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Geburt von Lia Katleen am 13.04.2000

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Am 13.4. mailte ich zunächst noch ein wenig durch die Gegend um mitzuteilen, dass ich noch immer dick und rund bin. Anschließend rannte ich für die obligatorischen 30 ml Urin auf die Toilette. Just in dem Moment, als ich mich vom WC erheben wollte, spürte ich so etwas wie einen kleinen Knacks und plötzlich lief es und lief und lief. Ich war zunächst völlig fassungslos, griff nach unten, sah, dass es wirklich kräftig läuft und rief nach meinem Mann. Da das Fruchtwasser so schwallartig abging, beschloss ich, dass ich mich doch lieber hinlege und das Becken hochlagere. Björn rief inzwischen einen Krankentransport, zog mir Schuhe an, schnappte sich die Kliniktasche und schon klingelte es an der Tür. Die Sanitäter konnten meine Angst gar nicht recht verstehen. Ach was, in der 39. Woche fiele die Nabelschnur eigentlich nie vor, zudem gratulierten sie uns, dass es doch nun losginge und das eine tolle Sache sei. Die waren richtig nett und gut drauf, ich verkündete trotzdem, dass ich erst nach einen CTG beruhigt sein werde. So schleppten sie mich durch das Treppenhaus, sehr zur Freude unserer überaus neugierigen Nachb*****aft, die sich z.T. nicht entblödete, in ihren geöffneten Wohnungstüren zu stehen und zu glotzen, von den Sanis aber recht b***** verscheucht wurde. Da Kiel zur Zeit voller Baustellen ist, beschloss man mit Blaulicht und Martinshorn zu fahren. Ich kam mir vielleicht blöde vor.... Immerhin verspürte ich unterwegs schonmal ein leichtes Ziehen in den Leisten, war mir aber nicht sicher, ob es eine Wehe war. Es war schon seltsam, zu wissen, das nun unweigerlich das Kind kommt, dass jetzt Wehen einsetzen müssen und sonst morgen eingeleitet wird. Letzteres wollte ich ja nun gar nicht.

In der Klinik wurde ich direkt in den Kreissaal gebracht und ans CTG gehängt, alles bestens. Das Ziehen waren wirklich Wehen, die aber wirklich kaum auf dem Papier sichtbar wurden. Na toll, dachte ich, sieht ja recht uneffektiv aus... Dann wurde ich noch untersucht, Muttermund ein bis zwei cm geöffnet, aber alles noch recht fest. Kopf sitzt optimal im Becken. Ich wechselte also die Hosen, wurde mit dicken großen Binden versorgt und zum Spazierengehen geschickt. Inzwischen war es ca. 13.15 Uhr. Schon auf den Treppen nach unten fand ich die Wehen recht schmerzhaft. Björn fuhr nochmal schnell mit dem Taxi nach Hause um ein paar Sachen zu holen. Alles was ich zur Vervollständigung auf die Kliniktasche gelegt hatte, hatte er in der Hektik einfach ´runtergeschmissen. Und wir hatten nichtmal Jacken mit. Ich drehte nun also derweil allein meine Runden um das Parkdeck der Klinik, hatte dabei recht schmerzhafte unregelmäßige Wehen (und bei jeder lief Fruchtwasser aus mir heraus), biss aber die Zähne zusammen und konzentrierte mich auf´s Atmen. Schließlich sollte es ja vorangehen. Um 14.00 Uhr fing es an zu regnen, so dass ich wieder Richtung Kreissaal ging. Auf den Treppen in den 1. Stock musste ich mich schon sehr auf das Atmen konzentrieren, so sehr taten die Wehen weh. Oben angekommen ließ ich mich auf dem Flur auf einen Sessel plumpsen und trank erstmal etwas. Ich hatte die ganze Zeit Mega-Durst!

