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Geburt von Ronja am 30.03.1998

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Freesurfer

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Als ich Ronja erwartete, steckte ich gerade mitten im 2. Staatsexamen und hatte rund um den Geburtstermin einen bunten Strauss Termine für mündliche Prüfungen und Klausuren. Dank der Flexibilität des Staatlichen Prüfungsamtes der Uni Dortmund (hust) erhielt ich die Erlaubnis, eventuell eine (!) Klausur nachschreiben zu dürfen - gegen Attest natürlich. Ronjas errechneter Geburtstermin war der 22.3.98. Meine letzten beiden Klausuren vorher lagen 10 und 6 Tage vor dem Termin; 2 Tage nach dem Termin lag die erste mündliche Prüfung, und 8 und 16 Tage danach wieder Klausuren. Spannend bis zum letzten! Welche davon muss ich verschieben ???

Zum errechneten Termin hatte sich noch nichts getan. Da mein Frauenarzt gerade Urlaub machte, besuchte ich von da an also alle 2 Tage die Klinik zum Nachsehen. Die Zeit dazwischen verbrachte ich mit Lernen und Bibliotheksbesuchen. Am 24.3.98, zwei Tage nach dem errechneten Termin, ging ich zu meiner mündlichen Prüfung. Es war gottseidank nur eine 20-minütige; und sie lief perfekt. Den Rest der Woche tat sich immer noch nichts. 6 Tage nach Termin bekam ich zwar morgens erste leichte Wehen, die sich aber schnell wieder verabschiedeten. Auch Sex half nichts. Abends gingen wir noch auf eine Party - was soll man auch zuhause rumhocken ...

Am 7. Tag Überschreitung kam das schöne, lang ersehnte warme Frühlingswetter; und so verbrachten wir ein paar Stunden am Flussufer der Ruhr - 5 min Fussweg von der Klinik entfernt ... aber es tat sich weiter nichts.

An diesem Abend ging es dann aber doch endlich los ! So gegen 22-23 h kamen die Wehen, und sie kamen auch direkt recht schnell aufeinanderfolgend. Mein Mann litt gerade unter ersten Heuschnupfenattacken und legte sich schlafen, und ich rollte meinen dicken Bauch noch etwas auf dem Gymnastikball hin und her. Kurz nach Mitternacht kamen die Wehen inzwischen ca. alle 5 Minuten; und obwohl sie noch nicht so extrem schmerzhaft wurden, fand ich das doch Zeichen genug, aufzubrechen. Ich weckte meinen Mann und wir fuhren zur Klinik. In der Klinik machten sie erst mal ein CTG und bestätigten, dass es noch nicht richtig losginge. Der Muttermund war auch noch prima zu. Ich sollte mich oben auf der Station hinlegen und noch versuchen, zu schlafen. Wir hatten ein Familienzimmer gewünscht, und so konnte mein Mann sich auch dazulegen. Die Wehen machten munter in dem Abstand weiter, so dass an Schlafen nicht zu denken war. Sie wurden dann auch heftiger. Nachdem ich mich

zweimal übergeben musste, ging ich wieder runter zum Kreisssaal - ich wollte zum Entspannen gerne in die Wanne. Die Wanne war netterweise gerade frei (obwohl wir in der Nacht zu drei Frauen da waren), und ich bekam auf meinen Wunsch auch noch Akupunkturnadeln zur Entspannung gesetzt. In der Wanne liessen sich die Wehen etwas besser aushalten, weil der Körper nicht so schwer auflag. So vergingen Stunden. Ich habe nochmal brechen müssen und war verdammt schlapp. Der Muttermund zeigte eine winzige lächerliche Öffnung von 2 cm, und irgendwie ging es nicht voran. Wahrscheinlich war ich einfach zu erschöpft.

