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Geburt von Jonas am 16.01.2001

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Freesurfer

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Jonas ist mein drittes Kind und sollte, wenn alles gut geht zu Hause auf die Welt kommen. Die erste Geburt von Florian war eine Katastrophe und fand im Krankenhaus statt. Damals war ich unsicher wie ich war, bei den ersten stärkeren Wehen ins Krankenhaus gefahren. Das Kind war aber noch nicht im unteren Becken. Nach einer Nacht mit leichten Wehen, Wehenzäpfchen, Öffnung der Fruchtblase, Wehentropf, vergeblichen Versuchen mit der Saugglocke, kam er dann schließlich am nächsten Abend per Kaiserschnitt zur Welt. Mir ging es nach der Geburt sehr schlecht, da ich viel Blut verloren hatte, Dammschnitt und seelisch sehr daran zu knabbern hatte. Mein Mann allerdings

auch.

Eigentlich wollte er nach diesem traumatischen Erlebnis, es gab auch von Seiten des Krankenhauses und der Hebamme keine Möglichkeit diese Geschichte zu verarbeiten, kein Kind mehr. Ich hatte mir aber schon im Krankenhaus geschworen, als der Arzt mir sagte, ich solle meine nächsten Kinder alle per Kaiserschnitt bekommen, nie mehr in einem Krankenhaus zu entbinden, sondern andere Wege zu suchen.

Ich suchte dann nach drei Jahren den Kontakt zu einer Hebamme in einem Geburtsvorbereitungszentrum. Ich war damals das zweite Mal schwanger. Diese Hebamme hat sich viele Stunden Zeit genommen, meine Erlebnisse und Ängste ernst genommen und das zweite Kind solte zu Hause geboren werden. Laura wurde dann ambulant in einem sehr schönen Kreissaal mit Hebamme und Stationsärztin entbunden. Ich wollte damals irgendwann eine PDA und deshalb gingen wird für ein paar Stunden ins Krankenhaus. Ich danke noch heute meiner Hebamme, dass sie vor der Kreissaaltür sich dafür einsetzte, dass ich das Kind doch noch ohne Kaiserschnitt bekomme. Sie hat mir die Zeit gelassen, die wir brauchten. Das Wochenbett zu Hause habe ich sehr genossen. Es war für mich und meine Familie ein geschützter Raum, in der sich Laura langsam an die Welt außerhalb des Bauches gewöhnen konnte und ich langsam wieder mich von dem doch sehr existentiellen Erlebnis der Geburt erholen durfte.

Drei Jahre später war ich wieder schwanger und Jonas sollte wieder zu Hause geboren werden. Diesmal sollte es klappen. Doch ganz so einfach war es auch nicht. Wochenlang vorher hatte ich Wehen und glaubte es geht los. Zehn Tage nach dem errechneten Termin sollte es dann endlich soweit sein. Meine Hebamme hatte mir schon Rizinusöl gegeben, aber ich wollte keine künstliche Einleitung. Viel Spazierengehen mit dem riesigen Bauch, Badewanne, wir haben die Kinder auch mal bei Oma und Opa schlafen lassen in der Hoffnung, dass ich endlich das Kind loslassen kann, Streit mit meiner Hebamme, die die häufigen Fehlalarms leid war. Endlich war ich an einem Punkt an dem ich auf alles und jeden sauer war: Auf die Hebamme, auf das Baby in meinem Bauch, auf die Schwangerschaft und Geburt. Ich war soweit, dass ich beschloß noch höchstens 7 Tage zu warten und dann im Krankenhaus einzuleiten um den **** hinter mich zu bringen.

Und lag in der Badewanne und heulte mich so richtig aus und dann ging es in der Nacht darauf so richtig los. Ich bekam schöne Wehen und veratmete sie tapfer bis zum Morgen, rief dann die Hebamme an, die Wehen gingen weiter und der Muttermund öffnete sich schön. Ich freute mich auf diese doofen Wehen, die doch weh taten, aber jede würde mich ein Stück weiter bringen. Mittags stagnierten die Wehen, Krise (was jetzt). Ich ging in die Badewanne, die Fruchtblase platzte, heftige Wehen setzten ein. Leider hielt ich es nicht lange in der Wanne aus. Ich ging ins Bett und bekam Panik, da es kaumWehenpausen gab. Meine Hebamme schaffte es, mich wieder in meine wütende

Stimmung zurückzuholen und mit dem stereotypen Satz "Ich schaff dass." habe ich tatsächlich daran geglaubt und die Panik konnte nicht mehr in mein Bewußtsein dringen. Irgendwann setzten die Presswehen ein, die ich im

Vierfüßler von meinem Mann gehalten machte. Das Köpfchen kam dann, sodass ich es fühlen konnte und nachdem ich es geschafft hatte gegen den Schmerz im Scheidenbereich anzupressen war es endlich draußen. Der Rest des Kindes kam dann bei der nächsten Wehe. Ich war so glücklich und stolz es geschafft zu haben aus eigener Kraft, dass ich im Nachhinein wieder ein Stück meiner Würde und meines Selbstbewußtseins wieder hatte. Denn die Kaiserschnittgeburt beim ersten Kind empfand ich irgendwie entwürdigend, da man sich wie ein Stück Vieh vorkommt, und hinterher Mühe hat, wieder zu sich selbst zu finden.

Das Wochenbett zu Hause war wieder sehr friedlich für alle und wir sind dann als die anderen Kinder nach Hause kamen zu einer guten neuen Gemeinschaft zusammengewachsen. Ich danke noch heute meiner Hebamme und meinem Mann, dass sie mich begleitet und bis zum Schluß zu mir gehalten haben. Ich danke aber auch Gott, dass meine Kinder das ganzen Geburtstheaters so gesund überstanden haben, denn die Gesundheit des Kindes geht auch bei der Hausgeburt vor allem. Ich habe aber auch kapiert, dass Geburt etwas ist, was man ganz allein machen muß egal wo und dass ich mir erhofft habe durch die medizinische Hilfe, aber auch durch die Hebamme etwas davon abgenommen zu kriegen. Ist aber nicht so. Ich kann euch zur Hausgeburt nur ermutigen, wenn es möglich ist.

Claudia

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