Die Hebamme brachte mich dann ins Wehenzimmer, kurz darauf kam Björn zurück. Ich ließ mir nun einen Einlauf verpassen, soll ja wehenfördern sein... Zudem wollte ich Gewissheit, dass der Darm wirklich leer ist. Dadurch wurden die Wehen auch noch viel heftiger, so dass ich auf dem Klo schon gar kein Gefühl mehr hatte, ob ich muss, oder ob der Kopf drückt. Anschließend wurde das nächste CTG geschrieben. Ich schaffte es vor Schmerzen kaum auf die Liege, jede Bewegung schien eine Wehe auszulösen. Und ich hatte keine richtigen Pausen mehr. Auch ohne Wehe hatte ich einen Dauerschmerz vorne vor dem Becken, was, wie mir meine Nachsorgeebamme bestätigte, durch die Symphysenlockerung bedingt gewesen sein muss. Und das war richtig schlimm. Es war nun etwa 15.30 Uhr, die Untersuchung ergab: Muttermund 4 cm. Wir unterbrachen das CTG, weil ich nochmal zum Klo wollte – zur Sicherheit. Danach ging es gleich in den Kreissaal, wir schrieben das CTG weiter. Ich war frustriert, diese Wehen, die ich als so heftig empfand, waren nur winzig kleine Erhebungen – wenn überhaupt. Zudem fürchtete ich, dass es noch bestimmt drei Stunden so weitergeht, bis der Muttermund vollständig ist und wusste nicht, wie ich das Aushalten sollte. Damit ich in den Wehenpausen besser entspanne, gab mir die Hebamme eine Spritze mit Buscopan und noch irgendetwas, sie wusste ja nichts von der Symphysenlockerung und ich habe gar nicht daran gedacht. Vielmehr war ich die ganze Zeit am Fluchen, weil es so wehtat und war nicht gewillt, noch eine Bewegung mehr als nötig zu machen. Ich lag also auf der Seite auf dem breiten Bett und war einfach nur bemüht mit Unterstützung meines Mannes richtig zu atmen. Kurz vor 16 Uhr fand ich es nicht mehr zum Aushalten und fragte die Hebamme, wie lange wohl eine PDA brauchen würde. Mit Vorbereitung eine Stunde – ich solle doch erstmal schauen, wie die Spritze nun wirkt. Dummerweise konnte ich keinerlei Wirkung feststellen. Ich wurde aber aufgefordert, schonmal mein T-Shirt anzuziehen, das ich zur Entbindung tragen wollte. Ächz – das war mit Bewegung verbunden. Björn versuchte daher, mich möglichst sanft umzuziehen. Die Wehen waren oberheftig und fast pausenlos. Und ich war völlig verzweifelt und wütend, weil ich nicht wusste, wie ich das noch eventuell Stunden durchhalten soll. Da plötzlich fühlte sich alles etwas anders an. Ich verkündete der Hebamme, dass ich das Gefühl hätte schon pressen zu müssen, was doch nicht sein könne. Alles ist möglich, meinte sie. Ich sollte es versuchen. Und es wäre dann wohl Zeit, die Hose schonmal auszuziehen... Björn zerrte wieder an mir herum, die Hebamme wollte mich während einer Wehe untersuchen um mir etwas zu helfen. Mir war inzwischen alles egal. Und huuuups, mein Darm war übrigens doch nicht ganz leer – glücklicherweise war mir auch das egal. Ich war nur noch damit beschäftigt, in den Wehenpausen halbwegs tief zu atmen und dann zu pressen. Plötzlich wurde es hektisch. Die Hebamme rief eine Ärztin, mir wurde ein unglaublich schlechter Zugang gelegt – mein Unterarm ist jetzt, 11 Tage später, noch immer fast komplett grüngelbblau. Die Herztöne von Lia waren in den Wehen abgefallen und man erwog, die Wehen nochmal zu stoppen, damit sie sich erholen kann. Oh nein, nicht noch alles in die Länge ziehen.... Ich wurde nun von allen angefeuert, damit ich sehr tief atme, damit die Kleine mehr Sauerstoff bekommt. Ihre Herztöne kletterten dadurch in den Pausen in nullkommanix wieder auf 140, so dass es weiterging. Inzwischen mag es ca. 16.30 Uhr gewesen sein. Die Ärztin schmiss sich bei jeder Wehe auf meinen Bauch um mitzudrücken, Björn atmete laut mit und gab mir ständig Atemanweisungen und die Hebamme koordinierte den Rest. Ich habe es noch genau im Ohr – Arme in die Kniekehlen, Kopf auf die Brust, Augen zu, tiieeeef einatmen, Luft anhalten und drücken, drücken, drücken. Björn fragte sich zwischendurch mehrmals, wie man so lange die Luft anhalten kann. Aber es geht alles, wenn man weiss, wofür es gut ist. Irgendwann verkündete die Hebamme, man könne den Kopf schon sehen, noch später dann sollte in der nächsten Wehe das Baby da sein. Na gut, es dauerte noch eine weitere Wehe, dann wurde ich aufgefordert, die Beine lang zu machen – ich weiss bis heute nicht wieso. Eine Wehe kam noch und - flupp - war Lia da. Ich rappelte mich auf und konnte eigentlich kaum glauben, dass dieses kleine Geschöpf in mir drin war. Unglaublich. Sie lag da also erst zwischen meinen Beinen und wurde von der Ärztin und der Hebamme begutachtet und abgesaugt, man wollte sich wohl erst überzeugen, dass sie es gut überstanden hat, trotz des CTGs. Björn weinte vor Rührung und ich forderte, mein Kind auf den Bauch zu bekommen. Zudem hörte ich keine Schreien, die Hebamme versicherte mir aber, dass Lia atmet. Björn nabelte sie dann ab und sie landete auf meinem Bauch, wo sie auch sehr kräftig und laut zu brüllen begann.

