!) über den Krankenhausgang hüpfte, um mir mein wohlverdientes Frühstück abzuholen. Was hatte ich für einen Hunger!

Nach dem Essen kam eine Kinderärztin in den Kreißsaal, um bei Josina die U1 durchzuführen. Alles in Ordnung bei unserem Spatz. Das war sehr beruhigend, denn man hört ja so viel von Krankheiten bei Babys.

Anschließend wurde ich von Schwester Wita, einer richtigen katholischen Schwester in Tracht, mit Werbegeschenken überhäuft. Also darauf braucht man bei einer ambulanten Geburt auch nicht zu verzichten! Die Schwester kannte ich schon, sie wird dort „die Brustschwester“ genannt, weil sie allen Frauen beim Stillen hilft. Auch diesmal ging sie nicht ohne ein paar gute Stilltips für mich.

Eine andere Schwester brachte ein Geschenk vom Krankenhaus – ein kleiner rosa Bademantel, bestickt mit dem Namen unserer Tochter. Wie süß!

Nun wartete ich auf Papa. Als er endlich kam, gab es eine herzliche Begrüßung. Dana konnte es gar nicht fassen, daß die Mama am Abend noch dick war und früh war schon das Baby da. Jonas interessierte sich mehr für die Technik am Krankenhausbett. Wir zogen Josina mit ihren eigenen Sachen an, legten sie in ihren Autositz und verabschiedeten uns beim Klinikpersonal. Mein Mann betonte, daß er dieses Mal auf keinen Fall „Auf Wiedersehen“ sagen würde. Und auf ging es nach Hause! Im Auto hatten wir einige Probleme, nun drei Kinder in ihren Autositzen festzuschnallen. Daran würden wir uns nun gewöhnen müssen!

Ich schiebe diese schöne Geburt tatsächlich auf meine innere Ruhe, weil ich wußte, hier entscheide ich und gerate nicht in die "Fänge" von irgendwelchem Krankenhauspersonal. Auch denke ich, für unseren Sohn war es so am besten. Denn mit 20 Monaten kann ein Kind doch eine Woche ohne Mama psychisch noch nicht so leicht verkraften.

Zu Hause habe ich sofort die Hebamme informiert. Sie kam dann 10 Tage lang jeden Morgen. Auch den Kinderarzt bestellte ich zu mir nach Hause am 5. Tag für die U2. Er machte auch den Screening-Test mit. Die Hebamme hätte die U2 aber auch machen können. Und für mich machte ich einen Termin am 7. Tag nach der Geburt beim Frauenarzt. Um mehr habe ich mich nicht gekümmert. Höchstens noch, daß mein Mann oder die Oma mir die Kinder in der ersten Woche oft abgenommen haben, damit ich mich ausruhen konnte.

Für unsere Kleine war die Ruhe in ihrer ersten Lebenswoche sehr gut. Sie wurde nie geweckt, bloß weil ein Arzt oder eine Schwester gerade etwas untersuchen wollte. Auch brauchte sie nie lange nach der Mama schreien. Sie hat sich bis jetzt als ein äußerst friedliches Menschlein erwiesen.

Klar, die Besucher, die man im Krankenhaus empfängt, kommen nun nach Hause. Aber ich fand das schön, mein Mann kümmerte sich ums Essen und ich konnte den Besuch genießen. Und vor allem die vielen schönen Blumen konnte ich noch lange bewundern.

Am dritten Tag war ich das erstemal wieder spazieren, das hätte ich im Krankenhaus auch nicht gedurft.

Im Ganzen kann ich diese Entbindung und auch das Wochenbett nur als schön beschreiben. Klar war mir natürlich, wenn irgendwas mit dem Baby oder mir gewesen wäre, hätte ich mich schon für die medizinische Versorgung im Krankenhaus entschieden.

Michaela

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