Hallo zusammen,
immer wieder verfolge ich interessiert Eure Berichte zum Thema "Studium und Kind", denn ich kann das alles sher gut mitempfinden.
Erst mal vorweg, ich heiße Melanie, und bin mittlerweile keine Studentin mehr, aber ich war mal eine, und zwar eine, die schwanger war und dann mit Kind studiert hat. Deshalb kann ich alle eure Berichte sehr gut nachvollziehen.
Ich wurde schwanger als ich im 3.Semester LA Primarstufe (Grundschule) studierte. Es war damals ziemlich ungeplant, und überraschte meinen damaligen Partner und mich ziemlich, aber es war keine Frage, dass wir das Kind nicht bekommen würden. Der Vater des Kindes studierte damals ebenfalls im 3. Semester, allerdings Wirtschaftswissenschaften. Wir machten uns keine großen Gedanken, wie es wohl mit Kind werden würde, sondern ließen es einfach auf uns zu kommen. Die Schwangerschaft war problemlos. Ich studierte wie gewohnt weiter. Als unser Sohn dann am 30. März geboren wurde, waren gerade Semesterferien (wie praktisch!!). 3 Wochen später gin das Semester wieder los. In diesem Sommersemester machte ich lediglich ein Tagespraktikum. Da war ich nur einmal vormittags bis 12 Uhr weg. In dieser Zeit war der Vater des Kindes zuhause. Das klappte prima. Erst im nachfolgenden Wintersemester belegte ich wieder Vorlesungen und Seminare im normalen Umfang. Für die Betreuung des Kleinen hatte ich mir kurze zeit zuvor über das zuständige Jugendamt eine Tagesmutter zuweisen lassen. Die Finanzierung der Tagesmutter wurde damals ebenfalls komplett vom Jugendamt übernommen, weil wir beide studierten und außer Bafög, Kindergeld und Erziehungsgeld für´s Kind, keine eigenen Einkünfte hatten. Tobias, mein Sohn, war 7 Monate alt, als er das erste Mal zur Tagesmutter ging, und ich glaube nicht, dass es ihm in irgendeiner Form in seiner Entwicklung geschadet hat. Er war von morgens 8 Uhr bis max. 14 Uhr in der Tagespflege, aber nur an 3 Tagen pro Woche. Wenn ich außerhalb dieser Zeiten an die Uni musste, gab es an der Uni ( Uni-GH Siegen) eine Studierendeninitiative "Krabbelstube", wo ich ihn dann hinbrachte. Diese Initiative betreute Kinder von 4 Monaten bis max. 6 Jahren nach dem Motto "Studierende für Studierende". Wer sein Kind in die Krabbelstube gab, der verplichtete sich auch für ein gegenseitiges Betreuen. Die Gemeinschaft dort war klasse, und die Kinder waren dort bestens aufgehoben. Ich bin dort auch aus dem Grund hin, um Kontakt zu anderen Studierenden mit Kind zu erhalten.
Trotz all dieser Fremdbetreuungen hat mein Sohn ein gesundes und normales Verhältnis zu mir entwickelt. Er ist mittlerweile 11 Jahre alt, geht im die 5. Klasse eines Gymnasium, spielt gerne und gut Fußball, und ist außerdem sehr sozial eingestellt, sehr selbständig....also ganz normal!
Ich habe mich damals vom Vater meines Sohnes getrennt,als Tobias 11 Monate alt war. Aus diesem Grund schon gab es für mich keine andere Möglichkeit. Ich wohnte 150 km von meinen Eltern entfernt, also kam auch diese Betreuungsmöglichkeit nicht in Frage. Und ich wollte mein Studium beenden trotz Kind, und nicht erst warten.
Inzwischen habe ich ein 2. Studium absolviert und im vergangenen Sommer erfolgreich beendet. Während des 2. Studiums war die Betreuung meines Sohnes viel schwieriger zu organisieren, weil er schon zur Schule ging. Nach der Schule ging er in den Hort. Aber vor 8 Uhr konnte ich nicht zuhause weg. Ich habe in Dortmund studiert, was ca. 1,5 Stunden Bahnfahrt bedeutete. Vorlesungen vor 10 Uhr waren für mich nicht möglich, und nach 14 Uhr ebenfalls nicht. Das war viel komplizierter als in Siegen. In Siegen konnte ich Tobias auch mal mit in die Vorlesung nehmen, wenn es nicht anders ging, weil er noch nicht in die Schule ging. Trotzdem habe ich es geschafft! Ich war allerdings während des 2. Studiums nicht mehr allein erziehend, sondern in einer neuen festen Partnerschaft. Mein jetziger Partner hat mich natürlich unterstützt und sich auch um Tobias gekümmert, was sehr viel wert war.
Mittlerweile habe ich ein 2. Kind bekommen. Unsere kleine Paula ist nun 6 Monate alt. Ich war während der gesamten Examenszeit schwanger. Im Februar habe ich eine Stelle im Schuldienst erhalten. Für Paula habe ich eine liebevolle Tagesmutter gefunden. Sie war bereits 4 Monate alt, als ich sie in die Tagespflege gab, ....und es geht ihr dort prima. Ich habe keine schlechtes Gewissen, weil meine Kleine 20 Stunden in der Woche nicht bei mir ist. Ich fühle mich nicht als schlechte Mutter, weil ich beide Kinder schon als Babies in fremde Hände gegeben habe. Meine Kinder entwickeln sich völlig normal, und tragen keine psychischen Schäden davon.
Was ich mit meinem Bericht ausdrücken will, ist, dass es gerade während eines Studiums genügend Zeit für ein Kind gibt. Man ist flexibel, man kann sich Zeit nehmen. Und man ist noch jung. Den idealen Zeitpunkt für ein Kind gibt es nie. Die Entscheidung für ein Kind muß jeder für sich selbst treffen. Ich bereue keine meiner Entscheidungen, weder, dass ich 2 Mal studiert habe, und während jedem Studium ein Kind bekommen habe. Ich bereue es auch nicht, dass ich jetzt schon wieder berufstätig bin. Ich genieße jede freie Minute mit meiner Familie, und nutze diese intensiv. Manchmal kommt es nicht auf die Quantität der gemeinsamen Zeit an, sondern auf die Qualität.
Ich wünsche allen unter Euch alles Gute, seid mit Freude schwanger, habt Spaß mit Euren Babies, und vernachlässigt dabei nicht Euer Berufsleben. scheut Euch nicht vor Betreuungsalternativen, werdet nicht super "Super-Mami" ( die gibt es sowieso nicht!!!).....
Liebe Grüße
Melli:)