Ich muss sagen, es war etwas ganz besonderes, die Kleine auf dem Bauch zu spüren. Ich konnte gar nicht glauben, dass dies das Wesen war, das ich in meinem Bauch gespürt hatte und das in mir gewachsen ist. Von totaler Verzückung kann jedoch nicht die Rede sein. Ich wurde zumindest nicht sofort von tiefsten Muttergefühlen durchflutet. Diese innige Liebe hat sich erst im Laufe der nächsten Tage entwickelt und ich glaube, das ist auch normal. Das heißt nicht, dass ich gleichgültig gewesen wäre, aber ich war so fassungslos und ungläubig gegenüber diesem kleinen Wunder, ich brauchte erst einige Zeit um zu begreifen, dass es wirklich wahr ist.

Tja, dann kam ja noch die Nachgeburt, das war nochmal eine kleine Wehe und sie fluppte heraus – nicht weiter schlimm. Anschließend erschien die Ärztin wieder und hat den Schnitt genäht, was ich sehr unangenehm fand. Der Riss in der Scheide ist unvernäht geblieben, glaube ich. Glücklicherweise ist das Baby im Arm eine hervorragende Ablenkung... Nach dem Vernähen wurde Lia dann das erste Mal angelegt. Und um ca. 19.45 Uhr ging es dann auf die Wöchnerinnenstation.

Alles in allem fand ich die Geburt nicht so schlimm, es ist schon arg schmerzhaft, aber durchaus zu überstehen gewesen. Allen mit Symphysenlockerung kann ich jedoch nur raten, sich beim Auftreten dieses Dauerschmerzes vielleicht doch eine PDA verpassen zu lassen. Lias Geburt war ja recht kurz, wenn es länger dauert, dann ist das schon recht unerträglich, da einfach die Entspannung fehlt.

Jedenfalls habe ich hier nun das mit Abstand süßeste Babymädchen der Welt – meiner hormondurchtränkten Meinung nach! Und dafür hat sich ohnehin alles gelohnt!

Birgit

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