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Geburt von Chiara am 05.01.1999

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Nach einer Klinikgeburt, die nicht gerade sehr harmonisch verlief, entschloß sich meine Frau diesmal zu einer Hausgeburt. Ich war zwar anfangs alles andere als begeistert, durfte dann aber erleben, daß sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Später habe ich mich dann gefragt, warum wir bei der ersten Geburt nicht auch die Hausgeburt gewählt hatten! Um anderen Schwangeren für die Entscheidung der Wahl des Geburtsortes ein paar Denkanstöße zu geben, schreibe ich diesen Bericht.

Beginnen möchte ich mit einem kurzen Rückblick auf die erste Geburt.

Auf die Entbindung hatten wir uns mit einem Schwangerschaftskurs, Kreißsaalführung und reichlich Literatur bestens vorbereitet. Mitten in der Nacht platzte meiner Frau die Fruchtblase und wir begaben uns auf dem schnellsten Weg in die Klinik. Dort übernahm ich für meine Frau die Anmeldeprozedur und mußte sie dazu mit bereits heftigen Wehen alleine lassen. Als ich wieder da war, war Martina bereits rasiert und hatte ein Einlauf über sich ergehen lassen müssen.

Kurz darauf wurde ihr die PDA angeboten. Ich hatte über die Rückenmarksbetäubung gelesen und wußte, daß sie nicht ohne Risiko für Mutter und Kind ist. Mit gemischten Gefühlen stimmten wir zu, da die Schmerzen fast unerträglich waren.

Die Schmerzen ließen bald nach, allerdings auch die Wehen. Also kam Martina an den Wehentropf. Doch da sackte der Kreislauf in den Keller... Ein weiteres Medikament jagte ihn wieder hoch. Die Preßphase ging dem Krankenhausteam dann wohl auch nicht schnell genug, denn ein Arzt stemmte sich auf den Bauch meiner Frau und die Hebamme zog ordentlich am Baby. Der Damm mußte nun auch noch geschnitten werden und ich stand geschockt neben dem Bett.

Natürlich freuten wir uns riesig über das Baby und glaubten, dieser Geburtsablauf sei nicht zu vermeiden gewesen. Im Laufe der nächsten Tage zeigte sich, daß Alexander erhöhte Bilirubinwerte hatte, und unter die UV-Lampe mußte. Für seine Mutter brach eine Welt zusammen. Als ich an diesem Tag in die Klinik kam, stand Martina weinend vor dem Kinderzimmerfenster. Aber man kennt das ja - die üblichen Wochenbettdepressionen....?

Und nun meldete sich unser zweites Kind an...

Diesmal wollten wir um nichts in der Welt wieder in eine Klinik. Meiner Frau schwebte schon lange eine Hausgeburt vor. Mir war das erst gar nicht recht, denn was tun, wenn der Geburtsverlauf wieder so schleppend wäre? Eine PDA steht uns zu Hause ja nicht zur Verfügung. Davor hatte ich wahnsinnige Angst.

Dann sahen wir im Fernsehen eine Reportage über Wassergeburten und uns war schnell klar - die zweite Entbindung soll eine Wassergeburt werden. Meine Frau suchte sich eine Hebamme, die Wassergeburten zuhause durchführt. Es folgten mehrere Treffen, bei denen sich beide näher kennenlernten und Vertrauen fassen konnten. Die Hebamme besuchte uns auch mal zuhause, damit sie sich einen Überblick über das Geburtsumfeld schaffen konnte.

Neben der Hebammenvorsorge nahm Martina auch die normalen Untersuchungen beim Gynäkologen wahr. Unser Baby ließ auf sich warten. Der errechnete Termin war erreicht und: Nichts passierte! Nach weiteren 6 doch recht quälenden Tagen ging es, wieder mitten in der Nacht, los. Wehen alle 5 Minuten - wir benachichtigten "unsere" Hebamme und ich brachte unseren Sohn zu meinen Schwiegereltern. Anschließen stellte ich das Kinderplanschbecken, daß uns als Gebärwanne dienen sollte ins Wohnzimmer und ließ mit Hilfe eines Schlauches Wasser ein

Als die Hebamme eintraf, verbreitete sich eine ruhige, erwartungsvolle Atmosphäre. Ich fühlte, wie die Hebamme meine Frau mit Adleraugen überwachte. In dieser Phase bestand ihr hauptsächliches Wirken darin, Martina zu bestätigen und ihr ab und zu mal kleine Tips zu geben. Ansonsten ließ sie uns einfach gewähren. Wieder überfielen meine Frau die mächtigen Wehen - ich hatte jedoch den Eindruck, daß diese im Wasser viel besser zu verarbeiten waren. Ab und zu wurde mit dem CTG kontrolliert, ob es dem Baby gut ging.

Plötzlich merkte ich, daß sich Martinas Wehenlaute veränderten. Die Geburt war in der Endphase. Die Hebamme zeigte mir, wo ich am besten helfen konnte. Mein Platz war nicht, wie früher im Krankenhaus, am Kopfende, sondern das Baby erwartend vor meiner Frau.

Die letzte Geburtsphase wird ein unvergessliches Erlebnis für uns beide bleiben! Zu sehen, wie sich der Kopf des Baby´s ganz allmählich herausarbeitete und wie die Mutter ihn schon tastete, um das Baby im nächsten Augenblick in Empfang zu nehmen, war wie ein Wunder! Ohne viel zu überlegen, streichelte auch ich unser Kind, sobald es ganz geboren war und noch im Wasser schwamm.

In aller Ruhe nahm Martina dann das Baby, ein Mädchen, aus dem Wasser heraus und legte es an die Brust. Die Nachgeburt und das Abnabeln, war ein selbstverständlicher, natürlicher Vorgang, der mich als Mann in keiner Weise schockierte. Die Art und Weise, wie mit ihm umgegangen wurde, ließ keinen Platz für Schrecken und Ekel. Die Geburt erschien mir so unspektakulär und das Natürlichste auf der Welt zu sein.

Später haben wir erst einmal ausgiebig in unserem Ehebett gefrühstückt. Das Baby lag bei uns und ich war von Anfang an bei meinerFamilie und mußte Mutter und Kind nicht in einem Krankenhaus zurücklassen.

Thomas

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