Zum Inhalt springen

Geburt von Jennys Tochter am 20.11.1999

Dieses Thema bewerten


Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Meine Schwangerschaft verlief relativ übel - im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe die ersten 4-5 Monate nur gebrochen. Nichts konnte ich mehr in mir halten. Noch nicht mal einen Schluck Wasser. Das endete dann mit Infusionen und Ärger, da ich mich fast alle halbe Stunde übergab.

Ich dachte mir: "O.K. das soll nun eine Schwangerschaft sein?" Der Rest der Schwangerschaft verlief recht ruhig. Meine Tochter hatte sich für den 18.11.1999

angekündigt. An diesem Tag war ich bei meiner Frauenärztin, die mir dann sagte: "Sie haben ja schon Wehen!" Ich hab davon nichts gespürt, was wohl auch besser so war. Der nächste Tag verlief ruhig bis auf jede Menge Anrufe der Familie : "Ist das Kind noch immer nicht da???" Ich kann nur jedem raten, den Geburtstermin nicht bekannt zu geben - das erspart nervige Anfragen.

Am 20.11 war ich morgens wieder bei meiner Frauenärztin. Wieder dasselbe. Der Muttermund war 3 Zentimeter geöffnet und ich hatte "angeblich" regelmäßige Wehen. Ich fragte sie nur, woran ich denn merken würde wann es losgeht. Die Ärztin sagte nur: "Das werden sie schon merken."

Ich ging in aller Seelenruhe nach hause und ließ mir so um 14:00 Uhr ein Bad ein. In der Wanne konnte ich wunderbar entspannen. Als ich aufstand um mich abzutrocknen merkte ich den ersten "Tiefschlag". Die Wehen setzten ein. In aller Ruhe habe ich mich dann angezogen und fertig gemacht. Mein Mann wollte um 15:00 Uhr von der Arbeit kommen. Die Wehen kamen in 7 Minutenabständen und langsam wurde ich echt unruhig. Wo blieb nur mein Mann?

Als er dann um 15:15 Uhr endlich da war sagte ich nur: "Du solltest noch was essen bevor wir fahren." "Fahren?.. Wie... Wohin denn fahren???" Männer sind manchmal eigenartig. Er wusste nicht mehr wo ihm der Kopf stand und um ein Haar wäre er mit meiner Tasche ohne MICH gefahren.

Im Krankenhaus angekommen ging alles recht schnell. Ich sollte an den Wehenschreiber. Die Hebamme kam nach einiger Zeit wieder um zu sehen wie es mir und meiner Tochter ging. Sie schaute auf den Ausdruck des Wehenschreibers und meinte nur: "Nach dem Herzschlag ihres Kindes zu urteilen schläft es gerade."

Das konnte ich gar nicht glauben. Ich sollte ein Kind bekommen und mein Kind schlief seelig vor sich hin. Dannach bekam ich einen Einlauf. Das war eigentlich nicht schlimm, wo ich vorher doch so Angst davor hatte. Es "befreit"...um es mal milde auszudrücken. Es ging nun in den Kreissaal wo ein sehr gemütliches Bett auf mich wartete. Mein Mann beschäftigte sich mit der Fernbedienung des Bettes. Er fuhr mich hoch und runter. Wie MÄNNER nun mal so sind.

Das schlimmste für mich war eigentlich nur der Augenblick, als die Fruchtblase gesprengt wurde. Ich wollte nur noch eins: PRESSEN! Da meine Tochter aber schief lag, musste ich mir das pressen verkneifen und sollte zum "hecheln" übergehen. Oh Gott, man kommt sich ja vor wie ein Hund der kein Wasser mehr hat.

Man riet mir zu einer PDA da es etwas komplizierter war und es im Ernstfall schnell gehen muss mit einem Kaiserschnitt. Ich lehnte alles ab. Die Angst vor DIESER Spritze war größer als die Angst bei vollem Bewusstsein mein Kind zu bekommen.

