Geburt von Jeremy-Louis am 26.07.1999

[Freesurfer]

Ich habe mich für die Vorsorge zu Hause entschieden. Sandra, die Hebamme und Ihre Kollegin Britta kamen alle 4 bzw. alle 2 Wochen zur Kontrolle. Soweit lief alles reibungslos. Bluttests hat meine Hausärztin übernommen, zum, Ultraschall sind wir ins Krankenhaus gefahren. So ging bis zur 35. Woche alles gut. Meine Ärztin (die Hausärztin übernahm die Bluttests) war dann aber so gar nicht mit meinen Eisenwerten im Blut zufrieden. Deshalb beschlossen Sandra (meine Hebamme) und ich, vorsichtshalber in das Krankenhaus Schmalkalden zu fahren und das Baby messen zu lassen. Außerdem wollten wir eine andere Meinung zu den Blutwerten hören, zumal ich seit Tagen heftige Wehen hatte. Das war in der 36. Schwangerschaftswoche (SSW). Ich hatte ja eigentlich noch fast 5 Wochen Zeit.

Im Krankenhaus angekommen, wurde ein Ultraschall und ein Dopplerultraschall gemacht. Der Kopf war bereits so tief im Becken, dass mir ein Keilkissen unter den Hintern geschoben wurde um den Kopf messen zu können. Das Gewicht des Babys lag bei etwa 2800g (+/- 300g). Die Versorgung war optimal, das Baby reif. Wir bekamen grünes Licht. Das heißt, das Baby durfte auch jetzt schon daheim zur Welt kommen. Die Blutwerte befand die Ärztin für völlig in Ordnung. Sandra und ich waren beruhigt. Man wünschte uns alles Gute und sagte noch, es könne jeden Augenblick losgehen. Was sie nicht sagen...

Der Termin (20.7.99) rückte näher. Aber auch als er da war, tat sich nichts. Am 24.7. morgens, standen meine Eltern vor der Tür um mit mir meinen eigenen Geburtstag zu feiern. Wir war es eigentlich gar nicht recht, aber man stößt den Eltern nicht gern vor den Kopf, oder? Also organisierten wir eine kleine Feier. Wehen hatte ich keine - noch nicht. Aber am späten Nachmittag sollte sich das ändern. ich bekam Wehen, die so völlig anders waren, als jene, die ich bisher hatte. Trotzdem ignorierte ich sie, hoffte aber, daß meine Eltern ihren Enkel noch sehen können bevor sie am 25.7. vormittags wieder abreisen.

Der 25.7. kam. Es war wohl 8 Uhr morgens. Ich hatte immer noch Wehen und der Schleimpfropf ging blutig ab. Sollte es doch was werden? Sicher war ich mir überhaupt nicht, denn Felix wurde eingeleitet geboren und den anderen beiden Geburten ging ein Blasensprung voraus. Aber die Fruchtblase war ja noch ganz! Komisch war mir schon, aber so richtig dran glauben konnteich nicht. Meine Eltern kamen noch vorbei um sich zu verabschieden. Sichtlich traurig, dass ihr Enkel nun doch noch nicht da war, verließen sie uns gegen 11 und fuhren nach Hause - 320 km entfernt. Die Wehen blieben - unregelmäßig mußten sie zwar beatmet werden, aber zum Kinderkriegen war das nichts. Wir gestalteten den Tag normal, um die anderen drei nicht zu verunsichern. Dem Großen jedoch, 8 Jahre alt, sagten wir, dass unser Baby wohl bald kommen wird - ja dass es sogar sein kann, dass es da ist, wenn er morgens aufwacht. Ich beatmete ruhig weiterhin die Wehen. Meine Tochter stutzte - Papa erklärte ihr, dass unser Baby nun bald kommen möchte und Mama ihm auf dem Weg hilft mit tiefen Luftholen. Das hatte sie wohl verstanden, denn Jasmin war sehr besorgt und fragte dauernd ob es mir denn gut geht oder ob es sehr weh tut.

Als es dann aber am frühen Abend noch immer nicht besser wurde, verabredeten Sandra und ich einen Termin für 20 Uhr. Wir brachten die großen, wie gewohnt ins Bett. Sandra kam 20:10 Uhr. Ich hatte noch immer Wehen, äußerst unregelmäßig zwischen alle 5 und alle 20 Minuten. Der Muttermund war gerade 2-3 cm auf und ein Saum war auch da. Prima, wie lange soll ich denn da

noch herumwehen? Sandra und ich gingen eine Runde spazieren. Eine Stunde später waren wir wieder daheim. Muttermund 3-4 cm und säumig. Sandra fuhr also auch noch mal heim, um etwas zu schlafen.