Die Hebamme meinte, wir müssten das Ganze jetzt mal etwas ankurbeln, das ginge ja so nicht weiter. Um meinen Kreislauf anzuregen, sollte ich einen Schluck Cola trinken (woraufhin ich wieder zweimal brechen musste), die Nadeln wurden gezogen, ich bin raus aus der Wanne und hab versucht, etwas auf und ab zu gehen. Die Wehen kamen aber nicht richtig voran, sie schwächten mich nur weiter. Auch am Muttermund tat sich nichts. Also wurde ich ins Bett gepackt, erst mal Kräfte sammeln, und kriegte per Tropf (sonst behielt ich ja nichts in mir) zwei Packungen Glukoselösung verpasst. Ich war inzwischen völlig hinüber und wollte einfach nicht mehr. Ich habe nur noch 3 Tage schlafen und dann erst weitermachen müssen wollen. Ging aber leider irgendwie nicht ). Nach dem Ausruhen bin ich noch mal auf und ab gelaufen, aber die Wehen

brachten nicht so recht was. Der Muttermund „klemmte". Ronja hatte schon seit Ewigkeiten mit dem Kopf so tief im Becken gelegen, dass alle staunten; und anscheinend trug das jetzt dazu bei, dass der Muttermund sich durch den starken Druck verkrampfte, anstatt einfach mal aufzumachen. Mein Mann war übrigens die ganze Zeit dabei, und obwohl ich keinerlei Berührung oder Gespräch aushalten konnte, half es mir sehr, dass er da war.

Inzwischen war es morgens - 8 Uhr ? 10 Uhr ? An der Uni Dortmund begann gerade eine Klausur ohne mich - ich hatte exakt einen Klausurtermin getroffen. Na immerhin musste ich mir keine Gedanken mehr machen, welche Klausur ich verschieben sollte ...

Da nun alles irgendwie nicht weiterging und ich immer mehr schlappmachte, stimmte ich zu, es mal mit dem Wehentropf zu versuchen. Ich kriegte die geringste Dosis verpasst, aber es schlug ein. Das war anscheinend der Stups, der nötig war, um es wieder in Gang zu bringen. Die Wehen wurden unglaublich überwältigend heftig; ich konnte vor Schmerz nur noch mit lautem Gejammer ausatmen, und innerhalb kürzester Zeit öffnete sich nun auch der Muttermund. Ich habe dann auch irgendein

schmerzlinderndes, krampflösendes Zäpfchen bekommen, ... Buskopan oder so ?

In die Wanne traute ich mich nach dem zu starken Entspannungseffekt nun nicht mehr, und so ging ich dann zur Austreibungsphase auf den Geburtshocker. Mein Mann setzte sich hinter mich auf die Bettkante, und ich lehnte mich in seinen Schoss und umklammerte seine Hände (manchmal, glaube ich, ziemlich heftig fest )). Das Pressen war ein seltsames Gefühl, weil der Druck viel weiter hinten im Becken lag, als ich erwartet hätte. Aber es schien ja so zu stimmen. Nach mehreren Presswehen war Ronjas Schädeldecke mit den dunklen Haaren zu sehen. Ich interessierte mich aber einen Dreck dafür, ich wollte nur, dass das alles vorbei ging. Der werdende Papa guckte schon eher interessiert. Also weiter pressen. Durch meine Erschöpfung kriegte ich aber nicht so lange Pressphasen hin, und es ging nicht weiter. Ronjas Kopf rutschte ein wenig vor und ein wenig wieder zurück, und das etliche Male hintereinander. Ronjas Herztönen nach zu urteilen liess sie das völlig kalt - kein Spur von Aufregung - ; ich schrie aber nur noch, dass ich nicht mehr könne. Mein Dammgewebe war wohl sehr schön fest und hielt auch gut, aber Ronjas Kopf kam halt nicht durch. Um also das Kind nicht ewig im Geburtskanal einzuquetschen, machte die Hebamme schliesslich doch einen Schnitt - ein Geräusch wie mit der Geflügelschere, uäh, aber gespürt habe ich nichts

davon - und dann, um 14:10 h, kam der Kopf und dann auch der Rest des Körpers. Na endlich !!! So einen kleinen Wurm plötzlich auf dem Bauch liegen zu haben ist schon

irre - bis eine Minute vorher war in meinen Gedanken nur Geburt, kein Baby. Wir waren überglücklich und auch verdammt erschöpft. Ronja (jetzt entdeckten wir, dass unsere Vermutung, dass es ein Mädchen sei, stimmte) lag ruhig auf meinem Bauch, schrie nicht, sondern blinzelte neugierig in die Welt.

