Es war eine schreckliche Geschichte, aber wir haben sie alle überlebt... bis auf dich, mein Kleines.
Ich war 13, hatte meinen ersten Freund (im Zeichen des Zeitalters im Internet kennen gelernt) und war glücklich. Eine gute Schülerin des Gymnasiums, viele Freunde, Hobbies etc, etc... Dann habe ich deinen "Vater" das erste Mal getroffen. Er war neun Jahre älter als ich, aber das hat meinen Teeniegefühlen nichts entgegen gesetzt. Er wollte mich, ich weiß nicht warum. Er machte mich betrunken, ich weiß nicht warum. Ich ließ es mit mir geschehen, ich weiß nicht warum. Ich wusste am nächsten Tag nichts von der vergangenen Nacht, ich weiß warum... Alkohol in einem Kinderkörper.
Ein merkwürdiges Gefühl in der nächsten Zeit, er hat mich zögernd über mein erstes Mal in seinem Auto aufgeklärt, Angst, Angst, die ganze Zeit Angst.
Meine Freundin, sie musste den Schwangerschaftstest kaufen, Angst, wieder nur Angst. Der Test zeigt ein Plus und meine Kindheit ist vorbei, mit einem Schlag. Tränen, Schreie, Angst, Angst, Panik.
Was jetzt? Häkelnadel? Nein... nein, es ist mein Kind, mein Leben, mein Blut.
Ich liebe dich, du kleines Wesen in mir!
Dein "Vater" weiß es nun, sagt es meiner Mutter, nein, nein, nein...
Ich dachte sie bringt ihn um, sie hasst ihn, aber sie tut es nicht. Ich will es nicht, ich rede mir weiter ein, dass ich ihn lieben würde; Trotz allem. Angst allein zu sein? Du bist bei mir, Kleines.
Meine Mutter sagt wir müssen zum Frauenarzt... Verwirrte Blicke in mein Kindergesicht als wir im Wartezimmer sitzen, meine schützende Hand auf meinem Bauch die nichts Böses abwenden kann.
Ein Bild von dir, du bist schon einen Zentimeter groß. Ein kleiner, lebender Punkt; Mein Pünktchen.
Die Fahrt nach Hause, alleine mit meiner Mutter. Der kalte, besorgte Satz einer Frau die all das selbst erleben musste: "Wenn du nicht abtreibst zeige ich deinen Freund an." Nein, nein, nein, das darf nicht sein, das ist nicht mein Leben! Das kann nicht sein!
Kannst du es verstehen, dass ich mich für seine Freiheit, seine Zukunft gegen dich entschied, sag nein, mein Schatz! Ich kann es nicht, sag mir, dass ich schuldig an deinem Tod bin, sag es!
Jahre ist es nun her, ich bin gewachsen. Mein Vater sagte mir damals: "Dein Pünktchen kann jetzt nicht leben, aber es wird euch eine neue Chance geben, sobald du eine glückliche Familie bilden kannst."
Ich kann es jetzt, ich habe einen anderen, lieben Freund, meine Ausbildung, einen Job und sehr viel Liebe. Großeltern, die alles für dich geben würden erwarten dich nun. Sag mir, Kleines, kannst du mir vergeben und mich zu deiner Mutter werden lassen?