Ich legte mich gegen 23 Uhr in die Wanne. Aber dort hielt ich es keine 10 Minuten aus. Nicht wegen der Wehen, es war einfach unbequem - ich fand keine richtige Position um klar zu kommen. Also stieg ich wieder raus. Und dann kam es hammerhart, es fing an richtig weh zu tun und mußte nun erst recht veratmen. Ich konnte nicht mal mehr Sandra anrufen, das musste Thomas tun. Während wir auf Sandra warteten, richteten wir unser Wohnzimmer für die Geburt her.

23:45 Uhr war Sandra wieder da. Die Wehen kamen nun zwischen alle 5 bis alle 1 Minute. Aber der Muttermund war noch nicht weiter als 6 cm. Auch der Saum war noch da. Von nun an musste ich aber mächtig atmen, wollte ich mit den Wehen fertig werden. So etwa gegen 1:30 Uhr hatte ich keine Kraft mehr. Ich fing an zu heulen. Sandra mischte sich in der ganzen Zeit nicht ein, ließ mich gewähren. Thomas wunderte das, denn bei den beiden KH-Geburten wurde ich immer angehalten nicht zu heulen, sondern zu atmen - was mich oft durcheinander brachte. Sandra aber sagte zu Thomas:" Laß sie machen. Es ist gut so. Das Baby bekommt so besser Luft, als wenn wir sie zwingen einen Atemrhythmus zu folgen."

2 Uhr morgens sagte ich schließlich, dass das Baby jetzt gleich kommen will. Sandra weitete den Muttermund mit dem Finger. Daaaaas tat weeeeeehhhh! Ich fand durch diesen Schmerz nicht mehr in den Rhythmus. Also ließ sie es und wir wollten das erste Pressen versuchen. Aber vorher musste noch eine Tafel Schokolade dran glauben. 1. Presswehe - Sandra saß im Nassen. Die Fruchtblase war gesprungen. 2 weitere Presswehen, 20 Minuten, dann war das Köpchen da. Nun noch einmal und Jeremy war geboren. Er hatte die Nabelschnur leicht um den Hals, Sandra wickelte sie ab und ich bekam ihn - anders als im Krankenhaus -sofort auf den Bauch. Jeremy schrie nicht, gluckste nur herum. Der große Protest in Form von kräftigem Geschrei kam, als Sandra nur mal schauen wollte, wie er denn aussieht (Apgar nach 5 und nach 10 min.)Die Nabelschnur ließen wir auspulsieren, dann durfte Thomas sie durchschneiden.

Da war er nun: Unser Sohn! Wir durften erstmal schmusen. Die Plazenta kam auch bald und war vollständig. Nach ca. 1 Stunde wurde Jeremy gemessen, gewogen und mit klarem Wasser gewaschen. So behielt er seinen unheimlich schönen Duft. Unser Sohn war 3400g schwer, 52 cm groß und einen Dickschädel von 35 cm. Und er war gesund.

Mir ging es prima. Ich blieb noch liegen, hatte meinen Sohn zum ersten Stillen, als Thomas mit Kaffee und Kuchen für alle drei kam. Sandra machte ihren Papierkram. Später wurde ich noch genäht, denn um einen Schnitt (diesmal aber nur ca. 0,5 bis 1 cm lang statt im Kh mit 3 bis 10 cm) bin ich auch diesmal nicht drum rum gekommen. Aber das alles ist halb so schlimm - Sandra hat mir doch das schönste Erlebnis meines Lebens geschenkt. Sie hat mir mit ALLEM was nötig war trotzdem Zeit gelassen, bis ich bereit war! Danke Sandra!

Gegen 6:30 Uhr wurden die großen Kinder wach, begrüßten Ihren Bruder. Britta kam und nähte den Schnitt. Ich hatte nicht ein mal Probleme damit. Ganz lieben Dank, Britta!!! Nun war es Zeit etwas zu schlafen. Jeremy-Louis und ich verzogen uns ins Schlafzimmer und schliefen seelig ein....

Ich bedaure, dass ich nicht auch die anderen drei Kinder zu Hause bekommen habe.

Leona