Der stolze Papa durfte Ronja dann im selben Raum baden, während bei mir das Warten auf die Plazenta losging. Mit Nabelschnur durchschneiden war wohl nichts - sie war so kurz gewesen, dass sie bei der Geburt gerissen war. Als ob der Stress nicht gereicht hätte, kam dann natürlich die Plazenta nicht hinterher. Es blutete und blutete, und keine Ablösung. An der Nabelschnur ziehen, um die Ablösung zu forcieren, ging ja nicht. Also versuchte der (inzwischen anwesende) Arzt es mit einem plötzlichen Druck

auf den Bauch. Einzelteile der Plazenta und viel viel Blut spritzten durch den Raum, bis an die Heizung. Meinem Mann ist dabei wohl etwas schlecht geworden; das Ekeligste an der ganzen Geburt; aber ich war so schlapp, dass ich einfach habe machen lassen. Da ich nun schon eine ganze Masse Blut verloren hatte und die Plazenta als Ganzes wohl nicht rauskommen wollte, bekam ich also als Nächstes eine Vollnarkose und kam in den OP, wo die Plazenta manuell rausgelöst und alle Reste rausgeschabt wurden. Den Schnitt haben sie bei der Gelegenheit dann auch gleich genäht. Mein Mann kam sich dann wohl doch etwas verlassen vor, mit dem neuen Baby auf dem Arm und der ihm weggenommenen Frau. Ronja hat aber weiter unheimlich neugierig rumgeguckt, bis sie dann irgendwann eingeschlafen ist.

Als ich 2 h später im Kreisssaalbett wieder wach wurde, lag die kleine schlafende Maus auf jeden Fall neben mir, und nachdem nun wirklich alles geschafft war, konnten mein Mann und ich uns richtig zusammen freuen. Auf den Champagner, den wir uns mitgebracht hatten, hatten wir allerdings beide keine Lust ...

Tja, was kam noch. Ich blieb 5 Tage in der Klinik und wurde dort wunderbar von den Schwestern beim Stillen unterstützt. Ronja schlief lieber bei mir im Bett als in ihrem Bettchen, was kein Problem war. Mit Wickeln und so weiter klappte auch gut - wir wurden ein eingespieltes Team. Als ich 3 Tage nach der Geburt telefonisch dem Prüfungsamt bescheid gab, weswegen ich die Klausur verpasst hatte, regten die sich riesig auf, dass mein Mann noch nicht mit einem Attest vorbeigekommen war - ich habe mir dann am selben Tag noch eins ausstellen lassen und denen geschickt. Man kann es einem auch künstlich erschweren ! 8 Tage nach der Geburt habe ich dann auch die nächste Klausur wieder mitgeschrieben (eine Stillpause habe ich dabei übrigens nicht durchsetzen können) - wieder mit sehr gutem Ergebnis. Der Dammschnitt war ganz gut auszuhalten, nur beim Sex habe ich leider noch 6 Monate lang Schmerzen gehabt, aber inzwischen ist alles problemlos. Alles in allem habe ich mich in der Klinik trotz Komplikationen sehr gut betreut, informiert und nicht übergangen gefühlt (war übrigens in Essen-Werden). Aufgrund der ganzen Problemchen werde ich jetzt auch zur zweiten Geburt wieder in eine Klinik gehen; ist mir doch sicherer. Diesmal (noch 5 ½ Wochen bis zum errechneten Termin) wird es eine Klinik in Freiburg sein - mal sehen, wie es mir hier ergeht. Was noch zu sagen ist: Es stimmt definitiv NICHT, dass man die ganze Geburt vergisst, wenn das Kind einmal da ist - aber sie relativiert sich. Es ist es allemal wert. Und geht so schnell rum. Angst vor der nächsten Geburt habe ich keine - muss ja sein, nicht wahr, und dann ist es endgültig geschafft !

Und allen, die das hier lesen, wünsche ich noch gute Erfahrungen bei Schwangerschaft, Geburt und Eltern-Sein.

Jana

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