Und dann ging alles sehr sehr schnell. Zwei Ärzte und eine Hebamme doktorten an mir rum, fachsimpelten und beratschlagten. Man wollte die Kleine dann mit der Saugglocke holen. Mir war zu dem Zeitpunkt alles egal. Nur noch raus mit dem Kind habe ich gedacht. Selbst den Dammschnitt habe ich nicht mal gespürt. Die Ärzte feuerten mich an: "Pressen, pressen, pressen! Gut so, einatmen - Luftholen - und dann wieder "Pressen, pressen, pressen!!!"

Das meine Tochter nach 6-7 Presswehen schon da war habe ich erst bemerkt als mein Mann heulend auf meine Schulter fiel: "Da ist sie ja, da ist sie endlich, nun sieh doch mal!" Das kleine blutverschmierte Etwas von einem fremden Stern lag auf meinem Bauch und gab knöttrige Laute von sich. Mir war das alles ziemlich egal. Ich war wie in einem Traum und wollte nur noch schlafen. Von wegen riesiges Mutterglück in diesem Moment. Nichts. Ich empfand nur Leere. Die Kleine wurde gewaschen und ich wurde genäht. Später, so ein bis zwei Stunden später habe ich erst realisiert, was ich da soeben gemacht habe. Und da kam dann auch das Mutterglück.

Trotzdem war es ein seltsamer Augenblick: Schön und grausam zugleich. Man vollbringt soetwas großartiges und fühlt sich trotzdem so hilflos und klein. Die Nacht war das schlimmste. Ich war mutterseelenallein. Kein Gestrampel in meinem Bauch, keine Tritte einfach nur Leere. Alles in allem hat die Geburt nur knappe 5 Stunden gedauert und ich bin froh darum. Eigentlich erinnere ich mich gerne zurück und möchte dieses einschneidende Erlebniss niemals missen. Ich wünsche jeder Frau da draussen, die ein Kind erwartet, das ihre Geburt auch schön verläuft und nicht zum Albtraum wird.

Jenny

Dein Kommentar

Du kannst jetzt schreiben und Dich später registrieren. Wenn Du ein Konto hast, melde Dich jetzt an, um unter Deinem Benutzernamen zu schreiben.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Nur 75 Emojis sind erlaubt.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.

  • Wer ist Online   0 Benutzer

    • Keine registrierten Benutzer online.
  • Seit 1997 helfen wir den Müttern,

    ❤️ Hallo ❤️

    Es scheint, dass Dir unser Forum gefällt, aber du bist noch nicht angemeldet.

    Wenn du ein Konto eröffnest merken wir uns deinen Lesefortschritt und bringen dich dorthin zurück. Zudem können wir dich per E-Mail über neue Beiträge informieren, falls Du es willst. Dadurch verpasst du nichts mehr. Du wirst merken, dass die Diskussionen hier viel tiefer gehen und Du längere Beiträge zu einem Thema lesen kannst. Auch kommst Du in verschlossene Bereiche rein und kannst die Clubs besuchen. Diese Themen verschwinden auch nicht und DU entscheidest, was Du lesen willst und kein Algorithmus.

    Falls Du übrigens keine Email von uns bekommst, schau im Spam Bereich nach oder nimm Kontakt mit uns über das Kontaktformular auf.
    Es kann 24h dauern bis wir dich freischalten. Du musst Deine Email bestätigen, sonst dürfen wir Dich nicht in das Forum lassen.

    Wenn Du schon ein Benutzerkonto hast, melde Dich bitte mit Deiner Email an, um mit Deinem Konto zu schreiben und echte Freundinnen zu finden.

  • Diese Seite empfehlen

    Dir gefällt Adeba - Dein Familienforum? Empfehle die Seite weiter!
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Wir haben Cookies auf Deinem Gerät platziert. Das hilft uns diese Webseite zu verbessern. Du kannst die Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass Du damit einverstanden bist, weiterzumachen.